Belgier will Prozessstrafe nicht bezahlen

Bruyneel ignoriert weiterhin US-Justiz

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Bruyneel ignoriert weiterhin US-Justiz"
Lance Armstrongs Teamchef Johan Bruyneel (rechts) ist lebenslang gesperrt. | Foto: Cor Vos

03.10.2019  |  (rsn) - Laut einem Bericht der USA Today versucht die US-amerikanische Regierung immer noch, ihr Geld von Lance Armstrongs ehemaligem Teamchef Johan Bruyneel zurückzubekommen. Der Belgier war von 1999 bis 2007 Sportlicher Leiter der Mannschaft, die bis 2004 von der staatlichen Post US Postal Service gesponsert wurde.

Die Behörden hatten sogar versucht, ihn vor seiner Haustüre in Spanien zu erreichen. Laut der US-amerikanischen Zeitung hat das Justizministerium einen spanischen Notar mit der Einforderung der Schuld beauftragt. Bruyneel wurde wie Armstrong auch vor sechs Jahren wegen Zivilbetrugs angeklagt und kassierte eine Strafe von 1,2 Millionen US-Dollar.

Der Belgier war im Verfahren nicht anwesend und nahm auch die vom spanischen Notar übermittelten Dokumente nicht an, als dieser vor seiner Türe in San Sebastian auftauchte. "Der spanische Notar konnte bestätigen, dass die Person, die die Tür öffnete, Bruyneel war, aber er lehnte es ab, die Dokumente anzunehmen", erklärte laut der Zeitung die US-Regierung in den Gerichtsakten.

Das Verfahren beruht auf dem Dopingskandal rund um das von Bruyneel geleitete US Postal Service Team, welches von 1999 bis 2005 sieben Tour-de-France-Siege einfahren konnte. Bruyneel wurde im letzten Jahr von einem Schiedsgericht als "Spitze der Pyramide eines der größten Dopingprogramme, die es in einem Sport je auf der Welt gegeben hat" bezeichnet.

Nach den Ermittlungen der USADA rund um Travis Tygart mischte sich die US-Regierung ein, indem sie im Namen des Postdienstes eine Zivilklage in Höhe von 32,3 Millionen US-Dollar für das von 1999 bis 2004 betriebene Sponsoring des Radsport-Teams einreichte. In der Klage argumentierte die Regierung, dass der Postdienst niemals bezahlt hätte, wenn er gewusst hätte, dass Armstrong und Bruyneel illegale Dopingoperationen durchführten.

Die Regierung erreichte mit Armstrong 2018 eine Einigung. 6,65 Millionen Dollar bezahlte der Texaner, der zuerst versuchte die Klage anzufechten, sich dann aber entschied, die Summe zu bezahlen, um die Klage abzuweisen.

Bruyneel spielt auf Zeit

Bruyneel hingegen ignorierte die Klage seit 2014 und spielte anscheinend damit, dass die US-Regierung ihn im Ausland als in Europa lebenden Belgier nicht zivilrechtlich verurteilen konnte. Er reagierte damals nicht mehr auf den Fall und wies seine Anwälte an, sich als Vertreter zurückzuziehen.

Infolgedessen wurde im vergangenen Jahr ein Versäumnisurteil in Höhe von 1,2 Millionen US-Dollar gegen ihn wegen ungerechtfertigter Bereicherung auf Kosten des Postdienstes verhängt, das auf der geschätzten Höhe der Entschädigung beruhte, die er durch Postdienstgelder erhalten hatte. Nun steht die US-Regierung aber vor dem Problem, das Geld einzukassieren.

"Er kann so lange weiterlaufen, wie er möchte, aber dieses Urteil wird ihn letztendlich einholen", sagte Paul Scott USA Today gegenüber. Scott war in diesem Fall als Anwalt von Floyd Landis im Prozess involviert. Der ehemalige Edelhelfer, selbst disqualifizierter Gewinner der Tour de France 2006, stellte sich als sogenannter Whistleblower der Regierung zur Verfügung.

Eine letzte Chance bekam Bruyneel noch vom Justizministerium, um am Verfahren teilzunehmen. "Die Vereinigten Staaten möchten Bruyneel die letzte Gelegenheit geben, an dem Verfahren teilzunehmen und gegebenenfalls die Aufhebung des Versäumnisurteils gegen ihn zu beantragen oder auf andere Weise auf den Antrag auf Versäumnisurteil zu reagieren", so die Anwälte des Justizministeriums in Gerichtsakten.

Sollte Bruyneel weiterhin nicht antworten, so die Regierung, würde sie versuchen, den Aufenthalt aufzuheben. Es ist jedoch nicht klar, was dann passieren wird. Die Regierung "versucht lediglich, jeder denkbaren Ausrede zuvorzukommen, die Bruyneel in Spanien geltend machen möchte, dass ihm keine angemessene Gelegenheit geboten wurde, die gegen ihn erhobenen Ansprüche in den USA zu bestreiten", sagte Scott.

Weitere Radsportnachrichten

31.12.2025Hollmann gibt jeden Tag sein Bestes, um wieder fit zu werden

(rsn) – Mehr als sieben Monate nach seinem schlimmen Sturz beim Giro d’Italia, bei dem er auf der 6. Etappe gegen ein Verkehrsschild geprallt war und sich den Arm und das Becken gebrochen hatte, t

31.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

31.12.2025Lipowitz: “Meine Werte waren bei Dauphiné besser als in der Tour“

(rsn) – Erleichtert wirkt Florian Lipowitz, als er am späten Nachmittag des 10. Dezember die Halle der Central Studios in Binissalem auf Mallorca verlässt. In den letzten drei Stunden musste der 2

31.12.2025Pogacar beendet ein weiteres Jahr der Superlative

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) war – mal wieder – der überragende Fahrer der Saison. Der Slowene gewann im Sommer zum vierten Mal die Tour de France und verteidigte im Herbst

31.12.2025Edmondson hängt zum Jahresende das Rad an den Nagel

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

31.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

31.12.2025Reusser in neuen Sphären: “Glück ist Realität minus Erwartung“

(rsn) – Mehr als doppelt so viele Punkte wie die nun zweitplatzierte Vorjahresgewinnerin Elise Chabbey (FDJ – Suez): Marlen Reusser (Movistar) war 2025 die unangefochtene Nummer 1 im RSN-Jahresran

31.12.2025Die Strassacker-Trophäe zur RSN-Jahresrangliste 2025

(rsn) – Seit inzwischen 18 Jahren blicken wir von radsport-news.com in Form unserer RSN-Jahresrangliste auf die Saison der Radprofis aus Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz zurück u

30.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

30.12.2025Van Aert: Cross-WM nur bei Chance auf den Titel

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) wird kurz vor den Belgischen Cross-Meisterschaften über einen möglichen WM-Start entscheiden. Das bestätigte sein Trainer Mathieu Heijboer gegenübe

30.12.2025Del Grosso wird in Diegem zum ´Mini-Mathieu´

(rsn) – Das Trikot des Niederländischen Meisters mit dem Sponsorennamen Alpecin in großen Lettern auf der Brust, dazu die oft verpönte weiße Rennhose: Diese Beschreibung trifft in diesem Crosswi

30.12.2025Pieterse bleibt in Diegem trotz Platten vor Schreiber

(rsn) – Fünfmal startete Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) in dieser Crosssaison – jedesmal in Weltcuprennen, bei denen die Niederländerin jeweils unter die besten Fünf kam. Gleich bei ihrem

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Antwerp Port Epic (1.1, BEL)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)