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31.08.2019 | (rsn) - Schon seit der Tour de France sorgt das Team Movistar für beste Unterhaltung, auf und neben der Rennstrecke. Vor allem zwischen dem zum Jahresende scheidenden Nairo Quintana auf der einen Seite und Teamurgestein Alejandro Valverde und Teamchef Eusebio Unzue auf der anderen scheint es einige Spannungen zu geben. In Frankreich hagelte es bereits heftige Kritik in Richtung Quintana, der nach Auffassung von Valverde und Unzue auf einer Bergetappe das Team für sich habe arbeiten lassen, um dann am Ende einzubrechen. Der Vorwurf: Quintana hätte nicht mitgeteilt, dass es ihm nicht gut gehe. Quintana widersprach und gewann ein paar Tage später noch eine Etappe.
Auch bei der Spanien-Rundfahrt, wo Valverde und Quintana erneut Seite an Seite fahren, gab es ein paar Uneinigkeiten. Valverde kündigte nach der ersten Bergetappe am Alto de Javalambre an, dass Quintana weiterhin der Teamkapitän sei. Und das wenige Minuten, nachdem Valverde seinen “Kapitän“ ins Hintertreffen gebracht hatte.
Dieser war vier Kilometer vor dem Ziel der 5. Etappe aus der Verfolgergruppe heraus davongezogen und ging nach eigenen Worten davon aus, dass Quintana seinem Antritt folgen konnte. Das war aber nicht der Fall. Stattdessen hefteten sich Primoz Roglic (Jumbo - Visma) und Miguel Angel Lopez (Astana) an das Hinterrad des Vuelta-Siegers von 2009. Doch selbst, als Valverde bemerkte, dass sein Kapitän zurückgefallen war, machte er weiter Tempo. Was man aber auch zum Teil verstehen konnte.
Denn Lopez hatte sich kurz zuvor nach vorne verabschiedet und Valverde versuchte, mit Roglic im Schlepptau nachzusetzen. “Da gab es einiges an Unverständnis aus Kolumbien. Wäre Lopez nicht davongezogen, dann hätte ich natürlich auch nicht so nachgesetzt. Aber er ist ein so gefährlicher Fahrer, auf ihn darf man keine Zeit verlieren“, erklärte Valverde nun.
Am Tag darauf meldete sich Quintana, in der Gesamtwertung noch wenige Sekunden vor Valverde liegend, zu Wort. Mit einer überraschenden Aussage, dass nämlich Valverde der Teamkapitän bei der Vuelta sei. "Wir hatten ein Meeting und Eusebio (Unzue, der Teamchef) hat das gesagt. Alejandro ist gut drauf und wir werden ihn unterstützen", erklärte Quintana gegenüber cyclingnews.com.
Quintana-Attacke: Teamstrategie oder Stichelei gegen Valverde?
Im Finale der 7. Etappe bei der schweren Bergankunft am Alto Mas de la Costa folgte schließlich die nächste Szene im Movistar-Schauspiel. Im 4,1 Kilometer langen und im Schnitt über zwölf Prozent steilen Schlussanstieg war es nämlich Quintana, der aus der vier Fahrer starken Spitzengruppe, zu der neben Valverde noch Primoz Roglic (Jumbo – Visma) und Miguel Angel Lopez (Astana) zählten, immer wieder attackierte und damit zwischenzeitlich auch Kapitän Valverde in Schwierigkeiten brachte. So ganz mochte die Fahrweise Quintanas nicht zu den zuvor getätigten Äußerungen passen. Man konnte sie viel mehr als kleine Spitze gegen Valverde und die Teamleitung verstehen.
Erst auf dem letzten Kilometer fuhr der Kolumbianer von der Spitze weg ein gleichmäßiges Tempo und da Attacken der Konkurrenz ausblieben, konnte Valverde seine Sprintstärke ausspielen und sich den Tagessieg sichern. Nach Etappenerfolgen steht es zwischen dem Weltmeister und dem auf der 2. Etappe erfolgreichen Quintana nun 1:1. In der Gesamtwertung aber überflügelte der 39-Jährige seinen zehn Jahre jüngeren Teamkollegen durch die Zeitbonifikation und nimmt nun Rang drei ein – elf Sekunden vor Quintana, der auf den letzten Metern noch sechs Sekunden verlor. Nach der Etappe war man bei Movistar auffällig um Einigkeit bemüht. “Es gibt überhaupt kein Problem zwischen Nairo und mir“, sagte etwa Tagessieger Valverde.
Dieser bezeichnete die Helferdienste von Quintana am Schlussanstieg als “brillant.“ Nach Aussagen des Spaniers sei die Taktik so geplant gewesen, wie man sie im Rennen umgesetzt habe. “Nairo hat versucht, mit seinen Attacken Roglic und Lopez zu distanzieren. Als dies nicht klappte, hat er ein konstant hohes Tempo angeschlagen, so dass ich später auf den Etappensieg gehen konnte“, erklärte Valverde. Und auch Quintana beschrieb es so: “Unsere Taktik war so ausgelegt, dass ich es zu Beginn mit einem Solo probieren sollte. Wenn dies keinen Erfolg haben sollte, dann würde man die Karte Valverde spielen, so wie es am Ende auch der Fall war“.
Valverde gibt sich bei der Kapitänsfrage diplomatisch
Angesprochen auf die Leaderposition äußerte sich Valverde ausweichend. “Es ist noch einiges zu fahren bei der Vuelta. Im Moment sieht es so aus, dass Nairo und ich uns unter den vier Anwärtern auf den Sieg befinden. Nairo hat gesagt, dass er will, dass ich der Kapitän bin. Aber er sollte sich noch nicht selbst aus der Verlosung nehmen. Er fährt richtig gut und hat das Talent für den Sieg“, fand der aktuelle Straßenweltmeister positive Worte. Vermutlich auch, weil der Routinier weiß, dass er im Team volle Rückendeckung hat, aber Quintana auch irgendwie besänftigen muss, so dass dieser ihm in entscheidenden Rennsituationen nicht in den Rücken fällt.
Quintana hingegen wich von seiner Äußerung, dass er Valverde als Kapitän anerkenne, nicht ab. “Alejandro liegt im Gesamtklassement vor mir, er ist etwas besser drauf und ich stehe zu dem, was ich anfangs der Woche gesagt habe, auch wenn wir von Tag zu Tag schauen“, fügte der 29-Jährige an. Man darf gespannt sein, wie der nächste Akt im Movistar-Theater ausgehen wird.
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