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02.06.2019 | (rsn) - Strahlend und völlig erschöpft zugleich, so bewegte sich Kathrin Hammes (WNT - Rotor) in Altenburg durch den Zielbereich der 32. Lotto Thüringen Ladies Tour. Die Freiburgerin taumelte von Umarmung zu Umarmung, von Gratulation zu Gratulation und trug dabei ein breites Grinsen von Ohr zu Ohr vor sich her. Sie hatte es geschafft: Was mit dem taktischen Sprung in die Ausreißergruppe auf der 1. Etappe in Gera am Dienstag begann, endete am Sonntag mit dem Gesamtsieg für die 30-Jährige.
"Mein erster Rundfahrtsieg", freute sich die sonst meist als Helferin eingesetzte Hammes als der Druck der vergangenen Tage als Gesamtführende abfiel. Einen Aufkleber mit dem Vermerk 'Es geht um die Wurst' hatten sie und ihre Teamkolleginnen sich vor dem Start der Schlussetappe auf den Lenker geklebt - als ob das nicht ohnehin allgegenwärtig in ihren Köpfen gewesen wäre.
Genauso hellwach wie schon an den Tagen zuvor bestritt Hammes auch den letzten Akt ihrer Triumphfahrt durch Thüringen. Bis zur Ziellinie gab sie Vollgas, um nicht durch einen unglücklichen Riss Fahrerfeld noch ihren Vorsprung von acht Sekunden gegenüber der Dänin Pernille Mathiesen (Sunweb) einzubüßen - das Gegenteil war der Fall: Hammes holte durch eben solch einen Riss sogar noch drei Sekunden heraus. Bis zum letzten Meter blieb sie hoch konzentriert, verzichtete sogar auf der gepflasterten, ansteigenden Zielgerade im Stadtzentrum von Altenburg auf eine Jubelpose. "Mir reicht meine innere Freude", sagte die ohnehin nicht besonders extrovertierte Soziologin.
Tageselfte bei Cecchini-SiegAls Tageselfte überquerte Hammes am Ende der 86 Kilometer langen Schlussetappe das Ziel, 39 Sekunden nach Tagessiegerin Elena Cecchini (Canyon - SRAM). Die Gesamtsiegerin von 2016 setzte sich im Sprint der neunköpfigen Ausreißergruppe des Tages vor Coryn Rivera (Sunweb) und Jolien D'Hoore (Nationalteam Belgien) durch. "Mir liegen diese technisch schwierigen Ankünfte und vielleicht ist Coryn etwas zu leicht für das Kopfsteinpflaster", erklärte die Italienerin, wie sie im kniffligen Finale von Altenburg die beiden Top-Sprinterinnen bezwungen hatte.
Cecchini sorgte damit nach Lisa Klein für den zweiten Etappensieg von Canyon - SRAM, das mit Christa Riffel auf Rang vier sowie Klein und Cecchini auf den Plätzen sieben und acht gleich drei Frauen in die Top 10 der Gesamtwertung brachte. "Ich freue mich, und es liegt nicht nur am Ergebnis des Tages, wenn ich dem Organisationsteam ein Kompliment für die schöne Rundfahrt mache. Ich liebe dieses Rennen", sagte Cecchini am Ende der hoch angesehensten Rundfahrt des Frauen-Kalenders, die nicht zur WorldTour gehört.
Daran, dass Hammes ihr Gelbes Trikot auf der Schlussetappe noch einmal souverän verteidigte, hatte auch ihr Team großen Anteil. Das nämlich machte im Hauptfeld Tempo, um die neunköpfige Ausreißergruppe des Tages, der auch die beiden Deutschen Romy Kasper (Nationalteam) und Liane Lippert (Sunweb) angehörten, nicht zu weit weg zu lassen - wobei durch die komfortable Situation in der Gesamtwertung bis zu sechs Minuten Vorsprung möglich gewesen wären, ohne Gelb zu gefährden. Gleichzeitig kam es Hammes entgegen, dass die Spitzenreiterinnen an den drei Zwischensprints sowie im Etappenziel alle Zeitbonifikationen wegnahmen, so dass Mathiesen gar nicht erst in Versuchung kam, um sie zu sprinten.
"Die Spitzengruppe war unsere liebste Variante"
Da deren Team Sunweb mit Rivera und Lippert vorne gut vertreten war und sich Hoffnung auf den Etappensieg machen durfte, führten ihre Teamkolleginnen im Feld nicht nach, um für Mathiesen vor den Sprints zum Zusammenschluss zu sorgen. "Eine Spitzengruppe in dieser Zusammensetzung war unsere liebste Variante. Dadurch fiel es meinen Teamkolleginnen leichter, die Verfolgung zu kontrollieren. Das haben Lisa und alle anderen absolut clever gemacht", so Hammes. Bis zu drei Minuten Vorsprung gönnte man den Ausreißerinnen, am Ende aber reduzierte sich der Abstand sogar noch auf unter eine Minute, doch zum Zusammenschluss kam es nicht mehr.
Cecchini gewann die Etappe, während der Siegerin vom Auftakt-Tag, ihre Landsfrau Barbara Guarischi (Virtu Cycling) im finalen Kopfsteinpflaster-Sprint die Puste ausging. Sie durfte sich trotzdem mit dem Gewinn der Punktewertung trösten, während Mathiesen die Nachwuchswertung und die Niederländerin Pauliena Rooijakkers (CCC - Liv) die Bergwertung gewann - und Hammes eben das Gelbe Trikot.
"Drei Bratwürste - für jede!", bestellte die Gesamtsiegerin im Zielbereich in die Kamera von Team-PR-Managerin Hannah Walker. Es ging eben um die Wurst.
Tagesergebnis:
1. Elena Cecchini (Canyon - SRAM) 2:10:32 Stunden
2. Coryn Rivera (Sunweb) s.t.
3. Jolien D'Hoore (Nationalteam Belgien) s.t.
4. Marta Lach (CCC - Liv) + 0:03 Minuten
5. Romy Kasper (Nationalteam Deutschland) + 0:03
6. Paula Patino (Movistar) + 0:05
7. Barbara Guarischi (Virtu Cycling) + 0:05
8. Emily Newsom (Tibco - SVB) + 0:07
9. Liane Lippert (Sunweb) + 0:13
10. Anouska Koster (Virtu Cycling) + 0:39
Endstand:
1. Kathrin Hammes (WNT - Rotor) 13:47:57 Stunden
2. Pernille Mathiesen (Sunweb) + 0:11 Minuten
3. Lourdes Oyarbide (Movistar) + 1:22
4. Christa Riffel (Canyon - SRAM) + 3:38
5. Beate Zanner (Maxx Solar Lindig) + 3:55
6. Ellen van Dijk (Nationalteam Niederlande) + 6:22
7. Lisa Klein (Canyon - SRAM) + 6:42
8. Elena Cecchini (Canyon - SRAM) + 6:43
9. Lisa Brennauer (WNT - Rotor) + 6:46
10. Marieke van Witzenburg (Jos Feron Lady Force) + 7:07
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