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17.05.2019 | (rsn) - Beim 102. Giro d’Italia haben am zweiten Tag in Folge die Ausreißer das Geschehen diktiert. Dabei sicherte sich Pello Bilbao (Astana) seinen ersten Tageserfolg bei einer GrandTour. Der 29-jährige Spanier, im letzten Jahr Giro-Gesamtsechster, kam nach einem präzise gesetzten Antritt kurz vor dem 1,3 Kilometer langen Schlussanstieg nach L’Aquila hinauf mit fünf Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Tony Gallopin (AG2R La Mondiale) und den Italiener Davide Formolo (Bora - hansgrohe) ins Ziel und machte mit dem bisher bedeutendsten Sieg seiner Karriere auch im Gesamtklassement Boden gut.
Hier verbesserte Bilbao sich vom 23. auf den elften Rang und verdrängte Auftaktsieger Primoz Roglic (Jumbo - Visma) auf Position zwölf. An der Spitze der Gesamtwertung gab es dagegen keine Veränderung. Nachdem er zwischenzeitlich zittern musste, behauptete der Italiener Valerio Conti (UAE Team Emirates) letztlich souverän sein Rosa Trikot.
“Es war ein sehr wichtiger Tag für mich. Es hat eine Weile gedauert, um endlich bei einer GrandTour einen Etappensieg zu feiern“, sagte Bilbao, der in der 13-köpfigen Ausreißergruppe auf gleich zwei Teamkollegen bauen konnte und deren Vorarbeit perfekt vollendete. “Das war nur möglich durch eine große Anstrengung des gesamten Teams. Danke an die Jungs. Wir haben hart gepusht um vorne zu bleiben und die Lücke gegenüber dem Feld zu halten.“
Dagegen musste sich Gallopin, der sich diese Etappe speziell herausgesucht hatte, mit Rang zwei begnügen, nachdem der Rest der ehemaligen Spitzengruppe auf Bilbaos Attacke zu spät reagiert hatte. “Wir haben bis zum Ziel gekämpft, es war ein komplizierter und herausfordernder Tag“, gestand der 30-Jährge und fügte an: “Ich habe an den Tagessieg geglaubt, habe alles gegeben, aber am Ende fehlten ein paar Sekunden.“
Dem starken Formolo, der bei den Ausreißern immer wieder für Tempo gesorgt hatte, blieb nur die Erkenntnis, dass alle seine Konkurrenten viel Respekt vor ihm hatten und deshalb nur auf die Attacken des 26-Jährigen reagierten. “Meine Beine wollten nicht mehr ganz mitspielen am Ende. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die alle gegen mich gefahren sind“, sagte er lächelnd im Ziel. “Wir haben es im Anstieg nochmals probiert, aber da waren die Beine nicht mehr gut. Es war vielleicht ein Fehler als erster da unten rein zu fahren“, analysierte der Bora-Profi dann selbstkritisch.
Conti: "Etappe war noch schwerer als erwartet"
Immerhin rückte auch der Vorjahreszehnte im Gesamtklassement weit vor, wo er nun zeitgleich hinter Roglic als Dreizehnter und damit bester Fahrer seiner Mannschaft geführt wird. Conti, dessen, nach der heutigen Aufgabe von Fernando Gaviria, auf nur noch sechs Fahrer geschrumpftes Team viel Arbeit leisten musste, um das Maglia Rosa zu verteidigen, führt jetzt nur noch mit 1:32 Minuten auf den erneut starken Spanier José Joaquin Rojas (Movistar), der wieder in der Ausreißergruppe zu finden war und sich zwischenzeitlich sogar Hoffnungen auf die Gesamtführung machen durfte, am Ende dann Tagessechster wurde. Er verdrängte im Gesamtklassement den Italiener Giovanni Carboni (Bardiani - CSF / +1:41) auf den dritten Platz. “Wir haben eine schwere Etappe erwartet, aber sie wurde dann noch schwerer als gedacht“, kommentierte Conti den mit einem Schnitt von mehr als 45 km/h gefahrenen Abschnitt.
Keine Änderungen gab es an der Spitze der Sonderwertungen, wobei Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) seine Führung in der Punktewertung ausbauen konnte und nun 46 Zähler vor dem Franzosen Arnaud Demare (Groupama - FDJ) liegt. Das in blau gehaltene Bergtrikot liegt weiterhin auf den Schultern von Giulio Ciccone (Trek - Segafredo), sein Landsmann Carboni hält das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers.
So lief das Rennen:
Am Ende der ersten 40 Kilometer entlang der Adriatinischen Küste und nach einigen vereitelten Ausreißversuchen holte sich Pascal Ackermann bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen bis zu 20 Grad den ersten Zwischensprint und damit zwölf weitere Zähler im Kampf um das Maglia Ciclamino. Kurz darauf gab sein bisher schärfster Konkurrent Gaviria den 102. Giro d’Italia das Rennen auf, wodurch der Pfälzer nun in der Punktewertung eine satten Vorsprung gegenüber seinen Verfolgern aufweist. Auch Roglic musste den Verlust eines wichtigen Helfers beklagen, denn der Belgier Laurens De Plus, der ihn vor allem in den Bergen hätte unterstützen sollen, stieg mit Knieschmerzen vom Rad.Ein großer Kampf brach dann um die richtige Besetzung der Fluchtgruppe aus. Bei einem 50er-Schnitt für die erste Rennstunde lösten sich gleich 19 Fahrer aus dem Feld. Da mit Bilbao zumindest ein im Gesamtklassement aussichtsreicher Kandidat dabei war, spannte Vincenzo Nibali fast sein gesamtes Bahrain-Merida-Team vor das Feld, so dass die Ausreißer nach einer kurzen, aber intensiven Aufholjagd 102 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen waren. Kurz zuvor sicherte sich der gestrige Etappendritte Rojas den zweiten Zwischensprint und drei Bonussekunden.
Als unmittelbar nach dem Zusammenschluss eine weitere Gruppe um Formolo, Thomas De Gendt (Lotto Soudal) und erneut Bilbao sowie Rojas in die Offensive ging, erhielten Contis Helfer von den Teams der Favoriten keine Unterstützung mehr. Das durch die Ausfälle von Gaviria und Molano geschwächte UAE Team Emirates tat sein Bestes, um den Schaden in Grenzen zu halten, so dass die insgesamt 13 Ausreißer den Fuß des einzigen kategorisierten Berges des Tages 53 Kilometer vor dem Ziel mit nur rund einer Minuten Vorsprung erreichten.
Formolo hatte in der Spitzengruppe Teamkollege Jay McCarthy bei sich, Astana war mit Bilbao, Dario Cataldo und Andrej Zeits gleich mit drei Fahrern vertreten. Dazu kamen noch Ruben Plaza (Israel Cycling Academy), Rojas‘ Teamkollege Antonio Pedrero, Mattia Cattaneo (Androni - Sidermec), Sebastian Henao (Ineos), Lucas Hamilton (Mitchelton - Scott) und Gallopin.
Bilbao hat den richtigen Riecher
De Gendt ließ sich bereits im unteren Teil des 8,8 Kilometern langen und im Schnitt 5,7 Prozent steile Anstieg Svolte di Popoli (2. Kat.) ins Feld zurückfallen. Der Rest der Spitzengruppe arbeitete aber weiter gut zusammen, wobei sich Bora - hansgrohe, Movistar und Astana in der Tempoarbeit ablösten, so dass der Rückstand der Verfolger an der Bergwertung fast zwei Minuten betrug und auf der folgenden Hochebene sogar noch etwas weiter anwuchs. Damit war Rojas erstmals virtueller Träger des Rosa Trikot.
Überraschend bekam Conti noch Unterstützung, denn auf den letzten 25 Kilometern übernahm Trek - Segafredo die Tempoarbeit im Feld. Prompt schrumpfte der Rückstand auf der Abfahrt nach L’Aquila hinein um mehr als eine Minute. Als es 9,5 Kilometer vor dem Ziel in einen drei Kilometer langen und nicht kategorisierten Anstieg hineinging, schrumpfte die Spitzengruppe schnell zusammen.
Hamilton, Formolo, Bilbao, Gallopin und Cattaneo erreichten den Gipfel gemeinsam und mit fast 1:30 Minuten Vorsprung auf das Feld. Rojas gelang auf den letzten vier Kilometer jedoch nicht nur der Anschluss - der Routinier setzte sofort den Konter, der knapp zwei Kilometer vor dem Ziel von Formolo vereitelt wurde.
Es war dann Bilbao, der unmittelbar vor dem Schlussanstieg davonzog und bis ins Ziel einen kleinen Vorsprung gegenüber seinen ehemaligen Begleitern behauptete. Im Sprint der Verfolger sicherte sich Gallopin noch Rang zwei vor Formolo, der im Finale die meiste Arbeit verrichtet hatte und dafür nicht belohnt wurde.
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