Enttäuschung über verpassten WM-Titel

Vom Vater vom Rad geholt: Brand weint bittere Tränen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Vom Vater vom Rad geholt: Brand weint bittere Tränen"
Lucinda Brand wischt sich auf dem Podium der Cross-WM in Bogense die Tränen weg. | Foto: Cor Vos

02.02.2019  |  (rsn) - Wer nach drei Stürzen am Rennende trotzdem nur neun Sekunden von der Gold-Medaille entfernt ist, der darf sich sicher sein: Stärker war an diesem Tag körperlich niemand. Doch das konnte Lucinda Brand nach den Weltmeisterschaften von Bogense in Dänemark kaum trösten - wahrscheinlich sogar im Gegenteil: Es war umso bitterer, den Sieg nur durch einige dumme Fehler verpasst zu haben. Silber ist, wenn man als Favoritin auf den Titel gestartet ist, eben doch die erste Verlierer-Medaille.

"Es war mental ein hartes Rennen. Ich fühlte mich stärker als der Rest und bin sehr enttäuscht", gestand die 29-Jährige nach dem Rennen in der Mixed Zone, was zuvor auf dem Podium ohnehin jeder sehen konnte: Brand wurde von ihren Emotionen übermannt, konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Die Niederländerin schien in Bogense die Stärkste zu sein, machte aber einige Fehler und wurde in der entscheidenden Phase des Rennens in der vorletzten Runde schließlich, als sie endlich die Führung übernommen hatte, ausgerechnet von ihrem Vater Fred Brand im Materialdepot vom Rad geholt und stürzte ein drittes Mal. "Ich hatte das Gefühl, die Kontrolle über das Rennen zu haben. Aber der Sturz im Depot war entscheidend", so Brand. "Mein Vater hat mein Rad einfach eine Sekunde zu früh aus meinen Händen genommen. Ich war noch im linken Pedal eingeklickt. Er hat das natürlich nicht mit Absicht getan und ist jetzt sauer auf sich selbst - wir können aber sicher weiterhin an Weihnachten zusammensitzen."

"Die Beste ist die, die am Ende gewinnt, oder?"

Brand jagte anschließend hinter der nun allein führenden Sanne Cant (Belgien) her, konnte die Lücke von sechs Sekunden aber nicht mehr schließen. "Ich war danach einfach aus dem Rhythmus, auch im Kopf", meinte Brand. Sie kam lediglich noch auf vier Sekunden heran und rollte schließlich enttäuscht mit neun Sekunden Rückstand ins Ziel. "Lucinda war die Beste, konnte wegen der Fehler aber nicht um den Sieg kämpfen. Das ist schade", meinte der niederländische Nationaltrainer Gerben de Knegt, doch Brand gab sich den Medien gegenüber als gewohnt gute Verliererin: "Die Beste ist die, die am Ende gewinnt, oder?"

Denn die 29-Jährige wusste auch, dass ihrem Griff nach Gold an diesem Samstag in Bogense nicht nur der Sturz im Materialdepot im Weg stand. Schon in der ersten von sieben Runden war sie in einer Linkskurve weggerutscht und gestürzt. Im zweiten Umlauf rutschte sie außerdem an einem tückischen Hang beim Laufen aus, bevor sie eine Runde später an derselben Stelle aufgehalten wurde, als dasselbe vor ihr Ellen Van Loy aus Belgien passierte. Auch das hätte sie verhindern können. "Ich hatte vorher entschlossen, zu warten, hätte aber mit Jolanda Neff weiterfahren sollen", so Brand selbstkritisch. 

Brand war ständig die Jägerin statt der Gejagten

Durch die Fehler in der ersten Rennhälfte jagte die dreifache Weltcup-Siegerin dieses Winters immer wieder ihren Kontrahentinnen hinterher und ließ auf dem windanfälligen Kurs unnötig viel Kraft. Und trotzdem wirkte sie physisch am stärksten.

Untröstlich war deshalb auch ihr Vater. "Jetzt weiß ich, wie sich Gerard Kemkers nach dem Wechsel von Sven Kramer fühlte", sagte er. Eisschnellauf-Ass Kramer lag bei den Olympischen Spielen 2010 über 10.000 Meter auf Goldkurs, als sein Trainer Kemkers ihn bei einem Bahnwechsel fälschlicherweise auf die Innenbahn lotste, was zur Disqualifikation führte.

Immerhin: Brand wurde nicht disqualifiziert, konnte nach Bronze 2018 diesmal Silber mit nach Hause nehmen - und Cross-Weltmeisterschaften sind im Gegensatz zu Olympischen Spielen ja nicht nur alle vier Jahre, sondern jedes Jahr. Die Chance auf Gold und das Regenbogentrikot kommt sicher wieder. 

Der Moment, als Brand im Materialdepot stürzte im Video:

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.12.2024Van der Poel gräbt den Schatz am Silbersee aus

(rsn) – Am Zilvermeer in Mol hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei seinem zweiten Saisoneinsatz den zweiten Sieg gefeiert. Dabei war der Weltmeister - obwohl er es in der Anfangsphas

23.12.2024Alvarado auch im Sand am Zilvermeer die Beste

(rsn) – Einen Tag nach ihrem Sieg beim Weltcup in Zonhoven war Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) auch im Sand von Mol erfolgreich. Im fünften Lauf der Superprestige baute die Nieder

23.12.2024Achtmalige Cross-Weltmeisterin Vos vor Comeback im Gelände

(rsn) – Erstmals seit fast zwei Jahren wird Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) wieder an einem Cross teilnehmen. Die 37-jährige Niederländerin plant für den 29. Dezember ihren Start beim Weltc

22.12.2024Van der Poel erteilt der Konkurrenz eine Lehrstunde

(rsn) – Er startete aus der dritten Reihe und lag schon nach etwas mehr als einer Minute in der ersten Abfahrt zur Kuil in Führung. Bei der Ausfahrt derselben setzte er sich unwiderstehlich ab: Mat

22.12.2024Van Aert muss seinen Cross-Auftakt verschieben

(rsn) – Am Montag hätten sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) beim Superprestige-Rennen in Mol das erste Mal in dieser Cyclocross-Saison geg

22.12.2024Alvarado mit kalten Händen zum achten Saisonsieg

(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in und an der berühmten Kuil den Cross-Weltcup von Zonhoven gewonnen. Nach einem spannenden Rennen verwies sie Zoe Bäckstedt (Canyon –

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

17.12.2024Pidcock verzichtet in diesem Winter auf Crossrennen

(rsn) – Tom Pidcock wird in diesem Winter auf Einsätze im Gelände verzichten. Das teilte der 25-jährige Brite auf Instagram mit. “Am Sonntag habe ich mir meinen ersten Cyclocross dieser Saison

15.12.2024Vanthourenhout gewinnt Weltcup-Spektakelcross in Namur

(rsn) – Beim Weltcup in Namur sorgten der schwere Kurs und der Regen für ein spektakuläres Rennen mit vielen Stürzen, Chaos und konstant neuen Situationen. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen

15.12.2024Alvarado rettet sich beim Weltcup in Namur vor Brand ins Ziel

(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in Namur bei nassen Bedingungen den dritten Weltcup der Saison gewonnen. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) fuhr nach schwachem Start

14.12.2024Vanthourenhout ist im Matsch von Herentals der König

(rsn) - Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat die X2O Badkamers Trofee in Herentals für sich entschieden und damit die Siegesserie seiner Mannschaft verlängert, die durch ihn und E

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine