Viele Rückschläge führten zum Aus von Aqua Blue

Denifl: “Unser Teamchef ist nicht der Böse“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Denifl: “Unser Teamchef ist nicht der Böse“"
Stefan Denifl (Aqua Blue Sport) | Foto: Cor Vos

01.09.2018  |  (rsn) – Nachdem er 2017 die Österreich Rundfahrt gewann und fast genau vor einem Jahr die Königsetappe der Vuelta für sich entscheiden konnte, folgte für Stefan Denifl (Aqua Blue Sport) ein absolutes Seuchenjahr 2018. Nachdem ihn Knieproblemen zu einer längeren Pause im Frühjahr zwangen, kam er dann in der Vorbereitung für die Österreich Rundfahrt nur schwer in Fahrt. Nach einem schweren Trainingssturz, bei dem er sich eine Gehirnerschütterung zuzog, verpasste er dann die Möglichkeit zur Titelverteidigung und lag im Krankenbett, als seine Heimtour an seiner Haustüre vorbeifuhr. Und auf dem Weg zurück zu alter Stärke und im Kampf um eine WM-Nominierung stellte nun seine irische Mannschaft den Betrieb ein.

"Das Ende war sehr überraschend“, kommentierte er gegenüber radsport-news.at. Während am Montag noch das Ende der Mannschaft zu Saisonende verkündet wurde, gaben die Veranstalter der Tour of Britain am Dienstagvormittag bekannt, dass das irische Team seine Meldung für die Rundfahrt auf der Insel zurückgezogen hatte. Langsam wurde deutlich, dass der Rückzug sich in einen kompletten Verfall verwandelte.

"Die Rennen sind jetzt komplett eingestellt", erklärte der 30-Jährige im Exklusivgespräch. Er gehörte zu jenen Fahrern, die auch noch 2019 einen Vertrag bei Aqua Blue Sport gehabt hätten. "Wenn du eine Option hast, dann sprichst du mit keinem anderen Team. Der Zeitpunkt jetzt ist alles andere als lässig, um ein neues Team zu finden", blickte der Österreicher enttäuscht auf die kommende Saison. Denn zusätzlich zum Kollaps des Teams sind durch die Reduzierung der World Tour Teamkader und den zwei Rennstallfusionen von BMC und CCC sowie von Roompot und Verandas Willems schon viele Fahrer auf Jobsuche.

"Es ist aber nicht so, dass unser Teamchef der Böse ist, wie es in vielen Medien jetzt geschrieben wird. Er hat zwei Jahre lang auch viel aus eigener Tasche bezahlt und in diesem Jahr ist wirklich viel gegen ihn gelaufen“, berichtete Denifl über die Situation um Aqua Blue Boss Rick Delaney: "Er hat eine tolle Passion für den Sport. Wenn du dann mit dem eigenen Geld drinnen bist und keine Einladungen zu den großen Rennen mehr bekommst, das Material nicht gut ist und vor kurzem auch die Fusion mit dem belgischen Team scheitert, dann nimmt das sehr viel der Freude für den Sport weg".

Vor allem die Rennradproblematik zog sich wie ein roter Faden durch die Saison des irischen Teams. "Wir haben durch das Material die ganze Saison gelitten. Weil die Kette einfach vom Rad fiel, verloren wir gute Ergebnisse. Teamkollegen bekamen teilweise Knieschmerzen durch die Räder“, erzählte der Österreicher. Einen neuen Radhersteller während der Saison zu finden, gestaltete sich nahezu unmöglich und eine weitere Zusammenarbeit mit dem aktuellen Ausrüster war nach einem Disput mit dem Teamchef nicht mehr möglich. “Darum wurden die Rennen gestrichen. Die ersparten Rennspesen stellen nun unsere Restgehälter dar“, sagte Denifl.

"Wir wollen Rennen fahren, aber es ist auch wichtig, dass wir unser Geld noch bekommen. Natürlich kennen wir als Fahrer nicht alle Details. Die Hauptgründe am K.O. waren wohl der gescheiterte Deal mit Sniper Cycling sowie der Radhersteller, der für riesige Probleme im Team sorgte“, führte der Tiroler aus. Ob die Fahrer der Mannschaft doch noch einige Rennen absolvieren können, beschäftigt auch den Weltradsportverband UCI: "Es könnte sein, dass wir über die UCI freigestellt werden, um auf eigene Kosten ein paar Rennen noch zu fahren. Im neutralen Trikot, aber das ist alles sehr unsicher, denn so einen Fall hat es noch nicht gegeben. Aber es ist klar, dass bis zur WM nicht mehr viel Rennen sein werden.“

Und vor allem im Hinblick auf seine eigene Nominierung für die Straßenweltmeisterschaften vor seiner Haustüre in Innsbruck ist das nicht gut für den Stubaitaler: "Ich muss noch mit dem Österreichischen Verband sprechen. In meinem Fall brauche ich einfach schnell eine Antwort. Ich weiß, es ist noch Zeit und ich kann mich auch ohne Rennen auf die WM vorbereiten. Das habe ich auch schon im letzten Jahr für die Österreich Rundfahrt gemacht. Das Hinausziehen der Nominierung bringt mir nichts, denn ich kann mich eh bei keinem Rennen mehr präsentieren“.

Der erfahrene 30-Jährige hat aber Verständnis für den heimischen Verband und die Nominierungsproblematik auf dem anspruchsvollen Kurs rund um Innsbruck: "Es ist schwer zu entscheiden, wer von den vielen dafür qualifizierten Fahrern nominiert wird, das verstehe ich. In meiner Situation brauche ich aber eine Information. Denn ich kann auch mit Höhentrainingslagern zu einer vernünftigen Form kommen“

 

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