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01.12.2017 | (rsn) - Philipp Walsleben hat, für viele überraschend, am Donnerstag das sofortige Ende seiner Laufbahn als Cross-Profi bekanntgegeben. Der 30-Jährige will sich künftig auf die Straße konzentrieren und hofft noch auf einen Vertrag für 2018. radsport-news.com sprach wenige Stunden nach der Bekanntgabe seines Abschieds vom Team Beobank-Corendon mit einem sehr aufgeräumten Ex-U23-Weltmeister über die Beweggründe seiner Entscheidung, Tendenzen im Cross-Sport und seine Hoffnung, in den kommenden 31 Tagen noch einen Vertrag für die Straßensaison 2018 zu ergattern.
Herr Walsleben, die Pressemitteilung Ihres Teams ist erst ein paar Stunden alt. Welche Reaktionen haben Sie bislang bekommen?
Philipp Walsleben: "Die wichtigsten Leute wussten es ja schon, und ansonsten hat mein Facebook immer wieder geblinkt. Aber ich habe noch nichts gelesen. Was ich mitbekommen habe ist, dass einige wohl denken, ich hätte für 2018 einen Vertrag bei einem Straßenteam. Aber: Ich habe noch nichts."
Sie haben sich von Beobank-Corendon getrennt, ohne eine andere Option zu haben?
Walseben: "Die Entscheidung ist gefallen, um mit dem Cross aufzuhören. Das Timing ist für einen Versuch auf der Straße nicht perfekt. Aber es ging eben primär darum, dass ich im Cross keine Zukunft mehr gesehen habe.
Ihr bisheriges Team fährt im Sommer auch auf der Straße. Wäre das keine Möglichkeit gewesen?
Walsleben: "Wenn ich geblieben wäre, hätte ich auch noch Cross fahren müssen, und dann ab Mai das Straßenprogramm. Aber ich möchte wissen, wie weit ich auf der Straße mit einer richtigen Vorbereitung und einem Team, das sich darauf konzentriert, kommen kann."
Sie waren lange Jahre ein Top-Crosser und sind in der Hackordnung auf der Straße deutlich weiter hinten angesiedelt. Ist es trotzdem finanziell lohnender, auf einen Vertrag bei einem Straßenteam zu hoffen?
Walsleben: "Finanziell clever wäre gewesen, den Vertrag zu Ende zu bringen. Der wäre ja noch 14 Monate gelaufen, nachdem wir ihn im März verlängert haben. Auch wenn mein Gehalt runtergegangen ist, wäre es bei einem Straßenteam wohl weniger. Da sprechen wir auch noch gar nicht über Geld, sondern erstmal darüber, überhaupt einen Platz zu bekommen. Und wenn überhaupt, dann geht es dann um den UCI-Mindestlohn. Aber im Cross habe ich gemerkt, dass das Geld auch nichts bringt, wenn es sportlich nicht mehr attraktiv ist oder Spaß macht."
Die Entscheidung wurde im Gespräch mit dem Team bereits am 13. November gefällt. Wie war die Zeit bis zur Bekanntmachung? Haben Sie darüber nachgedacht es rückgängig zu machen - zum Beispiel, als sie den deutschen Weltcup in Zeven im TV gesehen haben?
Walsleben: "Ich hatte wirklich keine negativen Emotionen. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mitgefahren wäre und es dann angeschaut und mich selbst nicht gesehen hätte, hätte ich das nicht toll gefunden. Ich will in der Sache eine Rolle spielen, und in den letzten Monaten ist es mir zu anonym geworden."
Welche Rolle hat das Team bei der Entscheidung gespielt? Haben Sie Unzufriedenheit gespürt?
Walsleben: "Nein, jedenfalls keine ungerechtfertigte. Wir verstehen uns gut und haben uns unterhalten. Aber ich wurde nicht in Richtung Abschied gedrängt - auf der persönlichen Ebene hätte es, glaube ich, beiden Seiten gefallen, wenn ich geblieben wäre. Aber ich habe für das Team keinen Mehrwert mehr, und ich fand es einfach nicht mehr haltbar. Wenn es nicht läuft, richtet man sein Leben ja noch mehr auf den Sport aus, und es wird ein ungesunder Kreislauf."
Das Jahr ist fast vorbei. Viel Zeit bleibt nicht, um für 2018 einen Vertrag zu finden. Wenn es nicht klappt, trainieren Sie das ganze Jahr und hoffen auf 2019?
Walsleben: "Ich denke, dass das keinen Sinn macht. Wenn ich ohne Saison in den Beinen nächstes Jahr nochmal anfrage, werden die Chancen nicht größer. Wenn ich mir also jetzt den 1. Januar als Deadline setze und nichts finde, wird der Fokus wohl voll auf etwas ohne Rad gelegt." (Walsleben studiert Medieninformatik im ersten Semester, Anmerkund der Redaktion)
Was schwebt Ihnen in Sachen Team denn vor?
Walsleben: "Verschiedenes. Für mich persönlich müsste es schon ein größeres Team sein, ProContinental oder WorldTour - was, wenn man es ausspricht, jetzt natürlich noch unwahrscheinlicher klingt. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, in eine Struktur zu kommen, in der ich dazulerne und mich entwickeln kann. Aber ich kann mir in einem bestimmten Umfeld auch vorstellen, in Richtung Ausbildung zu gehen und mit wirklich jungen Fahrern unterwegs zu sein."
Großes Team klingt auch noch nach großen Ambitionen. Gibt es Träume oder Ziele im Straßenradsport?
Walsleben: "Ich würde gerne noch große Rennen fahren, wie die Flandern-Rundfahrt. Aber das ist erstmal Träumerei. Ich weiß, dass ich wenn, dann Helfer wäre, würde diese Rolle aber gerne übernehmen. Das meiste geht über Empfehlungen und meine alten Teammanager haben Kontakte hergestellt, aber es ist eben spät und es kommen wohl etwa 30 Fahrer auf einen freien Platz - und mir fehlt die Erfahrung bei der Teamsuche, weil ich zehn Jahre lang immer am selben Schreibtisch saß, um wieder neu zu unterschreiben."
Warum sind die Ergebnisse in den letzten Jahren ausgeblieben? Sind Sie alt geworden, während sich der Sport so verändert hat, dass man ein junger, spritziger Typ wie Mathieu van der Poel oder Wout Van Aert sein muss, um zu gewinnen?
Walsleben: "Das ist gut zusammengefasst, ja. Ich glaube, dass ich oft in der Startphase Probleme hatte, und wenn man dann hinten ist, muss man eben noch schneller fahren als die Anderen, um vor zu kommen. Mathieu, Wout, Toon Aerts und Quinten Hermans kommen aus einer Generation, fahren schon sechs oder sieben Jahre gegeneinander und geben sich vom Start weg die Kante. Früher wurde auch mal ruhiger losgefahren, wodurch ich besser aufholen konnte. Außerdem haben die Rennen mehr Kurven bekommen, so dass die Spritzigkeit eine größere Rolle spielt. Da liegen nicht meine Stärken. Aber letztendlich sind die Gründe egal, es zählen die Fakten. Ich bin nicht mehr in den Top 5, und deshalb wollte ich handeln."
2014 sprachen wir nach Ihrem Deutschen Meistertitel in Döhlau in Ihrem Camper über eine zu gefährliche Abfahrt auf einem gefrorenen Acker. Als Sieger hätten Sie auch lächelnd den Mund halten können, sagten aber ehrlich Ihre Meinung. In den letzten Monaten äußerten Sie sich kritisch über die Vergabe der WM 2017 nach Luxemburg oder den laut Regelwerk zu langen Koppenbergcross. Sind Sie zunehmend unzufriedener mit Ihrem Sport geworden?
Walsleben: "Ich bin persönlich unzufriedener geworden, weil sich der Sport nicht in meine Richtung entwickelt hat (lacht). Aber in Luxemburg oder am Koppenberg verstieß die UCI gegen ihre eigenen Regeln.* Es ist oft undurchsichtig und man fragt sich, wann man jetzt dagegen verstoßen darf und wann nicht. Wir hingegen müssen Strafen zahlen, wenn wir unsere Ärmelnummern kürzen - auch wenn sie vorher länger waren als das Reglement erlaubt. Bestraft werden nur wir Fahrer. Ich sage meine Meinung, auch wenn man als weniger erfolgreicher Fahrer dann oft als frustrierter Verlierer gilt. Aber leider haben sie nun mal Regeln aufgestellt. Wenn sie sie nicht einhalten wollen, dann können sie sie doch auch einfach streichen - dann hat Walsleben nichts mehr zu meckern."
Sie waren rund ein Jahrzehnt als Deutscher in einem belgisch-niederländisch dominierten Sport erfolgreich. Ist es besonders schwer, als "Cross-Ausländer" zu bestehen?
Walsleben: "Ja. Die Belgier haben optimale Bedingungen, ihre gewohnte Umgebung, kurze Anreisen und wenig Organisation, weil oft Eltern oder Familienmitglieder Rollen wie den Mechaniker spielen. Ich hatte immer viel zu organisieren, so dass es sich nicht nur finanziell, sondern auch emotional lohnen muss. Auch durch solche Vorteile spitzt es sich immer mehr auf Belgier und Niederländer zu. Momentan fahren auch etwas mehr Fahrer mal in die Schweiz zur EKZ Cross Tour, und die Diskussionen in Belgien, die Zweite-Reihe-Fahrer schlechter zu bezahlen, sind vielleicht auch eine Chance für den Sport. Denn das spielt in die Karten der Schweizer Rennen und dadurch könnte sich alles etwas mehr verteilen. Aber momentan ist es einfach so, dass man hauptsächlich besser wird, wenn man in Belgien fährt, weil das Niveau so hoch ist."
In den letzten Wochen und Monaten haben Sie sich viele negative Gedanken gemacht, bis der Entschluss zum Aufhören gefasst war. Ist im Kopf noch Platz für schöne Erinnerungen?
Walsleben: "Schön, dass Sie fragen, denn ich spiele das für mich selbst immer etwas herunter. Zum einen bleibt, dass ich 2014 Zweiter im Gesamtweltcup war. Das war cool, auch die Podestplätze damals - zum Beispiel der zweite Platz in Tabor 2013. Oder der Sprint gegen Sven Nys in Gavere 2013. Die letzte Runde dort: Gavere, Sven Nys und ich - das ist schon etwas Besonderes, woran man gerne denkt. Leider war ich beim U23-Weltmeistertitel noch zu jung und habe es für zu selbstverständlich gehalten, um es wirklich wertzuschätzen. Das muss ich zugeben. Insgesamt bin ich auch stolz auf meine sechs Deutsche-Meister-Titel, aber das lag eben auch immer in den Erwartungen. Was einen richtig stolz macht, sind immer die Dinge, die unerwartet kommen."
Es ist der 30. November 2017. Hängt ab heute Ihr Crossrad für immer an der Wand?
Walsleben: "Naja, ich beschränke den Rücktritt auf Rennen auf höchstem Niveau. Kleinere Rennen oder repräsentative Aufgaben kann ich mir schon noch vorstellen. Ich habe auch bewusst das Rennen in Kleinmachnow (Walsleben war in seiner Heimat am 19. November beim Deutschland Cup am Start und gewann, Anmerkung der Redaktion) nicht als Abschiedsrennen deklariert, weil ich das noch offen lassen will. 2019 sind in Kleinmachnow ja Deutsche Meisterschaften..."
*Laut UCI-Reglement sollen Weltmeisterschaften nur an Orten ausgetragen werden, wo zuvor bereits ein internationales C2-Rennen stattfand. Das war im luxemburgischen Bieles nicht der Fall. Und beim Koppenbergcross 2017 verrechnete sich die UCI-Jury und ließ das Rennen eine Runde zu lang laufen.
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