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02.10.2017 | (rsn) - Noch ist die Saison 2017 nicht vorbei, doch Ralph Denk befindet sich schon seit Längerem in der Vorbereitung auf das kommende Jahr. Im Interview mit radsport-news.com spricht der Team-Manager von Bora-hansgrohe über die Planungen für 2018, die vier Neuzugänge und natürlich über Weltmeister Peter Sagan.
Herr Denk, Ihr Team startet auch in seine zweite WorldTour-Saison mit 27 Fahrern. Ist das Ihre Wunsch-Größe? Das Reglement hätte ja die Verpflichtung von zwei weiteren Fahrern erlaubt.
Ralph Denk: Ich würde eher sagen, dass wir fast zu viele Fahrer haben. Aber die UCI ist meiner Meinung nach mal wieder zu spät mit der Info gekommen, dass künftig bei den großen Rundfahrten nur noch acht und bei allen anderen Rennen nur noch sieben Fahrer eingesetzt werden dürfen. Und da wir in Deutschland einen schmalen Rennkalender haben, wären wir in Folge der Reduzierung auch mit 25 oder 24 Rennfahrern hingekommen. Aber ich hatte einigen Fahrern schon meine Zusage gegeben, und zu der stehe ich auch. Wir haben 2016 viele Zweijahresverträge ausgegeben und die laufen eben noch.
Im vergangenen Jahr wurde das Gesicht der Mannschaft mit gleich 13 neuen Profis stark verändert. Diesmal melden Sie nur vier Neue, denen vier Abgänge gegenüberstehen. Bedeutet das, sie sind ist mit den Leistungen und Ergebnissen ihrer Mannschaft zufrieden?
Denk: Ich bin nicht mit den Leistungen von allen Fahrern zufrieden. Aber das wird es nie geben, dass man mit allen super happy ist. Wir hatten eine gute WorldTour-Saison, wobei wir nicht alle unsere Ziele erreicht haben. Wir haben aber auch gemerkt ist, dass es sehr, sehr schwer ist, jedes Rennen auf WorldTour-Niveau zu gestalten. Für uns war neu, in jedem Rennen ein Ergebnis liefern zu müssen. In der WorldTour reicht es eben nicht, in Ausreißergruppen präsent zu sein, es müssen Resultate her. Das war nicht immer einfach für uns. Aber Peter ist wieder Weltmeister geworden, und das das überstrahlt alles.
Sind die Neuzugänge Daniel Oss, Peter Kennaugh, Davide Formolo und Felix Großschartner mehr oder weniger als Ergänzungen zur Unterstützung der Kapitäne Peter Sagan und Rafal Majka zu sehen?
Denk: Nein, wir haben auch in der WorldTour viele einwöchige Rundfahrten, und da sehe ich zum Beispiel Peter Kennaugh. Dann haben wir den Giro, den wir dieses Jahr gut gefahren sind, aber ohne echten Kapitän fürs Gesamtklassement. Da soll Formolo ran. Oss sehe ich eher als starken Klassikerhelfer und "road captain“. Mit ihm, Marcus Burghardt und Maciej Bodnar haben wir dann wirklich ganz starke Fahrer um Peter. Felix ist ein großes Talent, dass er teilweise schon hat aufblitzen lassen, und das wollen wir weiter ausbauen.
Waren die vier ihre Wunschfahrer auf dem "Einkaufszettel“?
Denk: Das würde ich schon so sagen.
Würden Sie einen aus diesem Quartett als "Schlüsseltransfer“ bezeichnen?
Denk: Ich würde sagen, dass Oss, Kennaugh und Formolo als WorldTour-Fahrer sich in ihren Disziplinen auf einem Level bewegen. Großschartner dagegen sehe ich eher als Talent.
Peter Kennaugh wird der erste Brite bei Bora-hansgrohe sein. Zudem war er bisher nur für ein britisches Team aktiv. Rechnen Sie mit Umstellungsproblemen oder einer längeren Eingewöhnungszeit?
Denk: Damit rechne ich nicht, denn sowohl Sky als auch wir arbeiten sehr professionell und ich glaube nicht, dass dies für Peter eine große Umstellung bedeutet. Man sieht ja auch, dass sich Rennfahrer wie Sagan oder Majka sich schnell bei uns zurecht gefunden haben.
Welcher Ihrer Fahrer aus dem Aufgebot 2017 hat in der abgelaufenen Saison den größten Sprung gemacht?
Denk: Das sind gleich mehrere. Da sehe ich unsere Österreicher Patrick Konrad, Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberger. Da sehe ich aber auch Emanuel Buchmann und auch Sam Bennett, der sein erstes WorldTour-Rennen gewonnen hat. Viele haben sich gut entwickelt und den nächsten Schritt gemacht.
Von wem erwarten Sie 2018 noch mehr?
Denk: Ich glaube, dass Pöstlberger der Co-Kapitän bei den Klassikern werden kann. Konrad oder Mühlberger können Etappen bei WorldTour-Rundfahrten gewinnen. Da bin ich ganz zuversichtlich. Vielleicht fährt ja auch Buchmann bei einer großen Rundfahrt mal unter die besten Zehn.
Im Aufgebot 2018 stehen nur noch sieben statt bisher acht deutsche Fahrer - keiner der Zugänge ist Deutscher. Die Kapitäne sind ein Slowake und ein Pole. Richten Sie sich letztlich damit nicht doch mehr am internationalen Markt aus?
Denk: Man muss auch die Beweggründe unserer Sponsoren Bora, hansgrohe und Specialized verstehen. Die beiden Erstgenannten sind zwar deutsche Firmen, wollen aber natürlich vor allem global wachsen. In Deutschland sind sie schon sehr stark. Aber das Thema Globalisierung ist ihnen sehr wichtig und deshalb auch die internationale Aufstellung des Aufgebots.
Man hört immer wieder, dass Teams bestimmte Fahrer verpflichten, weil es Wunsch der Sponsoren sei. Besitzen die beiden deutschen Sponsoren Bora und hansgrohe ein Mitsprachrecht bei den Transfers?
Denk: Ich würde eher sagen, man diskutiert konstruktiv und legt die Länder fest, die man gerne im Team vertreten sähe. Aber ob es dann Fahrer x oder y ist - das entscheidet schon das Team.
Sagt dann der Sponsor zum Beispiel, wir möchten gerne auf dem britischen Markt präsent sein, gibt es da einen interessanten Fahrer, den man holen könnte?
Denk: Genau, und dann diskutiert man die Personalien. Das ist so gang und gäbe.
Das Team hat darauf verzichtet Stagiaires zu verpflichten. Warum haben Sie diese Gelegenheit nicht genutzt, um etwa junge deutsche Talente zu testen?
Denk: Wenn ich Stagiaires nehme, dann will ich ihnen auch die größtmögliche Chance geben, bei uns Profi zu werden. Sie nur ein paar Rennen für uns fahren zu lassen in der Gewissheit‚ das wird nichts‘, das finde ich nicht gut. Für uns galt dieses Jahr ganz klar die Devise, dass wir mehr Erfahrung in der Mannschaft haben möchten - deshalb auch die Transfers von drei WorldTour-Fahrern. Wir hatten dieses Jahr einfach keinen Platz für junge Leute. Wir haben genügend junge Fahrer im Team. Zudem kann ich Stagiaires auch nicht in WorldTour-Rennen eisnetzen, allerdings fahren wir mit Einführung des neuen Kalenders fahren wir ja fast nur noch WorldTour-Rennen.
Silvio Herklotz, der seit Jahren schon als eines der größten deutschen Talente gilt, muss das Team nach zwei Jahren verlassen. Warum?
Denk: Ich glaube, dass die WorldTour für Silvio noch etwas zu früh gekommen ist. Teilweise ist er gut gefahren, aber teilweise hat vielleicht doch noch ein bisschen gefehlt. Und auch hier gilt: Wir benötigen auch in bestimmten Rennsituationen mehr Erfahrung, wie sich dieses Jahr herausgestellt hat. Deshalb haben wir Silvio gegen einen erfahreneren Mann „ausgetauscht“. Ich denke aber auch, dass es ihm für seine Entwicklung ganz gut tun würde, wenn er in einer kleineren Mannschaft auch mal auf eigene Rechnung fahren könnte.
Auch Jan Barta, der seit Gründung des Teams dabei ist, hat keinen neuen Vertrag erhalten. Was waren dafür die Gründe?
Denk: Von seiner Leistung her war nicht mehr so der Aufwärtstrend erkennbar und ich glaube, dass Jan auch ein Tapetenwechsel gut tun würde. Er hat mir noch nicht gesagt, wo er nächstes Jahr fahren wird. Ich denke aber, dass es für ihn ganz gut ist, auch mal für ein anderes Team zu fahren.
Wie sehen Sie die Perspektive für Leopold König, der Ende 2016 als Kapitän für die Rundfahrten geholt wurde, aber wegen einer hartnäckigen Verletzung kaum zum Einsatz kam?
Denk: Das ist schwierig für ihn. Er hat praktisch ein komplettes Jahr verloren. Mal schauen, wie er zurückkommt. Er bestreitet jetzt noch die beiden WorldTour-Rundfahrten in der Türkei und in China. Aktuell hält das Knie, er will diese beiden Rennen noch mitnehmen und dann 2018 wieder voll angreifen. Aber wenn dir 20.000 Kilometer fehlen, dann ist es nicht so einfach, die aufzuholen. Aber natürlich setzen wir in den großen Rundfahrten weiter auf ihn.
Die Verpflichtung von Peter Sagan hat sich dagegen als der erhoffte Volltreffer erwiesen, er hat für elf der 28 Saisonsiege und viele Schlagzeilen gesorgt. Dazu kommt der dritte WM-Titel in Folge. Offensichtlich fühlt er sich bei Bora-hansgrohe pudelwohl. Wie schaffen Sie das?
Denk: Wir haben ein gutes Miteinander und gehen offen und ehrlich miteinander um. Und wenn etwas nicht geht, dann muss man das auch klar und offen sagen, ein "Nein“ ist ein "Nein“. Und das respektieren beide Seiten. Wir kommen mit wenigen Worten gut klar und ich hoffe, dass es so bleibt.
Sagan bleibt auch 2018 der Mann, um den sich bei Bora-hansgrohe alles dreht?
Denk: Das wird so sein. Er ist Weltmeister, trägt das Regenbogentrikot, da bringt das die Natur der Sache so mit sich. Unsere Sponsoren schätzen an ihm aber nicht nur seine sportlichen Qualitäten, sondern auch sein gesamtes Auftreten, und deshalb verdient er auch mehr als so manch anderer. Er ist der beste Eintagesfahrer der Welt, das hat er dreimal bei der WM unter Beweis gestellt, und auch im Umgang mit den Medien macht er das alles schon sehr, sehr gut.
Trauen Sie ihm auch auf einem ultraschweren Kurs wie in Innsbruck einen Sieg zu?
Denk: Sag niemals nie - Peter liebt die Herausforderung. Angesichts des Olympiakurses von Rio hat man ja auch gesagt, da gewinnt niemals ein Klassikerspezialist und dann siegt Van Avermaet.
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