"Zwei Tage Champagner" für deutsches Team

Sunweb feiert zwei Siege, hat das Bergtrikot und träumt von Grün

Von Joachim Logisch aus Rodez

Foto zu dem Text "Sunweb feiert zwei Siege, hat das Bergtrikot und träumt von Grün"
Michael Matthews (Sunweb) jubelt in Rodez. | Foto: Cor Vos

16.07.2017  |  (rsn) - Mit dem Slogan "Creating Memories" wirbt der Sponsor des deutschen Teams Sunweb. Die letzten beiden Tagen der 104. Tour de France werden allen sicher noch lange in Erinnerung bleiben. "Zwei Tage Champagner", brachte Simon Geschke die Erfolgsstory auf den Punkt!

Nach den grandiosen Siegen von Warren Barguil in Foix und Michael Matthews in Rodez ist die Equipe in aller Munde. Wären die beiden Erfolge in Folge nicht schon überragend genug, so ist Barguil aktuell der Bergkönig der Tour und Matthews belegt in der Wertung um Grün (274 Punkte) Platz zwei hinter Marcel Kittel (373).

Beide Trikots in Paris zu gewinnen, wäre der Traum. "Das wird aber schwer", schätzte Sprinter Nikias Arndt aber realistisch ein. "Marcel Kittel hat eine grandiose Arbeit abgeliefert, fünf Etappen gewonnen und dadurch viele Punkte gesammelt. Er hat einen guten Vorsprung. Wir haben Grün weiter im Blick. Ich glaube aber, dass es sehr, sehr schwer wird, es ihm noch mal abzunehmen."

Das glaubt auch sein Mannschaftskollege Geschke: "Klar, wir wollen unseren zweiten Platz in der Punktewertung nicht verlieren. Realistischer ist aber, das Bergtrikot nach Paris zu bringen. Ich denke, dass Marcel, wenn nichts mehr schiefgeht, das Grüne behalten wird. Wie gesagt, wir werden aber nach wie vor Punkte fürs Grüne Trikot sammeln."

Matthews selber gesteht dem Quick-Step-Sprinter ebenfalls die besseren Chancen zu. "Ich habe heute 30 Punkte auf Kittel gut gemacht. Er hat immer noch eine deutliche Führung und auf den flachen Sprints ist er fast unschlagbar. Da es auf den flachen Etappen mehr Punkte gibt als auf den hügeligen, ist es für einen Fahrer wie mich schwer, das Grüne Trikot zu holen. Ich bleibe aber dran und werde sehen, was die nächsten Tage passiert“, kündigte er aber an, Kittel das Grüne nicht kampflos überlassen zu wollen.

War der Gewinn der 13. Etappe durch Barguil eine starke Einzelleistung, so wurde der Erfolg von Matthews perfekt vom ganzen Team vorbereitet. Unterwegs sorgte Sunweb dafür, dass die stark besetzte Ausreißergruppe um Thomas Den Gendt nie zu viel Vorsprung bekam.

"Diese Etappe war für uns seit Langem ein großes Ziel. Die Mannschaft hat versucht, in den letzten Tagen möglichst viele Körner zu sparen, um heute gut zu sein", erzählte Matthews in seiner Pressekonferenz. "Wir haben von Anfang an ein Auge darauf gehabt, dass die Fluchtgruppe heute nicht zu groß sein würde und sie einen nicht zu großen Vorsprung bekommt."

Gut auch, dass sich dann auch BMC für Greg van Avermaet, der vor zwei Jahren in Rodez gewann, vors Peloton spannte. "Die Jungs mussten hart arbeiten. De Gendt war super stark ", so Matthews weiter. "Ich war mir zwischenzeitlich nicht mal sicher, ob wir hin wieder stellen würden. Im Finale war dann Nikias Arndt für mich da. Genauso wie es im Rennen gelaufen ist, hatten wir es im Meeting am Morgen besprochen. Ein Sieg bedeutet umso mehr, wenn man weiß, dass die Teamkameraden alles gegeben haben. Das war heute der Fall", lobte der Australier sein Sunweb-Team.

"Michael und ich haben auf diese Etappe hingearbeitet. Wir waren ja auch zusammen im Höhentrainingslager in Livigno und haben auch so viel für schwere Etappen in den Bergen trainiert", berichtete Arndt. "Wir haben nie Wert auf die ganz flachen Etappen gelegt, weil wir wussten, dass Kittel, André Greipel, Mark Cavendish dort schneller sein würden. Von daher haben wir uns auf die mittelschweren konzentriert. Ich glaube, man hat gesehen, dass die Berge uns nicht so weh taten wie den anderen."

Dass er im Finale selbst noch in eine Ausreißergruppe gehen würde, kam in der Vorbesprechung im Bus aber nicht vor, wie Arndt zugab: "Wir wussten, dass wir am Schluss attackiert werden würden. Deshalb sind wir mit Simon Geschke und Warren Barguil hinterhergegangen, als Tony Martin angriff. Danach waren die beiden müde und nur noch ich war übrig. Mit einer Person alles zu kontrollieren, wäre ein zu großes Risiko gewesen. Deshalb haben wir gesagt, dass ich mitgehen soll. So konnten wir Druck auf die anderen Teams ausüben. Ich bin nicht mit in die Führung gegangen. Insofern war die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir zurückgeholt werden würden. Andernfalls hätten wir mit mir vorne einen drin gehabt, der um den Sieg mitsprinten kann."

Die Stimmung bei Sunweb ist nun kaum noch zu toppen. "Zwei Siege am Stück einzufahren ist für das Team etwas ganz Besonderes“, sagte Matthews und lobte besonders seinen Zimmerkollegen Barguil. "Warren ist ein richtiger Kämpfer. Er hatte einen schlimmen Sturz in der Tour de Romandie, er wusste nicht mal, ob er es bis zur Tour de France schaffen würde, fit zu sein. Eigentlich hätte er mit mir ein Trainingscamp zur Tour Vorbereitung beziehen sollen, aber das hat er verpasst. Und jetzt kommt er zur Tour, trägt das Bergtrikot und holt eine Etappe. Da wird sicher für ihn und für uns ein Traum wahr.“

Diese "Memories“ haben Matthews, Barguil und alle anderen Sunweb-Stars selbst kreiert. Sie werden sie wohl ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen!

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Lopez wehrt alle Angriffe ab und gewinnt Tour of the Alps

(rsn) – Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) kam am Schlusstag der 47. Tour of the Alps (2.Pro) nicht mehr in Schwierigkeiten. Der Spanier selbst hat auf dem schweren letzten Teilstück seine Kontrahent

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Im Chaos-Finale fahren Malmberg, Röber und Paluta in die Top 10

(rsn) - Auch im chaotischen Finale der 2. Etappe von Belgrade Banjaluka (2.2) waren die drei deutschen Kontinental-Teams vorne mit dabei. Während der Däne Matias Malmberg (Maloja Pushbikers) und Do

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)