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02.04.2017 | (rsn) - Was für ein Triumph. Mit einer unglaublichen Solofahrt von rund 55 Kilometern hat Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) erstmals in seiner langen Karriere die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Nach einer Tempoverschärfung an der zweiten von drei Überquerungen des Oude Kwaremont kam der mittlerweile 34 Jahre alte Belgier als Solist 28 Sekunden vor den ersten Verfolgern ins Ziel und konnte es sich angesichts seines deutlichen Vorsprungs sogar leisten, wenige Meter vor der Ziellinie in Ourdenaarde vom Rad zu steigen und sein Arbeitsgerät über den Kopf haltend über den Zielstrich zu tragen.
Deutlicher hätte sich Gilberts Überlegenheit bei der 101. Auflage des Belgischen Frühjahrsklassikers, der erstmals in Antwerpen gestartet wurde und über 260 Kilometer mit insgesamt 18 kurzen, aber giftigen Anstiegen führte, kaum darstellen lassen. Top-Favorit Greg Van Avermaet (BMC) blieb nur Rang zwei, den sich der Olympiasieger im Sprint der ersten drei Verfolger vor Gilberts niederländischem Teamkollegen Niki Terpstra und dessen Landsmann Dylan van Baarle (Cannondale-Drapac) sicherte. Mit 52 Sekunden Rückstand wurde Alexander Kristoff (Katusha-Alpecin) Fünfter vor dem Italiener Sacha Modolo (UAE Team Emirates) und John Degenkolb (Trek-Segafredo), der als bester deutscher Fahrer Rang sieben belegte und damit sein Ergebnis von 2015 wiederholte.
Der Belgische Meister, der erst zu Jahresbeginn in die Heimat zurückgekehrt war und sich erneut Quick-Step Floors angeschlossen hatte, konnte sich als erster heimischer Fahrer seit Tom Boonen im Jahr 2012 wieder in die Siegerliste der "Ronde“ eintragen. Der 36-Jährige war bei seiner Abschiedsvorstellung einer der Pechvögel, als er in Folge eines Defekts am Taaienberg gleich zweimal das Rad wechseln musste und damit seinen Traum vom vierten Triumph bei einer Flandern-Rundfahrt nicht wahr machen konnte.
Durfte sich Boonen immerhin mit seinem Landsmann Gilbert freuen, zerschellten alle Hoffnungen von Titelverteidiger Peter Sagan auf dem Kopfsteinpflaster des Oude Kwaremont. Hier hatte der Weltmeister bei der Jagd auf Gilbert 17 Kilometer vor dem Ziel eine Streckenbarriere touchiert und bei dem folgenden Sturz auch noch Van Avermaet und Oliver Naesen (Ag2R) mit sich zu Boden gerissen. Sagan blieb unverletzt, erreichte aber abgeschlagen 3:30 Minuten hinter Gilbert das Ziel.
Der ließ sich derweil von Tausenden seiner Landsleute feiern, die das Rennen bei bestem Wetter verfolgten und Gilberts ersten Sieg beim flämischen Radsport-Monument bejubelten. "Ich möchte alle fünf gewinnen“, sagte der Wallone, der bisher schon Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt (2) feierte. "Ich war bei Mailand-Sanremo nahe dran und ich muss mich bei Paris-Roubaix testen, aber meine Karriere ist noch lange nicht vorbei. Ich möchte mir diesen Traum verwirklichen.“
Gilbert war am "Nationalfeiertag“ eine Klasse für sich, nicht einmal die von Sagan und Van Avermaet angeführte Verfolgergruppe vermochte es, ihn wieder einzufangen. "Es war ein hartes Finale von der Mur an. Es war genug Zeit, die Lücke zu schließen. Das geht aber nicht, wenn man keine Fahrer hat, die helfen“, befand der geschlagene Van Avermaet, für den sich der zweite Platz wie eine Niederlage anfühlen musste.
In die Gruppe um den Olympiasieger und Sagan hatte es Degenkolb erst gar nicht geschafft. Der Oberurseler, der zum erweiterten Favoritenkreis zählte, musste rund 37 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen, als Sagan zur Jagd auf Gilbert blies.
Dessen Team hatte 95 Kilometer vor dem Ziel an der berühmten Mauer von Geraardsbergen das Zepter in die Hand genommen und das Feld mit einer Tempoverschärfung in seine Einzelteile zerlegt. In dem legendären, nur 1.075 Meter langen Kopfsteinpflasteranstieg hatte Boonen mit Gilbert am Hinterrad attackiert. Mit dem Italiener Matteo Trentin hatte Quick-Step Floors noch ein einen weiteren Fahrer in dieser vorentscheidenden Selektion. Ebenfalls mit dabei waren weitere Hochkaräter wie Kristoff oder Sep Vanmarcke (Cannondale-Drapac) - der später stürzte und das Rennen aufgeben musste. Schnell formierte sich eine 14 Fahrer starke Gruppe, in der von Bora-hansgrohe immerhin Maciej Bodnar dabei war, allerdings niemand von BMC.
Den nächsten Schlag setzte Quick-Step bei der ersten von drei Passagen über den 2,2 Kilometer langen Oude Kwaremont. Hier ging Gilbert mit einer sukzessiven Tempoverschärfung in die Offensive und konnte sich tatsächlich aus der Gruppe lösen, die zwischenzeitlich auf 22 Mann angeschwollen war, nachdem die ursprüngliche Ausreißergruppe des Tages 70 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen worden war. Der Weltmeister von 2012 fuhr schnell einen Vorsprung von gut einer Minute heraus und sorgte bei den Verfolgern um Sagan und Van Avermaet für rege Betriebsamkeit. "Am Kwaremont habe ich beschlossen, Vollgas zu geben. Ich schaute mich um und da war niemand", sagte Gilbert zur entscheidenden Szene des Rennens.
BMC machte gemeinsam mit Orica-Scott Tempo, wodurch zunächst die Reste der Gilbert/Boonen-Gruppe eingefangen wurde, ehe Sagan schließlich 37 Kilometer vor dem Ziel am Taaienberg die Initiative ergriff und gemeinsam mit Van Avermaet, Naesen, Trentin und Yoann Offredo (Wanty-Groupe Gobert) davonzog. Kurz darauf waren auch Van Baarle and Fabio Felline (Trek-Segafredo) eingefangen, die ebenso wie zwischenzeitlich der Deutsche Meister André Greipel (Lotto Soudal) aus dem Feld heraus attackiert hatten.
Am Fuß seiner Lieblings-Helling, dem Taaienberg oder auch "Boonenberg", war für Volksheld Boonen das Rennen gelaufen. Beim Schalten trat ein Problem auf, was dann zu gleich zwei Radwechseln führte. Der dreimalige Ronde-Sieger musste tatenlos zusehen, wie alle Konkurrenten und damit alle Chancen auf einen vierten Erfolg davonzogen .
Die Gruppe um Sagan schaffte es allerdings nicht mehr, den Rückstand auf Gilbert, der im Finale auf rund 1:10 Minuten anwuchs, entscheidend zu verkürzen. Das wäre den Verfolgern auch ohne das Malheurs des zweimaligen Weltmeisters wohl nicht mehr geglückt. "Ich habe mich sehr gut gefühlt und war am Ende in einer Position, die es erlaubt hätte, noch um den Sieg zu kämpfen. Leider war mit meinem Sturz am Oude Kwaremont dann alles vorbei. Ich bin enttäuscht, weil das Team bis dahin einen tollen Job gemacht hat, mich in diese Position zu bringen. Ich kann nicht sagen was passiert ist, warum ich zu Boden ging, aber so ist der Radsport", befand Sagan.
Nach dem Startschuss in Antwerpen, das in diesem Jahr Brügge als Startort ablöste, dauerte es nicht lange, bis die Gruppe des Tages stand. Mark McNally (Wanty-Groupe Gobert) machte sich früh auf und davon und erhielt auf den ersten vier Kilometern Begleitung. Zunächst von Oliveiro Troia (Team Emirates), Stef van Zummeren, Michael Goolaerts (beide Veranda`s Willems) und Julien Morice (Direct Energie). Kurze Zeit später schafften bei Bilderbuchwetter auch noch Edward Planckaert (Sport Vlaanderen) und Julien Looij (Roompot) den Anschluss, so dass nach knapp 20 Kilometern insgesamt acht Ausreißer den Kampf gegen das Feld aufnahmen.
Das zeigte allerdings lange Zeit kaum Interesse daran, den schnell nach oben schnellenden Vorsprung der Gruppe zu reduzieren. Der Abstand betrug deshalb nach nur 50 gefahrenen Kilometern - wobei die Spitzengruppe in der ersten Stunde 42,7 Kilometer zurücklegte - mehr als elf Minuten. Danach teilten sich BMC und Bora-hansgrohe, die Teams der beiden Top-Favoriten, den Großteil der Verfolgungsarbeit. Bei der ersten Zieldurchfahrt nach rund 100 Kilometern hatte sich an dem Bild nicht viel geändert - und auch am Oude Kwaremont, bei Rennkilometer 115 der erste der 18 Anstiege des Tages, behaupteten die Acht noch einen Vorsprung von knapp zehn Minuten.
Doch auf dem Weg durch die Flämischen Ardennen wurden im Feld die Zügel merklich angezogen. Die zunehmende Hektik fand ihren Niederschlag in diversen Stürzen, unter anderem "räumte“ Marco Haller (Katusha-Alpecin) den US-Amerikaner Taylor Phinney (Cannondale-Drapac) ab.
In Folge der Positionskämpfe unmittelbar vor den Hellingen schrumpfte der Vorsprung der Ausreißer schnell weiter zusammen - auf unter fünf Minuten, als die berühmte Mauer van Geraardsbergen, die erstmals seit 2011 wieder im Programm war, nach 165 Kilometern überquert wurde. Hier bereits ging Quick-Step in die Offensive und überraschte alle Konkurrenten mit der entschlossenen Attacke, die vorentscheidenden Charakter haben sollte.
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