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20.10.2016 | (rsn) - Bei der am Samstag beginnenden Tour of Hainan (2.HC) bestreitet Johannes Fröhinger (Giant-Alpecin) sein letztes Saisonrennen. Im Interview mit radsport-news.com spricht der Freiburger über das zurückliegende Jahr, seine Rolle im Team und seine Pläne über die Saison hinaus.
2014 zum Abschluss Tour of Beijing, 2015 Abu Dhabi und nun die Tour of Hainan - War das jeweils eine bewusste Entscheidung, die Saison in der Ferne zu beenden oder reiner Zufall?
Fröhlinger: Bei der Rennplanung im Allgemeinen bringt man als Fahrer immer seine eigenen Wünsche mit ein. Alleine entscheiden kann ich das Programm aber nicht. Die letzten Jahre bin ich immer die Vuelta gefahren und wollte danach die Saison nicht früh beenden. Wenn man gesund bleibt, ist die Form nach einer Grand Tour stabil. Davon kann man ohne großen Trainingsaufwand profitieren. Nachdem in Europa die Saison zu Ende geht, bin ich dann schon oft bei einem Rennen in Übersee gelandet. In der Vergangenheit konnte ich das auch schon mal mit einem direkt anschließenden Urlaub verbinden.
Mit welchen Zielen und in welcher Rolle werden sie ins Rennen gehen?
Fröhlinger: Die Tour of Hainan ist überwiegend für Sprintankünfte bekannt. Dafür sind wir natürlich auch gut aufgestellt. Ich werde, wie häufig bei uns, als 'capitain de la route' agieren. Das Rennen lesen, wie es bestmöglich zu kontrollieren ist und auch in der Sprintvorbereitung selber beteiligt sein. Nach einem Sturz bei Tre Valli Varesine bin ich die letzten Wochen wegen Rippenprellungen etwas gehemmt gewesen und musste unter anderem auch die Lombardei-Rundfahrt absagen. Ich denke aber, ich habe nicht all zu viel Form verloren und hoffe, mich von den Prellungen noch etwas in den nächsten Tagen zu erholen. Die Rundfahrt ist nicht überragend besetzt und wir werden nicht jeden Tag sprinten. Vielleicht ergibt sich im Laufe des Rennens auch eine eigene Chance.
Wie bewerten sie Ihre Saison?
Fröhlinger: Es war eine solide Saison ohne besondere Highlights. Die Tour de Suisse, bei der wir mit Warren Barguil um den Gesamtsieg mitgekämpft haben, ist vielleicht hervor zu heben. Ab dem Juni war ich auch mit meinen persönlichen Leistungen zufriedener. Im Frühjahr hatte ich etwas Schwierigkeiten, in Tritt zu kommen. Es bleiben jedoch auch noch neun Renntage mit viel Raum für weitere Highlights.
2016 war für das Team eine Saison voller Höhen und Tiefen. Wie stark hat sie etwa der schwere
Trainingsunfall der Kollegen in Spanien, der Verlust von Kapitän
Degenkolb oder auch der Weggang des deutschen Sponsors Alpecin beschäftigt?
Fröhinger: Die angesprochenen und auch weitere Punkte beschäftigen jeden Fahrer. Wie intensiv, ist individuell unterschiedlich und abhängig davon, wie nah man dran ist. Die Saison hätte kaum schlechter anfangen können mit dem schlimmen Unfall im Januar. An der Unfallstelle bin ich wenige Minuten später vorbei gekommen. Somit hat mich das natürlich sehr bewegt. Meine beiden deutschen Teamkollegen konnte ich beide erst im Krankenhaus und später auch zu Hause kurz besuchen. Den Wechsel von John Degenkolb und Koen de Koert kann ich verstehen, bedauere Ihn aber auch sehr. Beide Kollegen schätze ich nicht nur als Fahrer, sondern noch viel mehr als Freunde nach vielen gemeinsamen Jahren. Ebenso schade ist das Ende des Sponsorings von Alpecin: eine mir immer sehr sympathische Firma aus Deutschland mit großer Passion für unseren Sport. Mit Ihrem Logo wäre ich gerne weitergefahren.
Das Team wird nächstes Jahr von Sunweb gesponsort, hat aber nach wie vor eine deutsche Lizenz. Wie "deutsch" ist das Team aus ihrer Sicht denn wirklich?
Fröhlinger: Die "Grundstruktur" der Mannschaft habe ich nie als deutsch empfunden. Das Team war anfangs hauptsächlich niederländisch, wurde dann immer internationaler mit stark ausgeprägter deutscher Komponente. Am Tisch und im Zimmer wird mit den Kollegen auch viel deutsch gesprochen. Das wird sich nächstes Jahr nicht ändern. Auch unser neues Development Team nimmt viele deutsche Züge an.
Alpecin hat sich nun dem Team Katusha angeschlossen. Können sie diesen Schritt nachvollziehen?
Fröhlinger: Ein langfristigeres Engagement an gleicher Stelle hätte vielleicht mehr Sinn gemacht. Das kann ich letztlich aber nicht bewerten. Sicher gab es gute Gründe, das Team zu wechseln. Hauptsache, sie bleiben dem Radsport treu. National und international ist das für uns als deutsche Fahrer wichtig.
Ihr Team hat auch ein neues Nachwuchskonzept bekanntgegeben, das bis 2020 Früchte tragen soll. Sind sie als erfahrener Fahrer auch in dieses Projekt involviert?
Fröhlinger: Direkt war ich bisher in den letzten beiden Jahren an den sogenannten 'talent days' vor Ort und an weiteren Gesprächen beteiligt. Dort hat unser Team in Zusammenarbeit mit dem BDR (Bund Deutscher Radfahrer) eine Auswahl an deutschen Talenten für ein paar Tage zusammen kommen lassen, um gemeinsam zu trainieren, sich gegenseitig kennen zu lernen und vor allem einen Einblick in verschiedene Punkte zu teilen, mit denen man sich im Profigeschäft auseinander setzen muss. Radsport ist sehr komplex geworden. Das kann sich die Großmutter überhaupt nicht vorstellen, aber auch ein Junioren-Weltmeister kann überrascht werden, was alles dazu gehört.
Auch 2016 haben Sie kein Ergebnis einfahren können. Haben sie sich endgültig mit der Rolle des Helfers abgefunden?
Fröhlinger: Nach erfolgsversprechenden Jahren, was eigene Ergebnisse angeht, bin ich 2011 mit anderen Ambitionen in das damalige Team Skil-Shimano gewechselt. Vor allem die Entwicklung von Marcel Kittel, die Verpflichtung von John Degenkolb und später auch die aufkommenden Talente Tom Dumoulin und Warren Barguil haben die Mannschaft erst sprunghaft und dann Stück für Stück weiter entwickelt. Dabei bin ich schnell in eine reine Helferrolle, zeitgleich aber auch in die Rolle des 'Road Captain' hineingewachsen. Damit konnte und kann ich sehr gut leben.
Sie wurden oft in den Sprintzügen für John Degenkolb und früher auch für Marcel Kittel eingesetzt. Beide haben das Team verlassen, stattdessen will das Management sich mehr auf Rundfahrten und schwere Eintagesrennen konzentrieren. Ist das eine Entwicklung, die ihnen entgegenkommt?
Fröhlinger: Ich versuche, meine Qualitäten auf jedem Terrain einzubringen und bin flexibel einsetzbar, kann meine Helferdienste an die jeweiligen Begebenheiten anpassen. Dass ich schon des Öfteren bei der Sprintvorbereitung wichtige Aufgaben hatte als einer der kleinsten und wenig explosivsten Fahrer im Peloton, ist ja das beste Beispiel.
Auch wenn Sie seit einiger Zeit keine Ergebnisse mehr
eingefahren haben, scheinen sie für das Team unverzichtbar zu sein. Warum ist das so?
Fröhlinger: Meine Leistungen sind vielleicht oft nicht zu sehen oder auch überhaupt nicht messbar. Ich denke, da kommen einige Dinge zusammen. Am besten fragen Sie da aber jemand anderen (lacht). Innerhalb des Teams und auch des gesamten Fahrerfeldes fühle ich mich sehr respektiert, bringe viel Erfahrung mit und weiß diese auch umzusetzen. Das gilt auch außerhalb der Rennen. Zudem sehe ich meine Beständigkeit als Stärke. Es genügt nicht, mal einen Monat oder auch nur ein halbes Jahr lang schnell Rad zu fahren. Seit sechs Jahren im Team und insgesamt über zehn Profijahre bringe ich stabile Leistungen. Abgesehen von ein paar Sturzfolgen bin ich selten verletzt oder krank ausgefallen. Ich kenne die Statistiken selber nicht, aber ich denke, ich hatte noch keine Saison mit weniger als 85 Renntagen.
Viele "Helfer" sagen, dass es sich für sie selbst wie ein Sieg anfühlt, wenn der Kapitän das Rennen gewonnen hat. Können sie das bestätigen?
Fröhlinger: Also wenn ein Tom Dumoulin ein Einzelzeitfahren gewinnt, sieht es anders aus. Selbst dort steht eine Mannschaftsarbeit dahinter. Als Fahrer fühlt man sich jedoch nicht beteiligt. Die meisten Siege wären allerdings ohne Teamkollegen nicht möglich. Je mehr es ein Sieg der gesamten Mannschaft ist, umso mehr freue ich mich als sogenannter reiner Helfer über den Erfolg.
Sie sind längere Zeit nicht die Tour de France gefahren, 2017 startet sie in Deutschland. Ist dafür Ihre Motivation besonders groß oder wird der Stellenwert einer Tour-Teilnahme aus Ihrer Sicht überschätzt?
Fröhlinger: Der Radsport besteht aus so viel mehr als nur der Tour de France. Ihr Stellenwert ist aber unumstritten. Das gilt auch für mich persönlich. Die Frankreich-Rundfahrt war der Grund, warum ich angefangen habe, Radrennen zu fahren. Wenn ich es nie dorthin geschafft hätte, würde es mir sicher sehr fehlen. Nach einigen Teilnahmen hat es die letzten Jahre immer weh getan, nicht dabei zu sein. Vor dem Fernseher macht es ebenfalls Spaß, sie zu verfolgen. Es ist nunmal auch das Rennen mit dem größten Stress und den meisten Stürzen. Jeder Rennfahrer vergisst das nach einigen Wochen und spätestens über den Winter. Das gilt genauso für mich. Wenn der Start dann auch noch in Deutschland ist, wäre ich schon liebend gern dabei.
Wie sieht ihre weitere Karriereplanung aus? Sie sind jetzt 31 Jahre alt - wie lange wollen sie fahren, ist es vielleicht auch noch mal eine Option, 2018 für ein anderes Team an den Start zu gehen, nachdem Sie ja schon seit 2011 zur Mannschaft zählen?
Fröhlinger: Ich kann mir nicht vorstellen, mit 40 Jahren noch im Rennsattel zu sitzen. Momentan fühle ich mich aber noch sehr motiviert und kann mir nicht vorstellen, freiwillig aufzuhören. Ich schaue von Jahr zu Jahr bzw. von Vertrag zu Vertrag. Sich über 2018 Gedanken zu machen, ist noch etwas früh. Ich fühle mich seit Jahren wohl in der Mannschaft, meine Karriere muss allerdings nicht in diesem Team enden.
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