Alpecin-Manager Dörrenberg:

"Katusha-Alpecin wird das deutscheste Team in der WorldTour"

Von Joachim Logisch aus Bielefeld

Foto zu dem Text "
Alexis Schoeb (Vorstand Katusha-Alpecin) und Eduard R. Dörrenberg (Geschäftsführender Gesellschafter Alpecin)| Foto: Alpecin

11.10.2016  |  (rsn) - Im Sommer galt es bestenfalls als Witz, nun ist es offiziell: Alpecin wird neuer Sponsor bei Katusha! Das gab das Unternehmen im Rahmen einer Pressekonferenz in Bielefeld bekannt.

"Wir schwimmen gerne mal gegen den Strom“, begründet Eduard R. Dörrenberg, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens der Dr. Wolff Gruppe und vergleicht den Teamwechsel zum früher Doping belasteten Team mit dem Beginn des Sponsorings in den Radsport vor zwei Jahren. Dörrenberg: "Damals wurden wir auch für verrückt gehalten.“

Der Manager hat den Zweijahres-Vertrag allerdings nur unterschieben, weil sich Katusha im letzten Jahr "gehäutet“ hat, seitdem der Schweizer Rechtsanwalt Alexis Schoeb große Veränderungen einleitete. Motto: Alles neu!

Eigentümer ist zwar immer noch der russische Milliardär Igor Makarov, doch das Team wird ab 2017 mit Schweizer Lizenz fahren und in der Schweiz zuhause sein. Neuer General-Manager wird der Portugiese José Azevedo, der Wjatscheslaw Ekimov  ablöst. Nur noch fünf Russen gehören dem Kader an, der unter anderem durch die Deutschen Tony Martin und Rick Zabel verstärkt wurde. "Wir versprechen absolute Transparenz. Alle Türen stehen offen. Sei es im Team-Bus, den Begleit-LKW oder in den Hotels. Wir haben nichts zu verbergen. Wir sind stolz auf das, was wir tun“, beteuert Schoeb.

"Diese Transparenz war einer der Gründe, die uns überzeugt haben. Wir sind sicher, dass dieses Team mehr gelernt hat als alle anderen“, erläutert Dörrenberg, der mit seinem Radport-Engagement die Bekanntheit der Marke enorm steigern konnte. In nur acht Monaten erreichte Alpecin 14 Prozent Bekanntheitsgrad. "Mit Fußball wäre eine zweistellige Zahl in dieser kurzen Zeit nicht möglich gewesen“, sagt Dörrenberg, der aber auch lernte, dass in Deutschland nur deutsche Fahrer den Bekanntheitsgrad steigern: "Als Tom Dumoulin bei der Vuelta in Rot fuhr, berichtete hier niemand darüber.“

Das war wohl einer der Gründe, den Rennstall zu wechseln, der zudem in den beiden letzten Jahren zuerst Marcel Kittel (2015 zu Etixx-Quick-Step) und nun John Degenkolb (2017 zu Trek-Segafredo) verlor. "Das war für uns schmerzhaft", gestand Dörrenberg ein.

Hauptwechselgrund war auch, dass "sich unser Partner Giant entschieden hat, sein Engagement als Hauptsponsor – anders als zunächst geplant – zum Ende der Saison 2016 zu beenden.“

Nach Dörrenbergs Angaben standen im Sommer viele Teams Schlange, um sein Unternehmen als Sponsor zu gewinnen. Alpecin entschied sich nach langen Überlegungen schließlich für Katusha, weil dem Shampoo-Hersteller in erster Linie das innovative Marketing-Konzept von Alexis Schoeb gefiel, der aus "Katusha eine Marke wie Bayern München“ machen will.

"Wir haben eine eigene Bekleidungsmarke, ein Café, das uns im LKW begleitet und für Atmosphäre bei den Rennen sorgt. Wir veranstalten Events. Das alles werden wir weiter ausbauen", kündigt Schoeb an.  Sein Ziel sei es, den Rennstall von Sponsoren unabhängiger zu machen. "Wie die Fußball-Klubs, die auch nicht von wenigen Geldgebern abhängig sind. Damit das Team nicht wie Tinkoff stirbt, wenn ein Sponsor geht.“

Dörrenberg: „Wir sehen – ähnlich wie das Team – große Möglichkeiten, den Radsport noch populärer und erfolgreicher zu betreiben. Dafür sind neue Schritte nötig, um das Publikum nachhaltig zu erreichen.“

Dass er mit dem Abgang bei Giant-Alpecin und dem Wechsel in die Schweiz dem deutschen Radsport den Rücken kehrt, lässt Dörrenberg nicht gelten. Schmunzelnd meint er: „Katusha-Alpecin wird mit zwei deutschen Hauptsponsoren (Canyon ist Radlieferant, d.Red.) und drei deutschen Fahrern das deutscheste Team in der WoldTour.“

 

Weitere Radsportnachrichten

23.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

23.11.2025Sensationell Straßenmeister und die Nummer 1 auf der Bahn

(rsn) - 2025 war ein Jahr, das dem Tim Wafler in Erinnerung bleiben wird. Überraschend gewann der Österreicher auf flachen Kurs die Nationalen Straßenmeisterschaften, wobei er als Kontinentalfahrer

23.11.2025Nys macht’s in Tabor im Stil von van der Poel

(rsn) – Er schien beim Weltcup-Auftakt in Tabor über einen Gang mehr zu verfügen als die Konkurrenz: Als Thibau Nys (Baloise – Glowi Lions) Ernst machte, konnte keiner seiner Gegner folgen. Der

23.11.2025Brand egalisiert mit Sieg in Tabor den Vos-Rekord

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat den Weltcup-Auftakt in Tabor gewonnen. Die Niederländerin bestimmte gemeinsam mit Sara Casasola (Crelan – Corendon) und deren Teamkollegin Inge v

23.11.2025Starke Comebacks nach schweren Stürzen

(rsn) – Auf einem absoluten Hoch schloss Bruno Keßler (Rembe – rad-net) die  Saison 2024 ab. Er gewann bei der Bahn-WM mit seinen Teamkollegen die Bronzemedaille im Vierer, die erste für Deutsc

23.11.2025Pogacar: Vuelta- oder Roubaix-Sieg genauso wichtig wie Tour-Rekord

(rsn) – Mit einem fünften Toursieg würde Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in dieser Saison mit Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain gleichziehen. Da der Slowe

23.11.2025Evenepoel zu möglichem Giro-Zeitfahren: “Maßgeschneidert“

(rsn) – Remco Evenepoel hat nach eigenen Worten seinem neuen Team Red Bull – Bora – hansgrohe zwei Pläne für die Saison 2026 vorgelegt. Der erste sieht eine Klassikerkampagne und die Tour de F

23.11.2025Van Aert: “Ronde- und Roubaix-Siege wären i-Tüpfelchen“

(rsn) – Wie sein großer Konkurrent Mathieu van der Poel (Alepcin – Deceuninck) begann Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) seine Karriere als Crosser. In dieser Disziplin gewann der Belgier dre

23.11.2025Gazzoli von Astana zu Solution Tech – Vini Fantini

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

22.11.2025Wieder ein Trikotregen, wieder ein Pausentag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

22.11.2025Krahl mit Schürfwunden zum Weltcup-Auftakt nach Tabor

(rsn) – Im tschechischen Tabor findet am Sonntag der Auftakt des Cross-Weltcups 2025/26  statt. Mit dabei ist auch eine deutsche Delegation, bekanntester Name ist der von Judith Krahl (Rose Racing

22.11.2025Mit einer späten Zündung in die Geschichte

(rsn) - Sensation, Coup, Paukenschlag – geschieht in der Welt des Sports ein unerwartetes Ereignis, gibt es vielerlei Begriffe, um es ihn Worte zu fassen. In ein solches Rampenlicht rückte Mathieu

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)