Moderner Radsport nicht überall angekommen

Storer kritisiert Ex-Team: “In Gewohnheiten festgefahren“

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Michael Storer übt heftige Kritik an seinem Ex-Team Groupama-FDJ. | Foto: Cor Vos

26.12.2025  |  (rsn) – Der “moderne Radsport“ ist in aller Munde, aber offenbar noch nicht in jedem Team angekommen. Vor einigen Tagen hatte Arne Marit, Spät-Neuzugang bei Red Bull – Bora – hansgohe, bei Wielerflits davon berichtet, dass bei seinem alten Team Intermarché – Wanty - immerhin auch mit WorldTour-Lizenz ausgestattet – alle Profis mit dem gleichen Trainingsplan ins erste Winter-Trainingslager für die neue Saison gingen. Egal ob Sprinter oder Kletterer, auf alle warteten dieselben Einheiten. Der Wechsel zu Red Bull war für Marit wie der Eintritt in eine neue Welt. “Ich habe den Eindruck, dass hier jeder seinen eigenen Plan hat, den er umsetzt.“

Nun hat auch Michael Storer kein gutes Haar an seinem Ex-Team gelassen. In seinem Fall heißt es Groupama – FDJ. Nachdem der Australier seine WorldTour-Karriere 2018 bei Sunweb (heute Picnic – PostNL) gestartet hatte, wechselte er 2022 zu den Franzosen. Nach dem Auslaufen seines Vertrages zwei Jahre später suchte er aber wieder das Weite, machte den vermeintlichen Rückschritt zu einem ProTeam. “Man muss sich damit beschäftigen, um zu erkennen, dass es eigentlich ein Schritt nach vorne ist, denn Groupama verfügt nicht über die beste Unterstützungsstruktur. Sie sind irgendwie in ihren Gewohnheiten festgefahren“, sagte der jetzige Tudor-Profi im Podcast von Domestique. “Und daran wird sich auch nichts ändern. Selbst wenn ich es in einem Podcast sage, wird keiner zuhören“, so Storer.

Dass bereits seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends existierende Team mit dem nun aber scheidenden Manager Marc Madiot hat den Ruf, eher traditionell als experimentell zu arbeiten. Das hat sicher auch viel mit der Personalie Madiot zu tun, der 66-Jährige äußerte sich häufig kritisch über eben jenen modernen Radsport und seine Austreibungen. Storer machte nun deutlich, dass es auch intern nicht anders aussieht. Der Australier ging zwar nicht allzu sehr ins Detail, sagte aber doch klar und deutlich: “Ich wollte zu einem Team, das sich wirklich darum kümmert, mich besser zu machen, das mich wirklich unterstützt. Denn sie (Groupama – FDJ) sagen zwar, dass sie dir helfen werden und so weiter, aber dann erwarten sie einfach, dass du gut bist, ohne tatsächlich etwas zu tun, um dir dabei zu helfen, ein guter Radfahrer zu werden.“

Dass sich bei Storer seit seinem Abgang von Groupama etwas geändert hat, zeigen auch seine Resultate relativ deutlich. Bevor der 28-Jährige nach Frankreich wechselte, gewann er für Sunweb 2021 unter anderem zwei Vuelta-Etappen. In den beiden folgenden Jahren reichte es nur noch einmal für die Tour de l’Ain, die er 2021 aber auch für sich hatte entscheiden können. Seit Storer bei Tudor ist, hat er zwei Giros als Zehnter beendet, eine Etappe von Paris-Nizza und die Tour of the Alps gewonnen, auch das Memorial Marco Pantani, und Il Lombardia auf dem Podium beendet.

Mit ähnlichen Schwierigkeiten hatte auch Matteo Jorgenson zu kämpfen, als er noch für Movistar unterwegs war. Bis 2023 musste der US-Amerikaner, der jetzt für Visma – Lease a Bike fährt und seitdem zwei Mal Paris-Nizza und Dwars door Vlaanderen gewonnen hat, dazu reichlich weitere Top-Ergebnisse einfuhr, individuelle Trainingslager im Winter noch selbst finanzieren. Auch im Frauen-Radsport ist das auf höchster Ebene noch üblich. Mit dem modernen Radsport, der sich mittlerweile aber immer öfter die Formel 1 zum Vorbild nimmt, hat das jedoch nur wenig zu tun.

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