RSNplusRSN-Rangliste, Platz 13: Elena Hartmann

“Fürs Leben gelernt“: Aber folgt die Fortsetzung?

Von Jens Claussen

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Elena Hartmann ist für die kommende Saison noch auf Teamsuche. | Foto: Cor Vos

19.12.2025  |  (rsn) – In ihrer erst dritten Profisaison kam Elena Hartmann (Ceratizit) erst so richtig in Fahrt, wie sie RSN im Interview erzählte. “Ich habe das Gefühl, in diesem Jahr nochmals eine enorme Entwicklung genommen und so viel in dieser Zeit auch fürs Leben gelernt zu haben“, ließ die Schweizerin ihr Radsportjahr, auch mit Blick über den Tellerrand hinaus, nochmals Revue passieren. 

“Ich bin eine ganz andere Person geworden und möchte den Radsport weiter nutzen, um an mir zu arbeiten“, ergänzte Hartmann und betonte die Veränderungen, die der Radsport in ihrem Leben ermöglichte. ___STEADY_PAYWALL___

Nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern auch aus sportlicher Sicht konnte sich die Saison durchaus sehen lassen. Nachdem sie erst zu Saisonbeginn einen Einjahresvertrag beim Team von Ex-Profi Dirk Baldinger erhalten hatte, stieg Hartmann verspätet in die Rennen ein – und verlor damit wertvolle Wochen, um sich, wie sie nun sagte, international präsentieren zu können. “Mein Saisonstart war schon speziell, da ich erst im März zum Team gestoßen bin“, erinnerte sich die 35-Jährige.

Elena Hartmann, hier im Nationaltrikot, stieß erst mit Verspätung zum Peloton | Foto: Cor Vos 

“Meine ersten Rennen, die dann auch ganz gut verliefen, waren in Italien, bei der Alfredo Binda (1.WWT) war ich schließlich selbst von meiner Leistung und der Form ein wenig überrascht (Hartmann belegte Rang 35, 1:24 Minuten hinter Siegerin Elisa Balsamo, d. Red.) Da war ich bestimmt schon ein halbes Jahr kein Rennen mehr gefahren und mir fehlte eigentlich noch die Rennpraxis". 

Auf die Trofeo Binda folgte unmittelbar das in dieser Saison “wiederbelebte“ Mailand-SanrRemo (1.WWT) der Frauen, bei dem sie sich mit Platz 46 ebenfalls recht achtbar aus der Affäre zog.

Wie im Vorjahr Gesamtsieg in El Salvador

Danach ging es mit dem Team direkt zur Tour El Salvador (2.1), einem Etappenrennen, das Hartmann im Vorjahr gewann und das ihren Fähigkeiten entgegenzukommen scheint. Denn auch diesmal entschied Hartmann die Rundfahrt für sich. “Das Feld war sicher besser besetzt als im vergangenen Jahr. Ich war nach dem Prolog auf den weiteren vier Etappen immer gut platziert und auch, wenn ich keinen Tagessieg eingefahren habe, konnte ich das GC am Ende mitnehmen. Das gab mir natürlich Motivation für die weiteren Rennen“, erzählte sie.

Die nächsten Einsätze führten sie zur Itzulia Women (2.WWT), eine von insgesamt fünf Rundfahrten, die die Ex-Triathletin in der Saison bestreiten sollte. “Itzulia war dann definitiv eines meiner Saisonhighlights. Da sind wir als Team super stark gefahren und haben am Ende die Mannschaftswertung gewonnen. Unsere Teamleitung meinte danach, das wäre das beste Rennen der letzten Jahre von Ceratizit gewesen – einfach super cool!“

Gesamtsieg für Elena Hartmann bei der Tour El Salvador | Foto: instagram elli.hartmann

Auf Freude folgte aber prompt die Ernüchterung, als es für Hartmann zur Tour de Suisse (2.WWT) ging. Ursprünglich als mögliche Co-Kapitänin von ihrer Equipe eingeplant, wurde ihr schon die 1. Etappe zum Verhängnis. “Ich war direkt aus dem Höhentrainingslager zur Tour de Suisse gekommen und schon am ersten Tag hat es mich bei 40 Grad bergauf so 'aufgestellt', dass ich viel Zeit verloren habe. Das war schon eine Enttäuschung für mich“, gab sie unumwunden zu.

Danach war klar, "dass ich nur noch in der Helferrolle war“ und so beendete sie die Heimat-Rundfahrt, ohne vor ihren Landsleuten weiter in Erscheinung treten zu können, auf dem 31. Platz in der Gesamtwertung. Deutlich besser lief es für die Zeitfahrspezialistin dann bei den Schweizerischen Meisterschaften im Einzelzeitfahren. 

Auf genau der Strecke, auf der sie sich im Jahr 2022 den Titel holte, wurde Hartmann hinter einer übermächtigen Marlen Reusser (Movistar) und Jasmin Liechti (Nexetis) Dritte. “Marlen fuhr in diesem Jahr in einer anderen Liga. Aber Liechti hätte ich an einem besseren Tag von mir schlagen können", sagte sie zur Bronzemedaille.

Vom “speziellen“ Giro zur “einzigartigen“ Tour

An den darauffolgenden Giro d’Italia (2.WWT) hatte sie aus dem Vorjahr noch beste Erinnerungen. “Seit dem letzten Jahr ist der Giro für mich etwas Spezielles, da ich dort mit Platz sechs im Einzelzeitfahren in Brescia mein bisher bestes WorldTour Resultat eingefahren habe“, schwärmte sie. Nachdem sie 2024 die Italien-Rundfahrt noch vorzeitig aufgeben musste, sei sie dieses Mal auf dem Weg nach Imola von Tag zu Tag stärker geworden.

Die Tage beim Giro, den sie auf Rang 32 im GC abschloss, waren dann auch der Türöffner für die Tour de France Femmes (2.WWT), für die sie ursprünglich vom Team nicht vorgesehen war. “Die Tour de France kann man mit keinem anderen Rennen vergleichen. Alle sind super fit und für alle ist die Tour das Highlight. Die Stimmung ist so einzigartig, das gibt es nirgendwo anders“, beschrieb sie ihren zweiten Start nach 2023 bei der Tour, die sie auf Rang 49 als zweitbeste Fahrerin von Ceratizit beendete.

Hartmann gilt als exzellente Zeitfahrerin. | Foto: Cor Vos

  Obwohl Hartmann für das starke Team der Eidgenössinnen rund um die spätere Zeitfahrweltmeisterin Marlen Reusser von Swiss Cycling für die WM in Ruanda nominiert wurde, fanden die Titelkämpfe ohne sie statt. “Ich hätte bei der ersten WM in Afrika teilnehmen können, konnte aber aus privaten, persönlichen Gründen – genau wie bei der EM in Frankreich – nicht starten“, klärte sie gegenüber RSN auf.

Teamsuche als Déjà-vu 

Danach blieben nicht mehr viele Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Ihr Team hatte im August den Rückzug zum Jahresende verkündet. Somit war die Saison für Hartmann früher beendet, als ihr lieb war. Denn zu Saisonende war sie wieder in dergleichen Situation wie nahezu genau vor einem Jahr. “Genau das, was ich eigentlich vermeiden wollte“, gestand sie ein. “

Dennoch hofft Hartmann, auch für die Saison 2026 eine neue Mannschaft zu finden. “Ich möchte unbedingt weiterfahren“, betonte sie und machte deutlich, dass es nicht die WorldTour sein muss.

“Ich würde sicherlich auch in ein Pro-Konti Team gehen; bei einer Konti-Mannschaft hingegen, wäre es finanziell schon eine Frage, ob sich das lohnen würde. Für mein Ego wäre das überhaupt kein Problem, aber ich muss einfach auch Geld verdienen. Da ich in der Schweiz wohne, ist dieses Thema für mich sehr zentral und ich glaube, ein Konti-Team kann mir das, was ich gerne hätte, einfach nicht bezahlen“, grenzte sie ein.

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