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17.12.2025 | (rsn) – Und plötzlich war er von der Bildfläche verschwunden. Nach dem Artic Race of Norway Anfang August tauchte Florian Stork in keinen Ergebnislisten mehr auf. Dabei hätten für den Tudor-Profi noch einige Highlights auf dem Programm gestanden. Die Deutschland Tour etwa, bei der für den Mann aus Bünde zwei Heim-Etappen auf dem Programm gestanden hätten. “Eine Etappe endete in Herford und eine startete dort. Das ist ja gleich um die Ecke und war sehr schade für mich“, sagte Stork zu radsport-news.com, als er auf seine Saison zurückblickte. “Und im Jahr davor lief es ja auch sehr gut für mich.“
Und dann waren da auch noch die Weltmeisterschaften in Ruanda. “Ich hatte schon Vorbereitungen getroffen, aber es hat einfach nicht mehr mit Training geklappt. Nach dem Artic Race wurde ich krank und nicht mehr so richtig gesund. Wenn ich ein paar mehr Stunden trainiert habe, bekam ich Symptome. Ich habe es dann mit ein paar Tagen Ruhe versucht, aber das Einzige, was half, war komplett Ruhe und ein Neuaufbau.“
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Was ihn da erwischt hatte, weiß Stork bis heute nicht so richtig. “Wir haben Covid-Tests gemacht, aber die waren negativ. Aber bei den ganzen neuen Varianten weiß man ja auch gar nicht, ob die Tests überhaupt noch anschlagen“, spekulierte er. Obendrauf kam später dann auch noch eine Mandelentzündung.
Nach dem Arctic Race of Norway war Florian Stork völlig entkräftet. Offenbar hatte er sich eine Krankheit eingefangen, die seine Saison schon im August beendete. | Foto: Cor Vos
Das Wichtigste ist, dass der 28-Jährige mittlerweile wieder komplett fit ist und die neue Saison kaum mehr erwarten kann. “Es wird Zeit, dass es wieder losgeht.“ Die Vorfreude auf die Wiederaufnahme der Wettkämpfe ist groß, schließlich lief bis zu seinem Ausfall auch alles wie am Schnürchen, vor allem zu Saisonbeginn.
Am zweiten Renntag des Jahres feierte Stork auf Mallorca bei der Trofeo Serra Tramuntana seinen ersten Profisieg. “Der Tag löst immer noch ein Hochgefühl aus, wenn ich daran denke“, blickte er zurück. “Vor allem, weil es ziemlich unerwartet kam. Ich hatte keinen guten Winter und hatte mir nichts ausgerechnet, weil ich auch in der Working Order recht weit vorne war. Dann lief es am ersten Tag aber überraschend doch ganz gut und dann haben wir umgestellt. Beim zweiten Rennen kam dann alles zusammen.“
Auch in der Folge ging es für Stork gut weiter. Abgesehen von einer Disqualifikation bei der Figueira Classic in Portugal – die UCI vermerkt, dass Stork einen sich schließenden Bahnübergang überquert haben soll – lief der Weg zum Giro d`Italia über die Algarve-Rundfahrt, Tirreno-Adriatico und die Tour of the Alps recht geradlinig. Und beim Rennen durch Norditalien und Österreich auch wieder erfolgreich. “Ich bin da gleich mit einem fünften Platz gut reingestartet und war da nach einer der wichtigsten Helfer für Michael (Storer) bei dessen Gesamtsieg.“
Das Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, das zuvor auf dem Plan stand, hatte da bereits seine Wirkung entfaltet. “Wir hatten dort ein richtig gutes Setting. Ich war die meiste Zeit mit Larry (Warbasse) und Michael zusammen. Wir hatten gute Appartments, immer einen Trainer, einen Mechaniker und einen Koch. Es war eine sorgenfreie Zeit, in der man nur trainieren musste“, lachte Stork beim Gedanken zurück an die Zeit in Spanien.
Bei der Tour of the Alps trotzte Stork auch schwierigen Bedingungen. Er beendet den Auftakt als Fünfter und führt seinen Kapitän Michael Storer zum Gesamtsieg. | Foto: Cor Vos
Vor allem war es aber auch eine optimale Giro-Vorbereitung. Voller Selbstbewusstsein gingen Stork und sein Team in die Italien-Rundfahrt. “Wir hatten viel Spaß und entsprechend keinen Stress.“ Das wirkte sich dann zusätzlich positiv auf die Leistungen aus. “Ich war natürlich als Helfer gefragt, bekam aber auch viele Freiheiten für Gruppen“, so Stork, der seine Chance vor allem auf der 15. Etappe nach Asiago nutzte und den Tag als Zweiter beendete.
“Ich bin froh über einen guten zweiten Platz“, sagte Stork auch noch ein gutes halbes Jahr nach seinem großen Tag und einem vermeintlich verpassten Sieg keinesfalls hinterher trauerte. “Von außen unterschätzt man manchmal, wie hart ein Kampf um die Spitzengruppe ist. Ich hatte schon viele Körner gelassen, als ich es in die erste Gruppe geschafft hatte, die nach dem Monte Grappa geholt wurde. Und dann war ich nochmal in der zweiten. Als (Carlos) Verona dann losgefahren ist, hatte ich keine Chance und war froh, dass ich bei (Romain) Bardet und (Pello Bilbao) dranbleiben konnte. Ich habe für mich das Maximum herausgeholt“, betonte er.
Ganz nebenbei trug seine 145-Kilometer-Flucht auch mit dazu bei, dass er sich in der Gesamtwertung weiter nach vorne schieben und auf die Top 20 schielen konnte. “Dabei habe ich die Zeitfahren immer komplett als Ruhetage genutzt und in den ersten zwei Wochen auch immer rausgenommen, sobald ich konnte. Ich kam aber trotzdem oft ins Finale, weil es dort immer hieß: Mads Pedersen gegen die Bergfahrer. Am letzten Wochenende hat das Team dann gesagt ich kann versuchen, auf Top 20 zu fahren"m erzählte er.
Die Giro-Zeitfahren waren für Stork wie Ruhetage. | Foto: Cor Vos
Und das klappte. Weil er sich auf den letzten beiden Bergetappen nach Campoluc und Sestrière lange in der Gruppe der Spitzenfahrer halten konnte, beendete er den Giro tatsächlich auf Position 20. “Es freut mich sehr, dass das geklappt hat und ich am Berg eine sehr gute Form hatte und so lange bei den GC-Leuten mitfahren konnte.“ Ob das automatisch bedeutet, dass Stork bei den Grand Tours noch weiter vorstoßen kann, “weiß ich nicht, aber für eine einwöchige Rundfahrt ist es ein gutes Zeichen.“
Auch nach Italien konnte er noch Werbung in eigener Sache machen. “Ich hatte nach dem Giro keine wirkliche Pause gemacht, der Plan war, bis zur Deutschen Meisterschaft durchzuziehen. “Die Form war noch echt gut.“ Beim Grand Prix des Kantons Aargau konnte Stork als Sechster vorne reinfahren. Und dann kamen die nationalen Titelkämpfe. “Im Training waren die Zahlen noch gut und ich hatte mir entsprechend auch viel ausgerechnet, aber am Renntag selbst habe ich mich nicht mehr so gut gefühlt. Wenn es ganz heiß ist, liegt mir das auch nicht so richtig. Und die DM ist auch taktisch immer ein schweres Rennen. Am Ende haben aber die Beine entschieden und die waren gut für den 5. Platz, aber nicht für den Sieg.“
Viele Freiheiten, aber auch Helfer: Hinter Florian Stork liegt eine abwechslungsreiche Saison 2025, die gleichzeitig die erfolgreichste seiner bisherigen Karriere ist. | Foto: Cor Vos
Nach den Meisterschaften legte Stork einen Monat Pause ein. Dass die Clasica San Sebastian und das Artic Race danach aber seinen letzten Saisoneinsätze sein würden, war da noch nicht abzusehen. “Zwischenzeitlich hatte mich die Krankheit dann schon runtergezogen, aber im Großen und Ganzen kann ich mir kaum ein besseres Jahr malen. Vor allem, wenn ich mir die Saison davor anschaue.“
In der gab es eigentlich nur ein gutes Rennen. Es war die Deutschland Tour, die Stork durch einen fünften Platz am Schlusstag als Sechster der Gesamtwertung abschloss. “Ich weiß nicht, was da mit mir passiert ist. Es war mein erstes Top-10-Ergebnis seit dem Sturz bei der UAE Tour – und da liegen Jahre dazwischen.“ Dreieinhalb, um es genauer zu sagen, denn der Unfall, bei dem sich Stork eine Kniescheibe und mehrere Rippen brach, datiert aus dem Februar 2021. Damals fuhr er noch für DSM.
Sein Sieg zu Saisonbeginn auf Mallorca war für Stork der Beginn einer starken Saison. | Foto: Cor Vos
“Seit dieser Deutschland Tour geht es mir besser“, so Stork, der dieses “besser“ aber gar nicht ganz konkret verorten konnte. “Es war einfach eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Davor war ich ein Fahrer, der immer gut dabei war für die Plätze 20 bis 40, aber nie ganz vorne reinfahren konnte. Jetzt weiß ich, dass ich es mir nicht nur eingebildet habe, dass ich um Top-Ergebnisse oder gar Siege mitfahren kann, wenn ich keine Fehler mache. Das hat schon etwas im Auftreten geändert.“
Und nun offenbar auch nachhaltig an den Ergebnissen. “Dass dieses Jahr mit dem Sieg gleich so gut losging, hat natürlich auch geholfen“, sagte Stork, der bereit ist, 2026 mit Tudor wieder anzugreifen.
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