Casasola erstmals auf dem Weltcup-Podest

Brand egalisiert mit Sieg in Tabor den Vos-Rekord

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Brand egalisiert mit Sieg in Tabor den Vos-Rekord"
Lucinda Brand (Baloise Glowi Lions) hat in Tabor den ersten Cross-Weltcup 2025/26 gewonnen. | Foto: Cor Vos

23.11.2025  |  (rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat den Weltcup-Auftakt in Tabor gewonnen. Die Niederländerin bestimmte gemeinsam mit Sara Casasola (Crelan – Corendon) und deren Teamkollegin Inge van der Heijden das Finale, ehe sie das Duo in der letzten Abfahrt abhängte. Die Italienerin wurde schließlich vor der niederländischen Europameisterin Zweite. Leonie Bentveld (Pauwels Sauzen – Altez) belegte Rang vier vor Aniek van Alphen (Seven), der vierten Niederländerin in den Top 5, und der Lokalmatadorin Kristyna Zemanova.

Der 51. Podiumsplatz in Serie war zugleich Brands achter Saisonsieg bei zehn Einsätzen. Damit egalisierte sie den Rekord von Marianne Vos (Visma - Lease a Bike). Die Niederländerin ist wie Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) und Zoe Bäckstedt (Canyon – SRAM) weiterhin noch nicht im Crosszirkus dabei. Auch Brands nominell größte Widersacherin, Fem van Empel (Visma – Lease a Bike), verzichtete erneut auf eine Teilnahme.

Dagegen gab mit Shirin van Anrooij (Baloise – Glowi Lions) ein anderer bekannter Name sein Saisondebüt. Die Niederländerin startete aus der letzten Reihe und kam als 16 ins Ziel. Noch besser lief es bei der neben ihr ins Rennen gegangenen Annemarie Worst (Seven), die bei ihrem zweiten Saison-Einsatz auf den 13. Platz kam.

Brand brauchte für die fünf Runden 1:41 Minuten weniger als Worst – und das obwohl nicht immer voll gefahren wurde. “Es war ein ziemlich taktisches Rennen. Es war schwer, Unterschiede zu forcieren und es war sehr glatt. Bergauf waren wir ungefähr gleichstark, deswegen sind wir einander nur schwer losgeworden“, erklärte sie im Ziel-Interview.

Die entscheidende Attacke setzte die 36-Jährige erst kurz vor dem Ziel. “Ich wusste, wo ich die anderen unter Druck setzen muss. Ich habe auch Tipps von meinem Teamkollegen bekommen, der das Rennen vor uns gewonnen hat“, meinte sie mit Blick auf David Haverdings, der zuvor das U23-Event im Dreiersprint für sich entschieden hatte.

Casasola erklärte im Zielinterview, wie sie sich ihren Rückstand im Finale eingehandelt hatte. “An der Boxengasse bin ich kurz ausgerutscht. Da lag ich einige Meter hinten. Lucinda ist sowieso schon so schnell, da konnte ich die Lücke nicht mehr schließen“, so die Italienerin, die sich über das erste Weltcup-Podium ihrer Karriere freuen durfte. “Ich hatte eigentlich gar keinen Erwartungen an heute, denn ich erhole mich noch immer. Die Beine waren trotzdem gut, aber meine Atmung ist noch nicht wieder bei hundert Prozent“, so die 25-Jährige, die sich bei ihrem Comeback nach zweiwöchiger Krankheitspause in den Abfahrten ihren Schal stets über den Mund zog.

Krahl muss nach Sturz mit Schmerzen im Gesicht aufgeben

Judith Krahl (Rose Racing Circle) kämpfte sich nach dem Start bis auf Rang 36 vor. Anschließend büßte die 24-Jährige ein paar Plätze ein, bevor sie in der dritten Runde auf die letzte Position zurückfiel. Kurz bevor sie aufgab, wurde sie von Tomke Windelband, der nun einzigen Deutschen im Rennen, überholt. Die 19-jährige Quereinsteigerin beendete ihr erstes Weltcup-Rennen überhaupt auf Platz 49. 

“Ich habe mir an der steilen kurzen Treppe den Lenker so doll ins Gesicht gehauen, dass ich erstmal eine Weile am Boden lag. Ich muss mich zu Hause durchchecken lassen, ich habe ziemliche Schmerzen im Gesicht und an den Zähnen", erklärte Krahl auf Anfrage von RSN.

 Im Weltcup-Gesamtklassement liegt Brand nach dem ersten Rennen mit zehn Punkten Vorsprung auf Casasola, van der Heijden liegt als Dritte15 Zähler hinter ihrer Landsfrau zurück. Der zweite von zwölf Weltcups findet am 30. November im französischen Flamanville statt.

So lief der Weltcup in Tabor:

Auf teils gefrorenem Untergrund erwischte Marie Schreiber (SD Worx – Protime) wie so oft den besten Start und unter ihrem Tempodiktat lösten sich schnell sechs Fahrerinnen aus dem Feld. Als Brand dann aber nach drei Minuten das Kommando übernahm, konnte die Luxemburgerin als einzige nicht folgen. Van der Heijden, Bentveld, Zemanova, van Alphen und Brand kamen acht Sekunden vor Manon Bakker und Casasola (beide Crelan – Corendon) zur ersten Zielpassage.

Danach riss Brand das Quintett mit einer Tempoverschärfung auseinander. Bentveld und van der Heijden ließen aber nicht locker und kamen zwei Minuten später wieder an die Weltranglistenerste heran. Das Trio zog aber nicht durch und ging nur drei Sekunden vor Casasola und Zemanova auf die dritte von fünf Runden.

Die beiden Verfolgerinnen schlossen kurz darauf auf, auch Bakker und van Alphen kamen wieder heran. Casasola ging es nun zu langsam - sie erhöhte die Schlagzahl und bekam Unterstützung von Brand. Auch van der Heijden kam noch dazu und das Trio erreichte die Start-Ziel-Passage sieben Sekunden vor Bentveld.

Brand am Ende unwiderstehlich

Die Verfolgerin bekam anschließend Verstärkung von van Alphen und Zemanova. Da sich das Spitzentrio bei der letzten Zieldurchfahrt nicht einig war, probierte Bentveld die Lücke mit einem Sprint zu schließen. Das klappte nicht ganz, da Brand sich an die Spitze setzte. Vor allem Casasola zeigte sich davon unbeeindruckt. Die Italienerin erreichte die berühmten Tabor-Balken als Erste und schüttelte dort ihre Teamkollegin ab.

Die kämpfte sich aber wieder heran, obwohl auch ihre Gegnerinnen voll fuhren. In den technischen Passagen bergab verlor sie aber ein weiteres Mal den Anschluss, diesmal endgültig. In den letzten Kurven der Abfahrt riskierte Brand alles und Casasola kam mit einigen Metern Rückstand auf die Zielgerade. Diese Lücke konnte sie im Sprint nicht mehr schließen und Brand beendete das Rennen jubelnd.

-->

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine