Radsport News Teamcheck - Teil 4

RadioShack-Trek: Das Seuchenjahr vergessen machen

Von Christoph Adamietz

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Fabian Cancellara beim Teambuilding | Foto: ROTH

07.01.2013  |  (rsn) – Mit dem Abgang des umstrittenen Teammanagers Johan Bruyneel, der Suspendierung von Fränk Schleck nach positivem Test bei der Tour sowie der Seuchensaison von Andy Schleck liegt ein Jahr hinter dem Team RadioShack-Trek, das der luxemburgische Rennstall schnellstmöglich vergessen machen möchte. „Wir wollen das Team wieder auf das richtige Level zurückführen und hoffen auf eine Saison ohne Verletzungen“, sagte der neue Teamchef Luca Guercilena zu Radsport News.

Dem Italiener ist es wichtig, dass seine Fahrer über das ganze Jahr hinweg präsent ist. „Wir wollen viele Spitzenergebnisse einfahren, und das auch über die gesamte Saison verteilt“, sagte Guercilena. Höchste Priorität genießt aber nach wie vor die Tour de France, bei der RadioShack-Trek um den Sieg fahren möchte.

Den sollte Andy Schleck bereits 2012 holen, doch der Luxemburger musste verletzt passen. Andreas Klöden war nicht in Bestform und Fränk Schleck wurde nach positivem Test aus dem Rennen genommen und suspendiert. Bei der 100. Austragung der Tour soll es für RadioShack-Trek wieder besser laufen - vor allem für Andy Schleck, auf dem die Hoffnungen ruhen. „Nach einer so langen Pause wieder in Tritt zu kommen, dauert seine Zeit. Andy ist aber wieder voller Motivation und wir werden es Schritt für Schritt angehen“, so Guercilena über seinen Kapitän, der nach dem schlimmen Sturz beim Critérium du Dauphiné mehrere Monate pausieren musste und bereits bei der Tour Down Under Ende Januar in die Saison einsteigen wird.

Erster Saisonhöhepunkt für den 27-Jährigen sollen die Ardennen-Klassiker darstellen, danach ist die Konzentration auf die Tour gerichtet. „Über Sieg oder Niederlage werden dann wohl nur Kleinigkeiten entscheiden. Wir werden aber auf jeden Fall wettbewerbsfähig sein und Andy wird unser Mann für die Gesamtwertung sein“, kündigte der neue Teamchef bereits an. Ob Andys Bruder Fränk am Start stehen wird, ist noch unklar. Noch immer nicht hat der luxemburgische Radsportverband über eine mögliche Sperre entschieden.

Als Co-Kapitän könnte wieder Andreas Klöden ins Rennen gehen. Der 37 Jahre alte Routinier hatte seit Januar 2012 mit Knieproblemen zu kämpfen. „Das hat ein ordentliches Training verhindert. Andreas hat anschließend versucht, den Formrückstand wieder aufzuholen. Leider ist er nicht mehr ganz in die bestmögliche Verfassung gekommen“, blickte Guercilena zurück und zeigte sich zugleich optimistisch für 2013: „Ich denke, dass er wieder für eine gute Saison bereit ist“, so der Teamchef, der in Frankreich wohl auch auf die Dienste der beiden 41-jährigen Oldies Jens Voigt und Chris Horner bauen wird.

Zur Rundfahrerfraktion zählen zudem der Spanier Haimar Zubeldia, der Portugiese Tiago Machado, der Österreicher Thomas Rohregger, der Belgier Maxime Monfort sowie Neuzugang Robert Kiserlovski der Rundfahrerfraktion. Verdauen muss das Team den Verlust von Jakob Fuglsang, der zu Astana wechselte.

Neben der Tour de France stellen die Frühjahrsklassiker das zweite Highlight dar. Fabian Cancellara will sich in den großen Eintagesrennen wieder ganz vorne platzieren, nachdem er im Vorjahr nach Schlüsselbeinbruch bei der Flandern-Rundfahrt auf seine Lieblingsrennen verzichten musste. Um den 31-jährigen Berner im Frühjahr bestmöglich unterstützen zu können, wurde die Klassikerfraktion um Gregory Rast und Hayden Roulston mit dem zweimaligen Flandern-Sieger Stijn Devolder verstärkt.

Der 33-jährige Belgier hatte zuletzt ein längeres Tief, dennoch ist Guercilena davon überzeugt, dass Devolder zurück zu alter Stärke finden kann. „Er wird ein wichtiger Fahrer bei den Frühjahrsrennen sein und dort als wichtiger Helfer von Cancellara fungieren, je nach Rennverlauf kann er aber auch in die Kapitänsrolle schlüpfen“, sagte der Italiener, der in den flämischen Rennen zudem auf einen weiteren erfahren Neuzugang, Danilo Hondo, baut.

Hondos Rolle wird ähnlich sein wie früher bei Lampre, wo er die rechte Hand von Sprintkapitän Alessandro Petacchi war und den Italiener zu mehreren Siegen lotste. „Wir brauchen seine Erfahrung, so dass unser Sprintzug für Giacomo Nizzolo bestmöglich funktionieren kann“, so Guercilena, der von seinem 23-jährigen Landsmann, der bereits 2012 mit Topergebnissen wie Platz drei bei den Vattenfall Cyclassics oder dem Etappensieg bei der Eneco-Tour auf sich aufmerksam machen konnte, noch einen weiteren Leistungssprung erwartet. „Neben ihm traue ich aber auch unserem Neo-Profi Bob Jungels, Tony Gallopin und Jesse Sergent zu, dass sie den nächsten Schritt machen. Sie sind allesamt gute Fahrer. Sie können es vom Talent zum Top-Fahrer schaffen und wir unterstützen sie dabei“; so der Italiener.

Nicht mehr zum Team zählen werden der Schweizer Oliver Zaugg (zu Saxo Tinkoff), der Magdeburger Robert Wagner (zu Rabobank/Blanco) und Linus Gerdemann, der noch keinen neuen Arbeitgeber für die Saison 2013 gefunden hat. „Es ist nicht immer einfach, wenn es um Vertragsverlängerungen geht, sogar wenn es um einen so guten Menschen und Sportler wie Linus geht“, so Guercilena, ohne dabei konkreter zu werden.

Radsport News Prognose: Eine ähnlich verheerende Saison wie 2012 wird Radioshack-Trek wohl nicht noch einmal erleben. Vor allem Cancellara wird im Frühjahr eine Bank sein und zumindest ein großes Rennen gewinnen. Bei Andy Schleck muss man abwarten, wie er die lange Verletzungspause verkraftet hat. Läuft alles nach Plan, so ist dem Luxemburger aber auch 2013 sowohl in den Ardennenrennen als auch bei der Tour viel zuzutrauen. In der nach den Abgängen von Daniele Bennati und Wagner recht dünn besetzten Sprinterriege wird viel Verantwortung auf Nizzolo lasten. Dem Italiener ist aber durchaus ein Sieg in einem großen Rennen zuzutrauen.

Überhaupt wird man von der jungen Garde weitere Fortschritte erwarten können - die werden aber auch nötig sein. Denn die Kapitäne für die kleineren Rundfahrten Voigt (41), Klöden (37), Horner (41), Zubeldia (35) sind doch in die Jahre gekommen. Was der Teamleitung gefallen wird: Die jungen Fahrer wie Tony Gallopin, Ben Hermans, Robert Kiserlovski, Jesse Sergent und vor allem das luxemburgische Top-Talent Jungels sind vielseitig einsetzbar und werden dem Team über das gesamte Jahr hinweg vordere Platzierungen bescheren können. Deshalb wird man RadioShack-Trek auch häufiger bei der Etappenjagd beobachten können. Generell gilt: Die bisherigen Platzhirsche werden mehr und mehr Verantwortung an die Jugend abtreten müssen. Zur Saison 2014 wird dann aber der große personelle Umbruch erfolgen müssen, um weiterhin konkurrenzfähig bleiben zu können

RadioShack-Trek 2013: Laurent Didier, Bob Jungels, Andy Schleck, Fränk Schleck (alle Luxemburg), Jan Bakelants, Ben Hermans, Stijn Devolder, Maxime Monfort (alle Belgien), Danilo Hondo, Andreas Klöden, Jens Voigt (alle Deutschland), Matthew Busche, Chris Horner, Benjamin King (alle USA), George Bennett, Hayden Roulston, Jesse Sergent (alle Neuseeland), Fabian Cancellara, Gregory Rast (beide Schweiz),), Tiago Machado, Nelson Oliveira (beide Portugal), Markel Irizar, Haimar Zubeldia (beide Spanien), Tony Galloping (Frankreich), Thomas Rohregger (Österreich), Yaroslav Popovych (Ukraine), Giacomo Nizzolo (Italien), Robert Kiserlovski (Kroatien)

Zugänge: Danilo Hondo (Lampre-ISD), Stijn Devolder (Vacansoleil-DCM), Robert Kiserlovski (Astana), Bob Jungels (Leopard-Trek)

Abgänge: Daniele Bennati, Oliver Zaugg (beide Saxo Tinkoff Bank), Robert Wagner (Rabobank/ Team Blanco), Jakob Fuglsang (Astana), Linus Gerdemann (Ziel unbekannt), Jost Posthuma (Karriereende)

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