Die Bilanz der Deutschen bei der 99. Tour de France

Greipel ragt heraus, Martin mit dem "Fluch des Weltmeisters"

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André Greipel (Lotto Belisol) gewinnt die 13. Etappe der Tour de France. | Foto: ROTH

22.07.2012  |  Paris (dapd). André Greipel (Lotto Belisol) sprintete ins Ziel seiner Träume, Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) erlebte dagegen den Tiefpunkt seines Seuchenjahres: Für die beiden deutschen Ausnahmefahrer hätte die 99. Tour de France kaum unterschiedlicher verlaufen können. Während Martin nach unglaublichem Pech mit Knochenbruch, Sturz und Defekten am ersten Ruhetag entnervt das Handtuch warf, krönte sich Greipel zum neuen König der Massensprints.

"Wir haben viel mehr erreicht, als wir jemals gedacht hatten. Das Team war fantastisch und ich bin einfach nur überglücklich", sagte Greipel. In Rouen, Saint-Quentin und am Cap d'Agde schlug der Kraftprotz aus Rostock zu. Beeindruckend war dabei besonders sein dritter Erfolg, als Greipel ohne Sprintzug und trotz eines giftigen Anstieges 23 Kilometer vor dem Ziel siegte. Für die Konkurrenz war dies auch eine deutliche Kampfansage für das olympische Straßenrennen am nächsten Samstag.

Bei der 99. Tour, wo es drei deutsche Etappensiege zuletzt vor vier Jahren gegeben hatte, konnte sich der 30 Jahre alte Greipel auf den perfekt funktionierenden Lotto-Zug verlassen. Sein bester Freund Marcel Sieberg setzte sich 1,5 Kilometer vor dem Ziel an die Spitze des Feldes. Dann löste ihn der Belgier Jurgen Roelandts ab, ehe der Neuseeländer Greg Henderson bis zur 200-Meter-Marke Vollgas fuhr und Greipel vollendete. "Dass wir hier so überlegen sind, hätte ich nicht gedacht", betonte Greipel.

Eine Überlegenheit, die sich viele deutsche Fans auch von Tony Martin im Zeitfahren erhofft hatten. Doch den Mann im Regenbogentrikot hat offenbar der Fluch des Weltmeisters ereilt. Schon im Prolog ließ eine Glasscherbe Martins Hinterreifen und damit seine Träume vom Gelben Trikot platzen. Nur einen Tag später stürzte der 27-Jährige und brach sich das Kahnbein.

Doch Martin kämpfte. Stets am Ende des Feldes und mit einer Spezialmanschette quälte er sich bis zum ersten Zeitfahren in Besancon. Es sollte trotz der Schmerzen der letzte große Test vor Olympia werden, es wurde ein weiteres Desaster. Schon nach fünf Kilometern hatte Martin wieder einen platten Hinterreifen. Die Luft und auch die Motivation waren raus, am Ende stand Platz zwölf in der Ergebnisliste. Martin zog sich zur Olympiavorbereitung in seine Wahlheimat Schweiz zurück.

Christian Knees (Sky) hingegen drehte am Sonntag die Ehrenrunde auf den Champs Elysees an der Seite des Toursiegers Bradley Wiggins. Der hochgewachsene Rheinbacher war auf besonderen Wunsch von Wiggins für die Tour nominiert worden. Knees, so heißt es im Peloton, habe so etwas wie einen siebten Sinn, wenn es zu gefährlichen Situationen kommt. "Allein durch meine Größe habe ich einen besseren Überblick und kann bei Gefahr früh eingreifen", sagte der 31-Jährige, der Wiggins vor allem in der ersten Woche aus allen gefährlichen Situationen raushielt.

Marcel Kittel (Argos-Shimano) kam ebenfalls sturzfrei durch die Tour, ihn setzten allerdings Kniebeschwerden und ein hartnäckiger Magen-Darm-Virus außer Gefecht. Das Ziel Etappensieg war so unmöglich zu erreichen, auf dem fünften Teilstück stieg der Thüringer vom Rad. Drei Etappen später gab auch sein Teamkollege Johannes Fröhlinger mit gebrochenem Finger auf.

Dafür wusste Patrick Gretsch (ebenfalls Argos-Shimano) bei seinem Tour-Debüt zu überzeugen. Der 25 Jahre alte Thüringer belegte im Prolog Platz sieben und übertrag dieses Ergebnis im abschließenden Zeitfahren über 53,5 Kilometer, das er auf einem hervorragenden sechsten Platz beendete. Mit seiner ersten Tour-Teilnahme kann auch Dominik Nerz (Liquigas-Cannondale) zufrieden sein. Der 22 Jahre alte Allgäuer wusste vor allem in den bergen als Helfer des Tour-Dritten Vincenzo Nibali zu überzeugen.

Oldie Jens Voigt (RadioShack-Nissan) erreichte hingegen auch mit 40 Jahren noch die Champs Elysees. Auf der 10. Etappe erlebte Frankreich noch einmal den alten Ausreißerkönig Voigt, der sich nach großem Kampf letztlich mit Platz drei zufriedengeben musste. Nur in der Gesamtwertung spielten die Deutschen keine Rolle. Andreas Klöden (RadioShack-Nissan) wurde zwar Elfter, doch der 37-Jährige mit Wohnsitz in der Schweiz scheint sich mittlerweile eher als Europäer zu sehen.

Ohne Happy Ende ging diesmal die Tour auch für Marcus Burghardt (BMC) zu Ende. Der 29-Jährige Sachse hätte nur zu gerne seinen Kapitän Cadel Evans zum zweiten Tour-Sieg eskortiert, doch der Australier war in diesem Jahr einfach nicht in der Verfassung, um das Gelbe Trikot erneut zu erobern.

Seine Rolle als Tempobolzer erfüllt diesmal auch wieder Bert Grabsch (Omega Pharma-QuickStep). Doch in seiner Spezialidisziplin blieb der Zeitfahr-Weltmeister von 2008, der zudem in der letzten Woche noch mit einer Erkältung zu kämpfen hatte, hinter den Erwartungen zurück.

Eine solide Vorstellung zeigte der 38-jährige Danilo Hondo (Lampre-ISD), der aber nach dem frühen Ausstieg seines Kapitäns Alessandro Petacchi in den Sprints ohne Chance gegen Cavendish, Greipel und Sagan war.

 

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