Dominik Nerz-Tagebuch bei Paris-Nizza / Teil 5

Ein Knall und ich stand im Straßengraben

Von Dominik Nerz

Foto zu dem Text "Ein Knall und ich stand im Straßengraben"
Dominik Nerz (Liquigas) Foto: ROTH

11.03.2011  |  (rsn) - Wie soll ich nur diesen heutigen Tag beschreiben? Ich versuche es mal so: Heute war mal wieder so ein Tag, an dem ich mir ernsthafte Gedanken über meine Berufswahl gemacht habe!

 

Jedoch gibt es auch an solchen Tagen einen schönen Part, nämlich den der absoluten Zufriedenheit, die man erfährt, nachdem man eine solche Etappe überstanden hat. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich immer wieder an den Start stelle und die Mühen und Schmerzen auf mich nehme!

Die Etappe an sich war, wenn man so will, nicht wirklich abwechslungsreich, da die 193 Kilometer einfach Vollgas durchgefahren wurden. So kam es mir zumindest mir vor.

Grund für das hohe Tempo war, dass am Anfang keine passende Ausreißergruppe zustande kam und am Ende die dann formierte Spitze wieder gestellt werden musste. Diese Gruppe, mit der dann alle zunächst einmal zufrieden waren, entstand nach langem Hin und Her erst am zweiten Berg des Tages,

Zu diesem Zeitpunkt bestand das Hauptfeld maximal noch aus ca. 30 - 40 Fahrern - und ich war noch dabei, worüber ich mich echt freute. Natürlich blieb die Gruppe nicht so klein, da nach der Bergwertung für kurze Zeit extrem gebummelt wurde, was ausreichte, um fast das gesamte Feld wieder zusammen zu führen.

Trotzdem war ich noch immer beschwingt von meinem kleinen, aber feinen Glücksgefühl, den Berg in der ersten Gruppe überlebt zu haben. Und so ekelte ich mich über die darauf folgenden Anstiege bis hin zum Finalberg.

Voll motiviert fuhr ich unter den ersten 20 Fahrern in den Anstieg rein, doch auf einmal knallte es ganz schrecklich und ich merkte nur noch, wie sich mein Hinterrad von der Straße abhob und ich in Richtung Straßengraben steuerte. Zum Glück konnte ich einen Sturz vermeiden, jedoch stand ich dann im Straßengraben. Das alles nur, weil mir ein übermotivierter Fahrer ins Schaltwerk gefahren war und sich danach in meinem Hinterrad verfangen hatte!

Durch diese Aktion habe ich leider den Anschluss zur Spitze verloren. Fairerweise muss ich jedoch zugeben, dass ich niemals ganz an der Spitze hätte mitfahren können. Dafür waren die Großen der Szene einfach zu stark und mal wieder eindrucksvoll eine Klasse für sich. Allerdings hätte ich unter normalen Umständen keine 15 Minuten kassiert. Bei dieser Konstellation jedoch habe ich mich dazu entschlossen, wenigstens ein paar Kräfte für die noch ausstehenden Etappen zu sparen und so kam ich mit der Gruppe des bis heute Gesamtführenden Thomas de Gendt ins Ziel.

Für Morgen steht das 27 Kilometer lange Zeitfahren auf dem Plan, das auch mit Sicherheit für eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung sorgen wird. Ich freue mich auf jeden Fall schon drauf, da ich sehr gerne Zeitfahren bestreite.


Bis morgen,
Euer Dominik


Dominik Nerz bestreitet die Saison 2011 für das italienische Liquigas-Team. Mit Paris-Nizza bestreitet der Allgäuer nach der Tour de San Luis seine zweite Rundfahrt. Von der "Fahrt zur Sonne" wird der 21-Jährige auf Radsport
News Tagebuch führen und von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.03.2011Um mich herum nur schmerzverzerrte Gesichter

(rsn) - Heute (Samstag, d. Red.) mussten wir bei nicht allzu tollen Witterungsbedingungen die längste Etappe dieser Rundfahrt in Angriff nehmen! Auf dem Weg zum Start schaute ich gelegentlich aus de

11.03.2011Das schlechteste Rennen meiner Profilaufbahn

(rsn) - Eigentlich habe ich mich gestern echt noch total auf den heutigen Tag gefreut! Leider kam alles ganz anders! Heute ging einfach alles schief! Ein absolut bescheidener Tag, um in der Ausdrucksw

10.03.2011Dominik Nerz-Tagebuch: Drei Einträge hintereinander

(rsn) – In den vergangenen Tagen haben die Leser auf Radsport News im Rahmen der Berichterstattung über die Fernfahrt Paris-Nizza die Tagebucheintragungen von Dominik Nerz vermisst. Der Liquigas-Pr

10.03.2011Das Vier-Minuten-Loch für den Kapitän zugefahren

(rsn) - Mein Tag hat heute mit dem brachialen Klopfen meines Physiotherapeuten begonnen, und obwohl er fast die Türe eingetreten hat - zumindest hat es sich danach angehört - wurde ich heute einfach

09.03.2011"Nerz nach vorne, Voeckler einholen"

(rsn) - Mein heutiger Tag hat sehr gut begonnen. Ich habe gut geschlafen und die Beine taten fast nicht weh beim Treppensteigen. Das war schon mal ein gutes Zeichen! Start war dann um 11:55 Uhr. Uns s

09.03.2011Mit dem Verpflegungsbeutel auf der Windkante

(rsn) - Wir hatten heute 199 sonnige und nicht all zu kalte Kilometer auf dem Programm, dazu kam noch, dass die gesamte Strecke topfeben war. Jetzt denken sich natürlich einige: „Was für ein schÃ

07.03.2011Zum Auftakt eine kalte Stunde

(rsn) - Mein Tag hat heute pünktlich um 7:45 Uhr mit dem für Renntage üblichen Ritual, dem ausgiebigen Frühstück, begonnen. Es mag ja sein, dass die allgemeine Küche in Frankreich sehr gut ist

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg in Teruel aus dem Sprint

30.04.2024Bike Aid bekommt erneut einen Etappensieg aberkannt

(rsn) - Innerhalb eines Monats haben UCI-Kommissäre dem Team Bike Aid den zweiten Etappensieg aberkannt. Nachdem Anfang April bei der Tour of Mersin (2.2) in der Türkei Oliver Mattheis Sieg annulli

30.04.2024Walscheids Eschborn-Frankfurt als Giro-Generalprobe mit Ewan

(rsn) – Im letzten Jahr war dem knapp zwei Meter großen und knapp 90 Kilogramm schweren Max Walscheid - damals noch im Dress von Cofidis - bei Eschborn – Frankfurt mit dem Sieg in der Bergwertun

30.04.2024“Hat Spaß gemacht“: Hollmann Bergkönig der Tour de Romandie

(rsn) – Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Tour de Romandie (2.UWT) hat Juri Hollman (Alpecin – Deceuninck) sein erstes Bergtrikot als Berufsradfahrer gewonnen. Den Grundstein dazu hatte der K

30.04.2024Kämna soll diese Woche nach Hause reisen können

(rsn) – Lennard Kämna ist noch immer auf Teneriffa im Krankenhaus, soll aber noch in dieser Woche nach Hause reisen dürfen. Das berichtet die BILD, nach einem Gespräch mit der medizinischen Abtei

30.04.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

30.04.2024Vollering unterschreibt Sponsoren-Deal mit Nike

(rsn) – Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) wird nicht mehr zur 3. Etappe der Vuelta Espana Femenina antreten. Die Britin war im Finale des zweiten Teilstücks an der 3-Kilometer-Marke an den er

30.04.2024Völlig offenes Rennen mit kaum mehr Chancen für die Sprinter

(rsn) – Der 1. Mai: Während der Großteil der deutschen und österreichischen Bevölkerung den ´Tag der Arbeit´ feiert und wahlweise zu politischen Kundgebungen oder Frühlings-Wanderungen aufbri

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

29.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) - Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint auf

29.04.2024Selig kurzfristig aus Astana-Aufgebot für den Giro gestrichen

(rsn) - Für Rüdiger Selig (Astana Qazaqstan) war der Giro d`Italia fest eingeplant. Mit seinem Sprintkapitän Max Kanter wollte er bei der ersten Grand Tour des Jahres um Etappensiege kämpfen. Doch

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Eschborn-Frankfurt (1.UWT, GER)
  • Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)