Interview mit dem Milram-Neuzugang

Kluge: "Für Ciolek die Sprints anfahren"

Foto zu dem Text "Kluge:

Roger Kluge (Milram)

Foto: ROTH

10.01.2010  |  (rsn) – Nach erfolgreichen Jahren auf der Bahn versucht Roger Kluge beim Team Milram sein Glück als Straßenprofi. Der 23 Jahre alte Brandenburger, bei den Olympischen Spielen in Peking Silbermedaillengewinner im Punktefahren, sieht seine Aufgaben vor allem als Anfahrer für Gerald Ciolek und als Helfer in den belgischen Frühjahrsrennen, wie er am Rande der Teampräsentation in Dortmund im Gespräch mit Radsport News erklärte.

Sie stehen vor Ihrer ersten Saison als Profi. Fühlen Sie sich trotz Ihrer Erfolge auf der Bahn als Lehrling bei Milram?

Kluge: Definitiv. Gerade wenn man in die erste Liga, die ProTour, kommt, ist jeder ein Lehrling, ganz gleich, wie alt man ist oder welche Erfolge man vorher woanders hatte. Es ist ein anderes Umfeld, es sind andere Rennen, es wird anders gefahren. Da muss jeder erst mal Fuß fassen und sich bewähren.

Können Sie von Ihren Erfahrungen als Bahnfahrer etwas an die neuen Kollegen weitergeben?

Kluge: Das ist schwer. Die Erfahrungen, die man auf der Bahn sammelt, sind ganz andere. Es ist ein ganz anderes Fahren.

Gerry van Gerwen hat bei der Präsentation Ihre Physis hervorgehoben und sie als sehr starken Fahrer gelobt. Welche Aufgaben werden Sie haben?

Kluge: Die Aufgaben sind noch nicht genau verteilt. Bei der Katar-Rundfahrt, meinem ersten Rennen, wird es meine Aufgabe sein, für Gerald den Sprint optimal anzuziehen. Wir haben starke, schnelle Leute dabei, aber wer welche Position genau jeder einimmt, steht noch nicht fest. Das werden wir im Januar-Trainingslager austesten.

Van Gerwen schätzt Sie auch als aussichtsreichen Fahrer für die Frühjahrsklassiker ein. Was rechnen Sie sich da aus?

Kluge: Wir fangen mit den „kleinen“ Klassikern an. Meine ersten Rennen sind der Scheldepreis und Kuurne-Brüssel-Kuurne. Dann geht es nach Westflandern. Das alles sind Rennen, die mir vielleicht eher liegen, weil es eben keine großen Klassiker sind. Aber hauptsächlich muss ich erst mal die Strecken kennenlernen. Die Rennen sind zwar verschiedene, aber es sind doch immer dieselben Pflasterstücke dabei. Und deshalb sind Streckenkenntnisse eben enorm wichtig. Man kann gute Beine haben, aber wenn man da das erste Mal fährt, wird es trotzdem schwer, gute Form in ein gutes Resultat umzumünzen. Ich hoffe vor allem, dass mir diese kleineren Rennen schon für Paris-Roubaix helfen, mein erstes Highlight nach der Bahn-WM im Frühjahr.

Apropos Bahn – werden wir Sie da künftig nicht mehr sehen?

Kluge: Ich plane schon, auch weiter auf der Bahn zu fahren. Zumal etwa die Sechstagerennen ja im Winter stattfinden. Genaueres muss ich aber noch mit der Teamleitung abstimmen.

Bei welchen Rennen rechnen Sie sich die besten Chancen auf Ihren ersten Sieg im Milram-Trikot aus?

Kluge: Darüber habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht. Ich kenne meinen Rennkalender bis Juni, aber erst mal geht es darum, dass ich gut ins Team reinfinde. In den ersten beiden Rundfahrten – Katar und Oman – bin ich für Gerald unterwegs. Da gilt es, ihm zum Sieg zu verhelfen. Andererseits sind alle schnell, die dort am Start stehen. Wenn man mischen würde, könnte für jeden der Spurt angezogen werden. Jeder hätte die Chance zu gewinnen. Aber Gerald ist der Kapitän und ich denke, eher bei kleineren Rennen in der zweiten Saisonhälfte eine Siegchance zu haben.

Sie sind in den vergangenen Jahren für das LKT-Team Brandenburg gefahren. Welche Unterschiede haben Sie nach dem ersten Teamtrainingslager zwischen einem Continental-Team und einem ProTour-Team festgestellt?

Kluge: Die Mannschaft und das komplette Umfeld sind viel größer. Pro Team sind es rund zehn Fahrer mehr, plus Personal. Im Continental-Bereich etwa hatten wir nicht das Geld, um zu so einem Trainingslager noch Physiotherapeuten und Mechaniker mitzunehmen, meistens waren da nur die Sportler mit den Trainern. Und das Umfeld ist nicht nur größer, sondern auch professioneller. Wenn man etwa Probleme mit dem Material hat, kann man noch viel vor Ort regeln. In der Gruppe ist es aber vom Gefühl her nicht anders als in einem kleineren Team. Es hat genau so viel Spaß gemacht, wir hatten eine lockere Atmosphäre.

Und wie ist es von den Trainingsumfängen und der Art, wie trainiert wird?

Kluge: Bis jetzt kann ich da keine Unterschiede feststellen. Im Vergleich zu meinen Erfahrungen und Trainingsmethoden vom Team oder der Nationalmannschaft sind die Trainingseinheiten nicht länger. Sechs oder sieben Stunden bin ich früher auch schon gefahren. Allerdings muss ich sagen, dass die Gruppe für Katar/Oman – bei der ich auch dabei bin – bisher vor allem Grundlage trainiert, die „Australien-Leute“ haben dagegen schon intensivere Einheiten absolviert, sind Sprints gefahren und öfter am Berg gewesen. Das wird im Januar bei uns auch dazukommen und dann wird es schon Unterschiede zu früher geben, denke ich.

Sie haben nur einen Einjahresvertrag erhalten. Fühlen Sie sich jetzt schon unter Druck gesetzt, dass Sie in diesem Jahr schon mit Ergebnissen auf sich aufmerksam müssen?

Kluge: Ich kriege von Gerry van Gerwen keinen Druck, sondern er er sagt: 'Fahr mit, versuch Dein Glück und gib dein Bestes.' Mehr kann man nicht machen. Er weiß aber schon, was ich kann. Natürlich ist es noch früh in der Saison, aber ich denke an meine Zukunft, vor allem, weil ja klar ist, dass der Sponsor sein Engagement deutlich runterfahren wird. Ich habe nur dieses eine Jahr und muss schnell in die Saison reinkommen und Ergebnisse einfahren. Aber ich kann mich auch durch gute Arbeit sowohl bei meinem eigenen Team als auch bei anderen Sportlichen Leitern empfehlen. Ich denke da an Mark Renshaw, der bei Columbia als Anfahrer für Mark Cavendish einen super Job macht, dabei aber nur selten eigene Ergebnisse oder Siege einfährt. Aber er ist einfach ein guter Mann und würde jederzeit ein Team finden. Deshalb gilt es für mich, meine Aufgaben gut zu erfüllen und dann wird es 2011 für mich auch als Profi weitergehen, unabhängig davon, ob Milram weiter besteht oder nicht.

Mit Roger Kluge sprach Matthias Seng.

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.02.2010Kuota-Indeland will bei den deutschen Rennen glänzen

(rsn) - Mit einem 14 Fahrern starken Kader startet das Team Kuota-Indeland in die Saison 2010. Der älteste deutsche Kontinental-Rennstall nimmt seine inzwischen zehnte Rennsaison in Angriff. Das Team

05.02.2010Lampre: Petacchi und Cunego sollen´s richten

(rsn) – Mit 24 Fahrern und einer provisorischen ProTour-Lizenz geht das italienische Lampre-Team in die Saison 2010. Bis zum 31. März hat die Teamleitung um Manager Giuseppe Saronni noch Zeit, die

30.01.2010Contador soll Astana wieder zum Erfolg führen

Wien (dpa) - Siegessicher und optimistisch: Das von Tour-de-France-Sieger Alberto Contador angeführte Astana-Team hat sich in Wien der Öffentlichkeit präsentiert. Der Leitung des kasachischen Renns

29.01.2010Tusnad-Team hofft auf Start beim Sparkassen-Giro

(rsn) – Mit dem Deutschen Lars Teuber und dem in Essen lebenden Italiener Maik Robert Cioni geht das rumänische Team Tusnad in seine zweite Saison als Continental-Rennstall. Sowohl der 22-jährige

28.01.2010Bernardeau sorgt sich nicht um die Zukunft

(rsn) – Mit 25 Fahrern, davon 22 Franzosen, geht die BBOX Bouygues Telecom -Equipe in ihr erstes Jahr mit Pro Continental-Status. Bei der Präsentation am Mittwoch in Paris zeigte sich Teamchef Jea

26.01.2010Vacansoleil will 2010 zur Tour de France

(rsn) – Mit einem auf 23 Fahrer aufgestockten Kader und einem erhöhten Budget geht der Zweitdivisionär Vacansoleil in seine zweite Saison. Das Debütjahr verlief für Vacansoleil ausgesprochen erf

26.01.2010Amore & Vita gründet Farmteam in Spanien

(rsn) – Der italienische Continental-Rennstall Amore & Vita wird eine Amateurmannschaft gleichen Namens in Spanien gründen. Das Elite- und U23-Team soll im andalusischen Granada beheimatet sein und

20.01.2010Haussler: „Ich will mich auf die Klassiker konzentrieren“

(sid) - Heinrich Haussler (Cervélo TestTeam) hat sich für die Saison 2010 viel vorgenommen. Bei Mailand-San Remo will der Vorjahreszweite diesmal triumphieren und auch die WM in seinem Geburtsland A

19.01.2010Russ: „Der Giro gefällt mir ganz besonders“

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch beim Giro d’Italia 2009 will Matthias Russ in seinem zweiten Jahr beim Team Milram wieder angreifen. Der 26 Jahre alte Kletterspezialist hofft auf den Giro

18.01.2010Fröhlinger will auf jeden Fall wieder zur Tour

(rsn) – Die Tour de France ist auch im Jahr 2010 das große Saisonziel von Johannes Fröhlinger (Milram). „Die Tour will ich auf jeden Fall wieder fahren“, kündigte der Freiburger im Gespräch

18.01.2010„Ich will einen Ardennenklassiker gewinnen“

(rsn) – Fabian Wegmann bereitet sich wie vier seiner Milram-Teamkollegen derzeit auf Zypern auf die neue Saison vor. Im Interview mit Radsport News äußert sich der 29 Jahre alte Freiburger zu sein

18.01.2010Arbö KTM geht mit 16 Fahrern in die neue Saison

(rsn) – Mit einem 16 Fahrer starken Aufgebot nimmt das österreichische Continental-Team Arbö KTM Gebrüder Weiss die neue Saison in Angriff. Zu den fünf Neuzugängen zählen auch der Deutsche Lar

Weitere Radsportnachrichten

08.05.2024Knoten endlich geplatzt: Traum-Mittwoch für Cofidis

(rsn) - Steter Tropfen höhlt den Stein. Das war das Motto des Tages auf der 5. Etappe des Giro d´Italia. Und die tapferen Tropfer kamen dieses Mal vom Team Cofidis. Schon in der ersten Ausreißergru

08.05.2024Auch Evenepoel mit Blick auf die Tour nun in der Höhe

(rsn) – Nach und nach beginnen die bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzten Rundfahrt-Stars ihre Vorbereitung in Richtung Tour de France wieder aufzunehmen. Während zu Giro-Beginn Rolf Aldag

08.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

08.05.2024Teutenberg siegt als Anfahrer und holt drei Wertungstrikots

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) stürmt in diesem Jahr von Sieg zu Sieg. Der 21-Jährige setzte sich am Mittwochabend zum Auftakt des Fleche du Sud (2.2) in Luxemburg im Sprin

08.05.2024Auf den Spuren der Strade Bianche

(rsn / ProCycling) –Zum Giro-Feld gehören in diesem Jahr zwei frühere Gewinner von Strade Bianche: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick-Step). Beide waren im MÃ

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

08.05.2024Geschke: “Heute Abend wird gefeiert“

(rsn) – Kein Tag wie erwartet: Benjamin Thomas (Cofidis) hat die 5. Etappe des 107. Giro d’Italia aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus gewonnen. Die Sprinterteams hatten dagegen das Nac

08.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 5. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

08.05.2024Highlight-Video der 5. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Benjamin Thomas hat beim 107. Giro d’Italia seiner Cofidis-Equipe den ersten Saisonsieg beschert. Der 28-jährige Franzose entschied aus einer vierköpfigen Ausreißergruppe heraus die 5.

08.05.2024Benjamin Thomas sorgt in Lucca für Cofidis‘ ersten Saisonsieg

(rsn) – Es sollte eine Hommage für Italiens Supersprinter der 90er, Mario Cipollini, werden. Doch vier Ausreißer hatten auf der 5. Giro-Etappe über 178 Kilometer von Genua nach Lucca offensichtli

08.05.2024Welsford findet zum Ungarn-Auftakt zurück in die Erfolgsspur

(rsn) – Nach einem perfekten Saisonauftakt und eine nachfolgenden wochenlangen Flaute hat Sam Welsford (Bora – hansgrohe) zum Auftakt der 45. Ausgabe der Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) w

08.05.2024Ackermann kehrt nach langer Verletzungspause ins Feld zurück

(rsn) - Rund rund sieben Wochen, nachdem er sich bei der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) einen Bruch des linken Schlüsselbeinbruchs zugezogen hatte, wird Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) sein

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)