Gastbeitrag von Bert Grabsch

Der Radsport ist der Prügelknabe der Nation

Von Bert Grabsch

Foto zu dem Text "Der Radsport ist der Prügelknabe der Nation"

Zeitfahrweltmeister Bert Grabsch (Columbia)

Foto: ROTH

17.10.2008  |  Als Zeitfahrweltmeister Bert Grabsch die Nachricht vom Ende der Deutschland Tour erreichte, war seine erste Reaktion: "Ich stell das Rad in die Ecke." Dann entscheid sich der 33-jährige gebürtige Wittenberger, seine Gedanken zum "schwarzen Tag" für den deutschen Radsport festzuhalten. Entstanden ist ein Gastbeitrag für Radsport news, in dem Grabsch seinem Unbehagen über die Lage des Radsports, über dessen Unzulänglichkeiten, aber auch über die seiner Meinung nach ungerechte Behandlung durch die Öffentlichkeit und die mangelnde Würdigung im Kampf gegen das Doping Ausdruck verleiht.

Ich habe das Gefühl, dass der Radsport in diesen schweren Tagen einfach fallengelassen wird. Er jetzt der Prügelknabe der Nation und wir Profis sind die „Buhjungs“.

Am meisten tut es mir für den Nachwuchs leid. Was können die jungen Fahrer dafür, dass bei den Profis gedopt wird. Wir sollten den Nachwuchs nicht bestrafen.

Man muss sehen, was nach der Fuentes-Affäre in den letzten beiden Jahren alles passiert ist, was sich durch die ständigen Kontrollen verbessert hat. Ich bin mir sicher, dass die meisten Fahrer heute sauber sind. Natürlich hat der Radsport ein Dopingproblem. Aber wer denkt, dass nur im Radsport gedopt wird, ist naiv. Hätten sie CERA zuerst bei anderen (Ausdauer)-Sportarten getestet, hätten sie wohl dort welche erwischt.

Immerhin können wir für uns in Anspruch nehmen, dass bei uns aussortiert wird.

Ich finde es gut, dass die Doper bei der Tour de France erwischt wurden. Auch wenn manche anderer Meinung sein mögen: Auch große Rundfahrten kann man ohne Doping gewinnen. Dann wird halt langsamer gefahren. Aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben: Man muss davon ausgehen, dass in jeder Sportart versucht wird zu betrügen, auch in nächster Zukunft. Dagegen muss gekämpft werden.

Vielleicht sollten wir Profis uns mal an einen Tisch setzen. Der erneute Tiefpunkt ist erreicht, jeder, der es jetzt nicht kapiert, ist falsch am Platz

Wichtig ist, dass die Hintermänner erwischt werden: „Sportmediziner“ wie im Fall Ricco der Herr Santuccione oder auch der Herr Fuentes, die ja kaum oder gar nicht bestraft werden. Ich gebe Professor Franke in dem Punkt völlig recht.

Zu den Fällen Schumacher und Kohl: Es ist idiotisch, was die beiden da gemacht haben. Wobei man bei Stefan Schumacher noch die B-Probe abwarten muss. Ich kann auch nicht nachvollziehen, wenn Kohl sagt, dass er unter gewaltigem Druck gestanden hätte, ein neues Team für die neue Saison zu finden. Unter dem Druck stehen alle Profis im Lauf ihrer Karriere, aber nicht alle dopen deswegen.

Ich fand den Offenen Brief der anderen Gerolsteiner-Fahrer gut. Die deutlichen Worte beweisen, dass sie verstanden haben, worum es geht. Und der Brief seiner Fahrer spricht ja auch für Teamchef Hans-Michael Holczer.

Mir wäre es am liebsten, wenn noch heute statt morgen auf Eigenblutdoping getestet werden könnte. Meine Hoffnung ist, dass so schnell wie möglich ein Test auf Eigenblutdoping entwickelt wird. Natürlich wird es wahrscheinlich neue Mittel oder Verfahren geben. Aber da müssen die Dopingfahnder eben die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie verstärken. Nur wenn wir weiter die Doper aussortieren, ist unser Sport zu retten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.05.2009ARD und ZDF berichten doch live von der Tour

(sid) - ARD und ZDF berichten nun doch live von der Tour de France (4. bis 26. Juli). Die beiden öffentlich-rechtlichen TV-Sender werden jeweils ab 16.30 Uhr für eine Stunde auf Sendung gehen und ha

03.11.2008Tour-Ausstieg: Pleitgen liest ARD die Leviten

(sid) - Die Haltung der ARD im Streit um die Bindungskraft eines Vertrages der Europäischen Rundfunk-Union (EBU) mit den Organisatoren der Tour de France (ASO) gefährdet nach Einschätzung von EBU-P

30.10.2008Leblanc: ARD und ZDF brauchen Geld für Fußballrechte

(sid/rsn) – Der ehemalige Direktor der Tour de France, Jean-Marie Leblanc, hat den angekündigten Ausstieg der beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF aus der Live-Berichterstatt

29.10.2008Bach: "Entscheidung über Tour-Ausstieg von ARD/ZDF verfrüht"

Hamburg (dpa) - Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hat den Rückzug der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF von der Tour de France 2009 kritisie

22.10.2008McQuaid: TV-Sender messen mit zweierlei Maß

Paris (dpa) - Der Chef des Rad-Weltverbandes (UCI), Pat McQuaid, hat am Rande der Tour-Präsentation in Paris die Entscheidung von ARD und ZDF kristisiert, 2009 nicht mehr live von der Frankreich-Rund

22.10.2008Müssen ARD/ZDF trotz Ausstieg 21 Mio zahlen?

München (dpa) - Der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live- Berichterstattung der Tour de France hat ein Nachspiel. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) pocht laut dem Branchenmagazin «Werben & Verka

22.10.2008Prudhomme: "Enttäuschte Liebe"

(sid) - Christian Prudhomme, Direktor der Tour de France, hat den Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung über die Frankreich-Rundfahrt kritisiert. "Es ist unfair, denn es trifft Leut

20.10.2008Wir wollen Live-Bilder und sauberen Sport

(rsn) – Der angekündigte Ausstieg aus der Live-Berichterstattung von ARD und ZDF empört die Radsport-Fans.Viele Leser äußerten sich in E-Mails an die Redaktion oder in Beiträgen in unserem Foru

20.10.2008Vasseur: Ungerecht und unüberlegt

(rsn) - Die Entscheidung der deutschen TV-Sender ZDF und ARD, im nächsten Jahr nicht mehr die Tour de France live zu übertragen, ist von der Fahrervereinigung CPA scharf kritisiert worden. In einer

17.10.2008Bach fordert von UCI Anti-Doping-Programm

Dresden (dpa) - DOSB-Präsident Thomas Bach hat nach den jüngsten Dopingskandalen im Profiradsport vor einer Diskreditierung des gesamten Sports gewarnt. Auf einer Pressekonferenz am Rande der Herbst

17.10.2008Tour-Ausstieg wird für ARD und ZDF teuer

Hannover (dpa) - Der Ausstieg aus der Live-Berichterstattung von der Tour de France kann für ARD und ZDF teuer werden. Beide TV-Sender sind nach Ansicht von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender an eine

17.10.2008Scharping: Radsport in seiner Existenz bedroht

Frankfurt/Main (dpa) - Rudolf Scharping sieht den deutschen Radsport nach dem Ausstieg der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender aus der Live-Berichterstattung von der Tour de France 2009 sowie der Ab

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)