Defekte und Stürze auf 5. Tour-Etappe

Walscheid, Degenkolb und Rutsch: Ein klein wenig zu viel Pech

Von Felix Mattis und Joachim Logisch

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John Degenkolb (Team DSM) | Foto: Cor Vos

07.07.2022  |  (rsn) – Gut, aber nicht überragend. So fiel die Ausbeute der Deutschen auf der 5. Etappe der 109. Tour de France aus – genauer gesagt: der Deutschen, die überhaupt für sich selbst auf Ergebnis fahren konnten. Denn der Deutsche Meister Nils Politt und sein Vorgänger Maximilian Schachmann arbeiteten konsequent für Bora-hansgrohe-Kapitän Aleksandr Vlasov und pilotierten den Russen souverän immer in guter Position durchs Rennen.

Am Ende wurde Schachmann trotzdem Dreizehnter einen Platz hinter Landsmann Max Walscheid. Der Cofidis-Profi fuhr das beste deutsche Tagesergebnis der bisherigen Tour ein – parallel zu seinem eigenen zwölften Platz vom Samstag in Nyborg. In derselben Gruppe wie Walscheid und Schachmann kamen auch John Degenkolb (Team DSM) und Politt nach 157 Kilometern in Arenberg ins Ziel.

"Wir konnten nicht in den Kampf um den Tagessieg eingreifen, was eigentlich das Ziel war", bedauerte Degenkolb, der im sechstletzten Kopfsteinpflaster-Sektor hinter einem Sturz steckengeblieben war und daher danach den Moment verpasste, als sich die erste Favoritengruppe mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), Vlasov & Co. bildete. "Da war die Entscheidung schon irgendwie gefallen, ohne dass ich eingreifen konnte", sagte er.

"Es war kein Sch...tag"

"Aber es war kein Sch...tag. Wir haben uns sehr gut verkauft und ich bin mega happy, wie die Mannschaft gefahren ist", so der Roubaix-Etappensieger von 2018 und Paris-Roubaix-Gewinner von 2015 nach 'seinem "Pflaster-Tag".

Deutlich früher als Degenkolb musste sich Jonas Rutsch (EF Education - EasyPost) vom Gedanken an ein Spitzenergebnis verabschieden. Der Wiesbadener wollte ursprünglich gemeinsam mit seinen Teamkollegen Magnus Cort Nielsen und Neilson Powless in die Gruppe des Tages, schaffte das aber nicht. Später stoppten ihn gleich mehrere Defekte: "Ich hatte einen Vorderraddefekt und meine Schaltung hat sich selbständig gemacht", erzählte Rutsch radsport-news.com, gab aber auch zu: "Ich hatte aber auch nicht meinen besten Tag." So überquerte der 24-Jährige schließlich auf Rang 165 mit 14:40 Minuten ins Ziel – Zwölfter von hinten.

Defekte bremsen Rutsch und Walscheid

Und auch der Zwölfte von vorne hatte seine eigene Leidensgeschichte – eine, die alle TV-Zuschauer eindrucksvoll verfolgen konnten, weil sie schon nach rund zehn Kilometern zentral im Live-Bild spektakulär begann. An einem Fahrbahnschweller brach Walscheid die Vorderradfelge und der 29-Jährige stieg im Salto über den Lenker ab, um auf dem Allerwertesten auf dem Asphalt aufzuprallen.

"Es geht mir soweit gut, aber jetzt ist natürlich auch noch das Adrenalin aus dem Rennen im Körper", sagte Walscheid im Ziel. "Wir müssen gucken, wie es ist, wenn ich im Hotel ankomme. Da werde ich mich auf jeden Fall vom Osteopathen behandeln lassen. Es war schon ein heftiger Crash. Eigentlich ist es unfassbar, dass ich dann noch Zwölfter werde."

"Hätte nicht gedacht, dass wir noch um die Top Ten sprinten"

Der Zwei-Meter-Mann war hoch motiviert in den Tag gestartet und hatte auch die Unterstützung seines Teams, um auf Etappensieg zu fahren. "Das heute war für mich der wichtigste Tag in der Tour. Ich denke, ich bin super drauf, habe mich ideal vorbereitet und wir hatten auch eine gute Taktik", meinte Walscheid. Doch nach dem defektbedingten Sturz stoppte ihn auf dem ersten Kopfsteinpflastersektor prompt noch ein weiteres Materialproblem: Die Kette fiel herunter.

Die nächste Aufholjagd begann und weil die Jury Barrage gemacht hatte, erwies sich das als schwerer als nötig. "Ich kam dadurch dann schon von hinten in den zweiten Sektor. Es gab Lücken im Feld und wir sind von Gruppe zu Gruppe vorgefahren", so Walscheid, der die ganze Zeit den Franzosen Benjamin Thomas als Edelhelfer an seiner Seite hatte. "Dass wir am Ende im Feld sind und um die Top Ten sprinten, das hätte ich zu dem Zeitpunkt nicht gedacht." Doch genau so kam es.

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