Nur Platz 12 für den stärksten Mann in Kuurne

Pedersen nutzt van der Poels Taktik-Fehler perfekt aus

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Pedersen nutzt van der Poels Taktik-Fehler perfekt aus"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) führt die Fluchtgruppe bei Kuurne-Brüssel-Kuurne an | Foto: Cor Vos

28.02.2021  |  (rsn) - Taktisch war die epische Attacke von Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) bei Kuurne-Brüssel-Kuurne keine Meisterleistung. Sie zeigte aber, welche Kraft in dem Cycloross-Weltmeister aus den Niederlanden steckt. Hätten er und seine Ausreißergruppe sich vielleicht etwas früher einholen lassen, wäre für ihn wohl mehr als der 12. Platz hinter Sieger Mads Pedersen (Trek – Segafredo) drin gewesen. Der Däne war zwischenzeitlich in der dritten Gruppe abgehängt und durfte doch um den Sieg sprinten.

"Es war ein schönes Debüt für mich bei diesem Rennen, aber das Glück kann nicht immer auf meiner Seite sein", sagte van der Poel in einem ersten Statement nach dem Zielleinlauf mit einem Lächeln im Gesicht.

Rund 83 Kilometer vor dem Ziel hatte er sich am Kanarienberg aus dem eher trägen dahinrollenden Hauptfeld auf die Verfolgung der fünfköpfigen Ausreißergruppe gemacht, die bis zu sechs Minuten Vorsprung herausfahren konnte und zum Zeitpunkt von van der Poels Angriff noch gut drei Minuten voraus war. Sie bestand aus Artyom Zakharov (Astana Premier - Tech), Jonas Iversby Hvideberg (Uno - X), Ludwig De Winter (Intermarché - Wanty-Gobert) und dem Bora-hansgrohe-Duo Maciej Bodnar und Patrick Gamper, die gleich nach dem Start davongefahren waren.

Nur Narvaez folgte van der Poels Attacke

Van der Poel hatte gehofft, dass er mit seiner Attacke das Hauptfeld sprengen könnte. Außerdem wollte er weitere Unterstützer finden. Aber nur Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) folgte ihm. "Der Angriff war eine Entscheidung des Augenblicks. Ich habe mich mit Narvaez verstanden, der sehr stark gefahren ist. Ich habe auch viel von ihm profitiert, aber ich hatte gehofft, dass eine starke Gruppe von Favoriten nach dem Oude Kwaremont kommen würde. Das ist aber nicht passiert. Dann musste ich mich entscheiden, ob ich weitermachen wollte oder nicht", erklärte der Niederländer.

Das andere Ziel klappte. Am Oude Kwaremont, dem legendären Anstieg der Flandern-Rundfahrt, teilten Titelverteidiger Kasper Asgreen (Deceuninck – Quick-Step) und John Degenkolb (Lotto Soudal) das Peloton in zwei Teile. In der ersten Verfolgergruppe befanden sich neben Degenkolb und Asgreen 18 Profis mit klangvollen Namen. Darunter waren Jasper Stuyven (Trek – Segafredo), Soren Kragh Andersen (DSM), Anthony Turgis (Total Direct Energie), Oliver Naesen, Greg Van Avermaet (beide AG2R Citröen), Matteo Trentin (UAE Emirates), Tiesj Benoot (DSM), Dylan Teuns (Bahrain Victorious), Tom Pidcock (Ineos Grenadiers), Bryan Coquard (B&B Hotels), Ide Schelling und Nils Politt (beide Bora – hansgrohe), die bis auf eine Minute an die Spitzengruppe herankamen.

Van der Poel tritt die Flucht nach vorn an

Hätte van der Poel hier die Verfolger herankommen lassen, hätte er Begleiter gehabt, die ihn bis ins Ziel gebracht hätten. So hätte er Kraft für den Schlussspurt sparen können und dabei immer noch gute Chancen, vielleicht auch mit einem frühen Angriff gehabt. Doch der 26-Jährige entschied sich für die Flucht nach vorne. Lange hielt er mit seinen Fluchtkollegen einen kleinen Vorsprung. 50 Kilometer vor Schluss waren es 26 Sekunden, 15 Km vor dem Ziel 13, sieben Kilometer vor dem Ende dann wieder 21.

Zwölf Kilometer vor dem Ziel hatten sich die beiden am Kwaremont gebildeten Verfolgergruppen wieder vereinigt. Der Abstand zur Spitze schmolz aber erst acht Kilometer später rapide, als sich zunächst Stefan Küng (Groupama – FDJ) und danach Asgreen an die Spitze setzen. 1700 Meter vor Schluss war van der Poels Ausflug schließlich beendet.

"Ich wollte mich danach auf den Sprint konzentrieren, aber die Kraft war weg. Ich hatte den Sieg abgehakt, hoffte aber noch auf einen Ehrenplatz. Doch das gelang nicht mehr", erklärte der Alpecin-Kapitän abschließend. Trotz des Misserfolgs schien er nicht enttäuscht zu sein. "Ich hatte eine gute Zeit", lachte van der Poel danach. "Dies ist der beste Weg, um sich auf das vorzubereiten, was kommen wird."

Stuyven lotst Pedersen zum Sieg

Von seinem taktischen Fehler profitierte das Trek-Segafredo-Duo Jasper Stuyven und Mads Pedersen, das am Tag zuvor beim Omloop Het Nieuwsblad enttäuschte und weit abgeschlagen nichts mit der Entscheidung zu tun gehabt hatte. Diesmal waren sie hellwach.

Nach dem Zusammenschluss der beiden Verfolgergruppen konnte der Weltmeister von 2019 wieder zu Stuyven aufschließen. Das war die Vorentscheidung für den späteren Triumph. Denn Stuyven spannte sich in der Verfolgung für seinen Kapitän ein und pilotierte ihn schließlich nach der letzten Kurve von Platz neun ausgehend nach vorne, wo Pedersen losspringen konnte und schließlich mehr mit mehr als einer Radlänge Vorsprung gewann.

"Es war gut, dass die erste und die zweite Gruppe zwölf Kilometer vor dem Ziel zusammenkamen. Stuyven war in der Gruppe vor mir. Von da an wussten wir, dass es für mich laufen würde", freute sich der Däne im Siegerinterview auf Wielerflits. "Wir sind heute perfekt im Finale gefahren. Gestern beim Omloop hatten wir es uns ziemlich schwer gemacht. Dafür wollten wir uns keine Ausreden einfallen lassen, sondern unsere Beine sprechen lassen. Das haben wir gemacht", fuhr Pedersen zufrieden fort.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.03.2021Baskenland-Rundfahrt mit fünf Wildcard-Teams

(rsn) - Mit fünf ProTeams startet am 5. April die diesjährige Ausgabe der Baskenland-Rundfahrt. Wie die Organisatoren meldeten, kommen zu den 19 Mannschaften aus der WorldTour die vier spanischen Zw

28.02.2021Degenkolb wurde für einen starken Auftritt nicht belohnt

(rsn) - Auch wenn es nur zu Rang 17 langte, so war John Degenkolb (Lotto Soudal) einer der stärksten Fahrer bei Kuurne-Brüssel-Kuurne und präsentierte sich bei seinem Klassikerdebüt 2021 in beeind

28.02.2021Bora - hansgrohe in Kuurne ohne Fehl und Tadel

(rsn) - Nachdem es schon beim Omloop Het Nieuwsblad gut gelaufen war, konnte Bora - hansgrohe auch mit dem Ausgang des 73. Kuurne - Brüssel - Kuurne zufrieden sein. In Abwesenheit des wegen den Folg

28.02.2021Finale des 73. Kuurne-Brüssel-Kuurne im Video

(rsn) - Mads Pedersen (Trek-Segafredo) hat sich beim 73. Kuurne - Brüssel - Kuurne (1.Pro) seinen ersten Saisonsieg gesichert. Der Ex-Weltmeister aus Dänemark demonstrierte nach 197 Kilometern mit S

28.02.2021Pedersen gewinnt Kuurne-Brüssel-Kuurne, Politt Siebter

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Kuurne -

28.02.2021Kann Groupama - FDJ den erfolgreichen Samstag noch toppen?

(rsn) - David Gaudu gewann die schwere Faun-Ardeche Classic (1.Pro), dazu kam der überraschende zweite Platz durch Newcomer Jake Stewart beim Omloop Het Nieuwsblad: Groupama - FDJ kann auf einen fas

28.02.2021Vorschau auf die Rennen des Tages / 28. Februar

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wicht

28.02.2021Die Renneinsätze der Fahrer aus deutschsprachigen Ländern

(rsn) - Die Radsportsaison 2021 nimmt trotz der Corona-Pandemie an Fahrt auf, auch die deutschsprachigen Fahrer sind bereits wieder im Einsatz. Wir liefern Ihnen einen wöchentlichen Überblick über

25.02.2021Van der Poel fährt Kuurne, aber nicht den Omloop

(rsn) - Mathieu van der Poel wird eine Woche nach seinem Auftaktsieg bei der UAE Tour und sechs Tage nach seiner Abreise aus den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgrund eines positiven Coronatests be

Weitere Radsportnachrichten

05.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.07.2025Alles Wissenswerte zur 112. Tour de France

(rsn) – Am 5. Juli beginnt in Lille die 112. Tour de France. Erhofft wird ein Duell um den Gesamtsieg zwischen dem dreimaligen Sieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und dem Gewinner von 20

04.07.2025Nach Grün in Nizza hofft Girmay auf Gelb in Lille

(rsn) – Erstmals seit 2020, als Alexander Kristoff in Nizza den Grand Départ für sich entscheiden konnte, bietet sich zum Auftakt der Tour de France den Sprintern die große Chance auf das Gelbe T

04.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

04.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)
  • Grand Prix Kahramanmaras (1.2, TUR)