Große Erleichterung nach später Rettung des Teams

Walscheid will bei Qhubeka Assos mehr Verantwortung schultern

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Max Walscheid fährt ind en kommenden beiden Jahrn für Qhubeka Assos. | Foto: Cor Vos

24.11.2020  |  (rsn) - Max Walscheid musste bis in die zweite Novemberhälfte hinein warten, ehe feststand, dass es mit seinem Team auch nach dem Rückzug des Sponsors NTT weitergehen würde. Nach monatelangen Bemühungen gelang es Team-Manager Douglas Ryder, mit dem Schweizer Radsport-Bekleidungsunternehmen Assos eine Einigung über zunächst zwei Jahre zu erzielen.

“Ich hatte gehofft, dass es klappt und bin auch sehr froh. Grundsätzlich war das eine sehr angespannte Situation, die Marktlage ist dieses Jahr eher katastrophal“, zeigte sich Walscheid im Gespräch mit radsport-news.com erleichtert über die Rettung des südafrikanischen Rennstalls, dem er sich erst zur Saison 2020 angeschlossen hatte. Da die Situation lange Zeit sehr unsicher war, "habe ich mich auch frühzeitig um Alternativen bemüht. Ich hatte zwei spruchreife Sachen auf WorldTour-Niveau. Ich habe mich für NTT entschieden, weil ich sehr gerne im Team bleiben wollte. Ich hatte ein super gutes Jahr und habe mich dort sehr wohlgefühlt“, nannte der Heidelberger die Gründe, die für die Mannschaft sprachen, die ab 2021 unter dem Namen Qhubeka Assos starten wird.

Viel länger hätte Walscheid allerdings nicht warten können, auch wenn er den anderen Interessenten gegenüber mit offenen Karten gespielt und um Geduld gebeten hatte. “Natürlich kann man das nicht ewig herauszögern, weil ja auch die Teams ihre Kader vervollständigen wollen. Die Situation hat sich schon zugespitzt und es musste eine Entscheidung her. Deshalb hat es ganz gut gepasst, dass Douglas das Team letztlich retten konnte“, sagte er schmunzelnd.

"Das Team kann 2021 nicht mit dem Geld um sich werfen"

Walscheid nahm das Angebot für einen neuen Zweijahresvertrag an, nachdem Ryder ihn und den anderen Fahrern schon frühzeitig freigestellt hatte, sich aufgrund der ungewissen Situation eine neue Mannschaft zu suchen, wodurch der ursprüngliche Kontrakt, der ebenfalls auf zwei Jahre angelegt war, seine Gültigkeit verlor. Mit der neuen Vereinbarung zeigte sich der Heidelberger “sehr zufrieden, auch wenn wir ein reduziertes Budget haben werden. Allerdings habe ich das auch nur den Medien entnommen - ich habe natürlich keinen Einblick in das Budget des Teams. Wir gehen aber davon aus, dass wir 2021 nicht mit dem Geld um uns werfen können“, betonte Walscheid.

Dennoch geht der 27-Jährige davon aus, dass es dem Management gelingt, auch noch so spät ein schlagkräftiges Aufgebot auf die Beine stellen zu können. Dabei könnten sich die durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen Verwerfungen sogar als Vorteil erweisen. “Einerseits ist es schwer, so spät im Jahr noch einen Kader zusammenzustellen, andererseits profitieren wir davon, dass die Marktlage so schwierig ist und so viele Fahrer noch ohne Team dastehen. Dadurch werden wir wahrscheinlich einen besseren Kader zusammenbekommen, als das normalerweise zu so einem späten Zeitpunkt möglich wäre. Dieses Jahr ist halt auch im Hinblick auf die Kaderzusammenstellung sehr speziell“, so Walscheid. “Ich bin sehr, sehr gespannt, Stand jetzt (23. November, d. Red.) haben wir zehn Fahrer, die bei uns im Kader sein werden, das sind gerade mal ein Drittel der Maximalstärke. Ich denke aber, dass Douglas die richtigen Fahrer holen wird, er wird auch gut beraten von den Sportlichen Leitern“, fügte er an.

Nach einer starken Saison, in der ihm nicht nur zwei Siege gelangen, sondern auch ein beeindruckendes Debüt bei der Tour de France, erhofft sich Walscheid, dass er künftig “mehr Verantwortung übernehmen darf - und das möchte ich auch.“ Dabei fürchtet er nicht, dass es zu Reibungen mit Europameister Giacomo Nizzolo kommen wird, in dessen Diensten er in der abgelaufenen Saison meistens stand. “Nach dem Neustart bin ich fast jedes Rennen mit ihm zusammen gefahren, ich denke, dass wir gut zusammengearbeitet haben. Klar, wir sind teaminterne Sprintkonkurrenten, das wissen wir beide, aber wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Ich stand mit ihm in den vergangenen Wochen in sehr engem Kontakt und ich freue mich auch, dass er im Team bleibt“, sagte Walscheid über den Italiener, mit dem er sich eine Rollenaufteilung sehr gut vorstellen kann. “Ich denke, dass wir Überschneidungen, aber auch getrennte Programm haben werden, und da will ich auch meine Chance wahrnehmen.“

Unerwartetes Tour-Debüt dank Riis

Einige unverhoffte Chancen hatte Walscheid in diesem Jahr dem erst im Januar zu NTT gestoßenen Bjarne Riis zu verdanken. Der Däne hatte als neuer Mit-Eigentümer auch die Rolle des Teamchefs übernommen und dafür gesorgt, dass der deutsche Sprinter ein anspruchsvolleres Programm erhielt. “Es war nicht geplant, dass ich Paris-Nizza fahren sollte, ich hatte einen Kalender, der auf topografisch einfachere Rennen ausgerichtet war. Seine Einschätzung hat dazu geführt, dass ich einen anderen Rennkalender bekam, unter anderem mit der Tour de France, die nicht geplant war, so dass mein Jahr sehr aufgewertet wurde, und darauf hatte ich auch wirklich Bock. Deshalb war das eine wirklich gute Erfahrung“, sagte Walscheid.

Auch aus einem anderen Grund lobte er Riis, der das Team zum Saisonende wieder verlassen wird: “Bjarne hat der Mannschaft über das Jahr hin einen Motivationsschub verliehen. Es lief auf der anderen Seite nicht alles rund, aber wir haben nur aus den Medien erfahren, dass es Spannungen gegeben haben soll, was ich weder bestätigen noch bestreiten kann“, spielte er auf Meldungen an, in denen etwa der ursprünglich als Teamchef 2019 verpflichtete Lars Michaelsen in die zweite Reihe rücken musste. “Klar und offensichtlich ist, dass Lars diese Rolle, für die er geholt worden war, nicht wahrnehmen konnte. Bei uns kam davon aber nichts an, wir sind stattdessen voller Motivation durch das Jahr gefahren“, sagte Walscheid.

Das aber sei auch aufgrund der Meldungen über den Rückzug des Sponsors vor allem in der zweiten Saisonhälfte in den Hintergrund geraten. “Ich finde es schade, dass wir medial schlechter dargestellt wurden, als wir tatsächlich gefahren sind. Ich denke, dass wir gute Rennen gezeigt und auch wichtige Siege geholt haben“, sagte Walscheid. Tatsächlich zählte NTT zu Beginn des Jahres zu den stärksten Mannschaften des Pelotons und feierte bis Paris-Nizza sechs Siege. Dem folgten nach dem Re-Start zwar nur drei weitere Erfolge durch Nizzolo, der zunächst Italienischer Meister wurde und sich wenige Tage später auch den Europameistertitel holte, sowie Ben O’Connor, der eine Giro-Etappe gewann. Dennoch wusste NTT auch in der zweiten Saisonhälfte, die ganz im Zeichen der Corona-Pandemie stand, insgesamt zu überzeugen.

"Habe im Radsport nie einen Corona-Leugner getroffen"

Als überzeugend empfand Walscheid auch das Hygienekonzept, mit dem der Radsportweltverband UCI in Abstimmung mit den großen Veranstaltern und den Teams die Saison wie geplant zu Ende brachte - und das, obwohl im Herbst die Corona-Fallzahlen in ganz Europa wieder explosionsartig anstiegen. “Letztlich hat das alles gut funktioniert. Ich war ab Ende Juli bei der Burgos-Rundfahrt bis weit in den Oktober ständig mit dem Team unterwegs und immer nur tageweise zuhause“, sagte der fast zwei Meter große Hüne, der betonte, sich jederzeit in seinem Beruf sicher gefühlt zu haben. “Im Radsport hatten wir unsere Blasen. Im Alltag dagegen setzt man sich etwa beim Einkaufen zumindest tendenziell einem höheren Risiko als in der WorldTour aus. Der Radsport hat das ziemlich gut hinbekommen. Dafür spricht auch, dass nur relativ wenige von uns positiv getestet wurden.“

Und auf eines wies der Gewinner des Münsterland Giro 2018 noch besonders hin: “Ganz wichtig ist, dass wir Profis, denen auf Social Media Zehntausende folgen, uns vernünftig verhalten. Wir genießen Ausnahmeregelungen, dürfen als Profisportler unsere Wettkämpfe machen. Ich bin privilegiert, dass ich meinen Sport ausüben darf - andere haben da sprichwörtlich in die Röhre geguckt. Deshalb, und weil wir eine Vorbildfunktion haben, müssen wir auch gesamtgesellschaftlich betrachtet mit einem guten Beispiel vorangehen“, sagte Walscheid.

Dabei sieht er den Radsport auf einem guten Weg: “Unter uns Radsportlern habe ich nie einen Corona-Leugner getroffen. Alle versuchen, ihren Körper gesund und fit zu halten. Man bagatellisiert das Thema nur, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Es sind ja schon mehrere Sportler erkrankt - und die Langzeitfolgen kann man nicht abschätzen. Auch als super fitter Sportler kann man nicht sagen, dass man nach drei Tagen wieder auf seinen Beinen steht. Ich werde mich auch künftig an alle Maßnahmen halten“, kündigte Walscheid an.

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