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25.10.2020 | (rsn) – Noch war der im Rosa Trikot ins Abschlusszeitfahren des 103. Giro d`Italia gegangene Jai Hindley (Sunweb) nicht im Ziel des 15,7 Kilometer langen Abschlusszeitfahrens von Mailand, da wurde der vor der 21. Etappe zeitgleiche Tao Geoghegan Hart (Ineos – Grenadiers), der drei Minuten vor dem Australier gestartet war, schon geherzt. Die Zwischenzeit nach 10,7 Kilometern hatte schon deutlich für den Briten gesprochen. Und als die Zeit im Ziel abgelaufen war, die Hindley hätte fahren müssen, um den Giro zu gewinnen, da kannte die Freude bei Ineos – Grenadiers rund um Geoghegan Hart kein Halten mehr.
"Nicht mal in meinen Träumen hatte ich mir sowas erhofft. Top Ten, Top Fünf bei einem so großen Rennen, das war ein Traum. Jetzt der Giro-Sieg - es wird einige Zeit dauern, bis ich das realisiert habe. Ich wusste unterwegs, dass es gut aussah, aber ich musste auf dem Kurs bis zum Schluss Vollgas geben. Einfach unglaublich, dass ich es geschafft habe", sagte der zweite britische Giro-Sieger nach Chris Froome in seinem ersten TV-Interview, noch bevor er das Maglia Rosa erstmals überstreifen durfte.
Am Ende war Geoghegan Hart im Kampf gegen die Uhr mit Ziel in Mailand 39 Sekunden schneller, als Hindley und gewann mit exakt diesem Abstand auch die Rundfahrt. Den dritten Platz im Gesamtklassement behauptete Wilco Kelderman (Sunweb / + 1:29 Minuten), der im Zeitfahren drei Sekunden auf Geoghegan Hart und 42 auf Teamkollege Hindley gutmachte.
Neben dem Gesamtsieg von Geoghegan Hart durften die Ineos Grenadiers in Mailand auch den dritten Zeitfahrsieg von Filippo Ganna im Regenbogentrikot feiern. Ganna gewann die Schlussetappe mit deutlichen 32 Sekunden Vorsprung vor Victor Campenaerts (NTT) - ein traumhafter Abschluss eines Giros, der für die britische Mannschaft durch Gannas Auftaktsieg zwar bereits erfolgreich begonnen hatte, dann aber mit dem Sturz-Aus von Kapitän Geraint Thomas einen herben Dämpfer bekommen hatte.
"Am Anfang war Geraint unser Mann, wir waren sehr enttäuscht, dass er nach Hause musste. Dann sind die Jungs auf den Etappen großartig gefahren, an die Gesamtwertung haben wir dabei noch gar nicht gedacht. Nach und nach ist Tao dann in diese Leaderrolle reingewachsen. Er ist jeden Tag besser geworden und irgendwann haben wir daran geglaubt, dass es mit dem Gesamtsieg klappen könnte. Das ist ein großartiger Tag für uns", erklärte Teamchef Dave Brailsford gegenüber Eurosport.
Rosa Trikot und sieben Etappensiege - Ineos kann feiern
Neben dem Rosa Trikot nimmt der britische Rennstall zudem noch sieben Etappenerfolge mit nach Hause. "Wir haben 21 Tage hart zusammengearbeitet und dass wir jetzt den Giro gewonnen haben, das ist surreal. Jetzt werden wir unsere sieben Etappensiege und das Rosa Trikot entsprechend feiern", meinte Tagessieger Ganna, der vier der sieben Etappenerfolge seines Teams geholt hatte, im Siegerinterview von Mailand.
Das Team Sunweb tritt derweil die Heimreise mit zwei Fahrern auf dem Giro-Podium an, die beide nicht wirklich strahlen konnten. “Vor der Rundfahrt wäre ich mit dem Podium sehr zufrieden gewesen und jetzt haben wir mit Jai und mir sogar zwei Fahrer dort. Dennoch fühlt es sich etwas komisch an", gab Kelderman gegenüber Eurosport zu, dass er gemischte Gefühle habe, nachdem zunächst er und dann auch Teamkollege Hindley am Schlusswochenende im Rosa Trikot unterwegs waren, dieses aber nicht bis Mailand retten konnten. Klare Worte fand dagegen der Gesamtzweite Hindley: "Es ist super enttäuschend und schwer zu verdauen, das Rosa Trikot nicht gewonnen zu haben."
Konrad beendet Giro auf Rang acht
Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) konnte im abschließenden Zeitfahren nicht mehr an Vincenzo Nibali (Trek – Segafredo) vorbeiziehen und beendete die 103. Italien-Rundfahrt auf Rang acht. Auf Platz vier landete mit dem 22-jährigen Portugiesen Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step / +2:57) eine weitere Überraschung des Giros. Der Portugiese hatte gleich 15 Tage lang das Rosa Trikot getragen. Hinter ihm folgten der Spanier Pello Bilbao (Bahrain – McLaren/ +3:09) und der Däne Jakob Fuglsang (Astana / +7:02)
So lief das Rennen:
Nachdem Joe Dibben (Lotto Soudal) um 13:40 Uhr das alles entscheidende Einzelzeitfahren eröffnet hatte, der eine Zeit von 19:49 Minuten fuhr, war es Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation), der mit 18:27 Minuten als erster Fahrer unter der 19-Minuten-Marke blieb. Die Marke hatte allerdings nur kurz Bestand, denn sein Teamkollege Alex Dowsett war nochmals fünf Sekunden schneller.
Als erster Starter unter der 18-Minuten-Marke blieb der Australier Miles Scotson (Groupama -. FDJ/ 17:57), die schließlich um neun Sekunden von Stundenweltrekordler Victor Campenaerts (NTT) unterboten wurde. Dieser Wert wurde allerdings von Topfavorit und Weltmeister Filippo Ganna deutlich unterboten. Bei 17:16 Minuten blieb die Uhr stehen. An dieser Zeit sollten sich alle weiteren Fahrer die Zähne ausbeißen. Am nächsten kam ihm noch sein australischer Teamkollege Rohan Dennis, der wie Campenaerts 32 Sekunden aufwies.
Spannend wurde es dann ganz zum Schluss – nicht mehr wegen des Tagessieges, sondern wegen des Kampfs um das Rosa Trikot. Der Gesamtdritte Kelderman fuhr mit 18:11 Minuten eine solide Zeit und war damit drei Sekunden schneller als Geoghegan Hart. Doch dies konnte der Brite verkraften, war er doch beim Zwischenmesspunkt schon 22 Sekunden schneller als sein Hauptrivale Hindley, der bis ins Ziel weitere 17 Sekunden einbüßte und somit am letzten Tag das Rosa Trikot noch an den Ineos-Profi abgeben musste.
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