Sagan, Majka und Konrad die Kapitäne

Boras Dreierspitze hat beim Giro zwei Trikots im Blick

Von Peter Maurer

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Gibt sein Giro-Debüt: Peter Sagan (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

01.10.2020  |  (rsn) – Mit einem 15 Kilometer langen Einzelzeitfahren auf Sizilien startet am Samstag der 103. Giro d’Italia. Mit gleich drei Kapitänen geht das deutsche Team Bora – hansgrohe in die zweite GrandTour des Jahres. Erstmals am Start stehen wird dabei Superstar Peter Sagan, der ein Auge auf das Maglia Ciclamino geworfen hat, das im letzten Jahr Teamkollege Pascal Ackermann gewinnen konnte. In der Gesamtwertung setzen die Raublinger auf den Polen Rafal Majka und den Österreicher Patrick Konrad.

"Ich nehme das Leben immer so, dass ich sehe, was es mir bringt. Ich war noch nie beim Giro, mal schauen, was hier auf mich wartet", erklärte der dreifmalige Straßenweltmeister aus der Slowakei in der Online-Pressekonferenz seiner Mannschaft zwei Tage vor dem Giro-Start. Eine spezielle Giro-Vorbereitung konnte Sagan, der bis zum 20. September noch bei der Tour im Einsatz war, nicht absolvieren.

"Ich war nach der Tour in Monaco und habe viel Zeit mit meinem Sohn verbracht. Ich musste mich erholen für den Giro. Ich denke nicht, dass ein härteres Training an meiner Verfassung etwas geändert hätte", erklärte der 30-Jährige aus Zilina. Erstmals musste Sagan sich bei der Tour de France im Kampf um das Grüne Trikot einem Konkurrenten geschlagen geben. Ausgerechnet Ex-Teamkollege Sam Bennett (Deceuninck – Quick Step) war es, der sich den Sieg in der Punktewertung holte.

"Die Tour ist nicht so gut gegangen, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Form war aber gut", sagte Sagan und fügte an: "Resultate und Form sind nicht immer gleich. Irgendetwas hat bei der Tour gefehlt bei den Ergebnissen, vielleicht war es das Glück. Natürlich war ich nicht von der Form dort, wo ich es am Tourstart sein wollte. Im Endeffekt bin ich aber sehr zufrieden mit den Ergebnissen."

Die Sprinter-Konkurrenz für Sagan ist überschaubar

Beim Giro wartet ein schweres Pflaster auf Sagan, denn gerade einmal drei Tagesabschnitte sind als Flachetappen gekennzeichnet. Außerdem wird es für den Slowaken, der nur einer von acht Fahrern ist, die in dieser Saison Tour und Giro bestreiten, eine neue Herausforderung, zwei der großen Rundfahrten in einer so kurzen Zeit zu fahren: "Das habe ich noch nie gemacht, aber ich will hier um Etappensiege mitkämpfen. Ich weiß nicht, ob das Maglia Ciclamino ein Thema für mich wird. Der Kurs ist sehr schwer."

Die Konkurrenz für einen Massensprint ist aber überschaubar. Elia Viviani (Cofidis), Fernando Gaviria (UAE - Team Emirates), Arnaud Demare (Groupama – FDJ) sowie Michael Matthews (Sunweb) dürften seine härtesten Kontrahenten  werden. "Die Rivalen zu bestimmen ist schwierig, aber von Tag zu Tag werden wir besser verstehen, wie wir in unseren Klassements dann fahren und agieren werden", erklärte Sagan.

Ähnliches gilt auch für den Kampf um das Maglia Rosa, in den Bora – hansgrohe mit Majka und Konrad zwei erfahrene Kapitäne entsendet. Beide haben schon den Giro schon in den Top Ten beendet, Majka sogar schon vier Mal insgesamt. "Nach Tirreno habe ich mich etwas ausgerastet und bin danach in die Höhe gegangen. Ich fühle mich gut und bin bereit für den Giro", erklärte der Pole, der noch keinen neuen Vertrag für 2021 unterschrieben hat und deshalb sogar seinen letzten Auftritt im Trikot der Mannschaft von Ralph Denk geben könnte. Angeblich wird er zum UEA-Team Emirates wechseln. "Die erste Woche ist schwierig, schon alleine mit dem Anstieg auf den Ätna. Generell warten viele harte Bergetappen auf uns", blickte der starke Kletterer voraus. Majkas Defizit könnten die drei Einzelzeitfahren sein.

Konrad: "Top 5 wären ein riesiger Erfolg"

"Es hängt sicher vom Fahrstil in den Bergen ab, welche Rolle die Zeitfahren spielen. Aber wir haben bei der Tour gesehen, dass man die Gesamtwertung im Zeitfahren verlieren kann oder auch gewinnen kann. In den letzten Jahren waren es immer extrem wichtige Tage", sagte Konrad. Der 28-Jährige wird zum dritten Mal in seiner Karriere die Italien-Rundfahrt bestreiten. Bei seinen bisherigen Teilnahmen landete er auf den Rängen 16 (2017) und 7 (2018).

"Ich denke, wenn ich in die Top fünf fahren kann, wäre es ein riesiger Erfolg für mich. Es ist ein spezielles Jahr, es gab viele Überraschungen schon. Der Giro ist menm bestes Klassementergebnis bislang, da wurde ich Siebter, so ein Ergebnis wäre mein Ziel", sagte Konrad. "Rafal Majka und Peter Sagan sind eine gute Begleitung bei einer GrandTour. Wir sind schon einige Rennen miteinander gefahren. Außerdem habe ich mich viel mit Rafa heuer gemeinsam vorbereitet. Mit ein wenig Glück wird es ein sehr erfolgreicher Giro für uns", fügte der Österreicher an.

Einen wirklichen Favoriten auf den Gesamtsieg konnte Konard nicht ausmachen. Vielmehr war der neue Giro-Termin, aufgrund der Corona-Pause neu im Oktober angesiedelt, zumindest beim Packen ein größeres Thema. So berichtete Konrad, dass er sein gesamtes Schlechtwettergewand eingepackt hat. "Wir sind vorbereitet", erklärte Konrad und meinte damit die dritte Woche der Rundfahrt. Denn geplant sind dann Bergetappen in den Alpen mit Passüberquerungen von über 2.000 Metern Höhe. Schon jetzt liegt Schnee auf dem Stilfserjoch, weitere Kälteeinbrüche könnten diese Straßen unbefahrbar machen.

"Es könnte für mich sogar ein Vorteil werden, wenn das Wetter schlechter ist. Weil ich bin kein extrem leichter Kletterer. Außerdem bin ich als Österreicher den Schnee gewöhnt. Ich habe auch bei solchen Bedingungen meistens gut abgeschnitten in der Vergangenheit", nahm es der Konradpositiv. Auch in der Vorbereitung versuchte er viel im Regen zu fahren. "Es wird so viel über das Wetter und eventuelle Absagen und Verschiebungen jetzt gesprochen und dann kann es auch sein, dass der Oktober vielleicht durchgehend schön ist", wollte sich Konrad aber nicht an weiteren Spekulationen beteiligen.

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