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20.09.2020 | (rsn) - Diese Tour de France hat die althergebrachten Verhältnisse durcheinander gewirbelt. Der Bergzug von Team Ineos Grenadiers wirkte wie eine Schmalspurbahn. Die verwaisten Gleise eroberte bis zum vorletzten Tag die schwarz-gelbe Formation von Jumbo - Visma. Die legte lange Zeit den letztlich stärksten Einzelkönner dieser Rundfahrt, den Debütanten Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates), an die Kette.
Beim Einzelzeitfahren beeindruckte noch immer die Kollektivbilanz: Drei Jumbo-Profis landeten an der Planche des Belles Filles unter den Top 5, die Helfer Tom Dumoulin und Wout Van Aert waren dabei stärker als ihr nomineller Kapitän Roglic. Weil beim Einzelzeitfahren aber nicht die Zeiten der einzelnen addiert werden und auch niemand Windschatten geben darf, verpuffte hier die kollektive Stärke. Und das Individuum, nämlich Pogacar, setzte sich durch.
Beeindruckend war die Mannschaftsleistung von Jumbo - Visma trotz der finalen Niederlage dennoch. Ein paar Unterschiede zur Praxis von Sky / Ineos gab es auch. Ordneten sich beim britischen Rennstall auch die größten Individualisten dem Teamziel Toursieg bedingungslos unter - von kleinen Ausnahmen wie Froomes Wegfahrversuch 2012 abgesehen - so gibt es beim niederländischen Rennstall auch Freiheiten für nominelle Helfer.
Wout Van Aert konnte seine schier unbändigen Kräfte bei Etappenjagden einsetzen und holte auch zwei Siege. Diese lockere Leine bindet mental umso fester. Wer eigene Erfolge hat, schindet sich am nächsten Tag umso lieber für die anderen. Ein schlauer Zug der Manager von Jumbo - Visma. Es stellt zugleich so etwas wie den Einzug der Postmoderne in den Old School Sport auf schmalen Pneus dar.
Ineos Grenadiers diesmal eher marginal
Kulturell ist dies ein epochaler Schritt, er folgt ganz logisch auf die wissenschaftlich geprägte Moderne, die Team Ineos / Sky mit der berühmten "marginal gains"-Formel einführte.
In diesem Jahr waren bei den Briten allerdings die gains marginal, die gesamte Truppe eher eine Randerscheinung, und wer es nicht so mit protzigen Autos hat, konnte laut lachen über den Umstand, dass ausgerechnet in dem Jahr, in dem der Rennstall Werbung für den neuen Geländewagen Grenadier vom Finanzier Ineos Werbung macht, der Gesamtauftritt eher dem eines schlecht gepflegten Trabbis ähnelte.
Der Analysen von außen gab es viele. Bradley Wiggins, Tour-Champion von 2012, etwa lobte erst die Entscheidung, seine Nachfolger Chris Froome und Geraint Thomas zu Hause zu lassen. So eine Entscheidung sei komplex, meinte er zu Tour-Beginn. Und Rennstallchef Brailsford sei vor allem deshalb ein so großer Manager, weil er Daten richtig lesen und immer zum Wohle des Teams entscheide und dabei keine Extrawürste für große Egos brate, lautete kurz zusammengefasst das Extra-Lob für den einstigen Boss. Als Egan Bernal dann aber schwächelte, zürnte Wiggins plötzlich, und meinte gar, Thomas hätte dem Team im Rennen gut getan und Froome zumindest mit seiner Präsenz am Frühstückstisch für einen Extra-Boost gesorgt. Argumentative Konsistenz ist nicht so ganz die Sache von Sir Wiggo.
"Wer draußen ist, kann leicht mit Fingern auf andere zeigen", wedelte Gabriel Rasch, Sportlicher Leiter bei Ineos, denn auch die Anklagen lässig weg. Rasch wie auch Brailsford selbst warfen den Kritikern vor, die Daten nicht zu kennen, auf denen sie ihre Entscheidung gegründet hatten. Wie so oft bei Ineos / Sky machte Brailsford aber ein Geheimnis um die harten Fakten. Die noch härtere Rennrealität bewies dann, dass entweder die Daten fehlerhaft waren oder die Schlüsse daraus. "Egan war mit seiner Leistung nicht da, wo er selber sein wollte", sagte wenigstens Richard Carapaz ehrlich zu radsport-news.com.
Das zeigt, dass Züge nur dann Sinn machen, wenn der letzte Triebwagen auch einen starken eigenen Motor hat. Gewisse Schwächen des Leaders kann ein Team zwar überspielen, einen echten Einbruch aber nicht verstecken. Zumindest dann nicht, wenn ein ebenbürtiger Gegner auf Risse im Gefüge lauert. Merijn Zeeman, Sportlicher Leiter von Jumbo - Visma, sah das Debakel von Ineos dann auch nicht primär von der inneren Schwäche des britischen Rennstalls selbst verursacht, sondern von der Stärke seiner eigenen Jungs ausgelöst. "Die haben weiter ein sehr starkes Team. Aber Bernal war nicht da, wo wir ihn erwartet haben", sagte Zeeman zu radsport-news.com, bevor er wegen seines Streits mit einem UCI-Offiziellen des Rennens verwiesen wurde.
Alle im Schatten von Jumbo - Visma
Im Schatten von Jumbo - Visma und auch der Abwesenheit von Ineos als Kollektivfaktor geschuldet, entwickelte sich Bahrain - McLaren zur zweitstärksten Formation dieser Tour. Mehrere Tage lang bereiteten die Mannen in den rot-orangenen Trikots Angriffe ihres Kapitäns Mikel Landa vor. Der Baske konnte dann zwar nicht vollenden. Die Performance an sich machte aber die Profis und auch den Chef glücklich. "Wir haben gezeigt, dass wir als Team harmonieren. Andere waren dann stärker als Mikel, aber die Mechanismen funktionieren", sagte Matej Mohoric, auch er ein Slowene, aber keiner auf dem Podium, zu radsport-news.com. "Man sieht jetzt erste Ergebnisse. Wir müssen noch viel lernen. Wir arbeiten aber auch erst seit Oktober ernsthaft zusammen und waren durch den Lockdown ausgebremst", erzählte Rod Ellingworth radsport-news.com.
Ellingworth war Performance Manager bei Ineos. Er nahm Ende des letzten Jahres das Angebot des bahrainischen Prinzen an, um ein Spin Off von Ineos / Sky zu entwickeln. Ob dieses Nachbauen erfolgreich wird oder nur ein blasses Abbild entsteht, bleibt abzuwarten. Ellingworth ist auch zuzutrauen, das Modell dynamisch weiter zu entwickeln. Die Fahrer-Basis jedenfalls ist nicht schlecht. Mit Neuzugang Jack Haig wird die Kletterfraktion weiter verstärkt. Es fehlt aber ein echter Co-Leader neben dem unberechenbaren Landa.
Eine völlig andere Strategie verfolgte der Rennstall des mutmaßlichen Siegers, UAE - Team Emirates. Auch wegen unglücklicher Ausfälle - die starken Kletterer Davide Formolo und Fabio Aru mussten die Tour verlassen - sah man die Truppe eher selten im Block agieren. Ganz auf sich allein gestellt war der junge Häuptling Tadej Pogacar aber auch nicht. Im Flachen konnte er sich auf den erfahrenen Alexander Kristoff als Babysitter verlassen; den Rückstand bei der Windkante konnte aber auch der Wikinger nicht vermeiden. Da gibt es Punktabzug in der Sittingwertung.
Erfindet sich Ineos Grenadiers neu?
Wenn es steiler wurde, war eine Weile noch Landsmann Jan Polanc bei Pogacar, und bis in den letzten Berg hinein sah man häufig noch David de la Cruz. Der Spanier hat das Bergzug-Fahren während zweier Jahre bei Team Ineos gelernt. Interessant wird, wie Rennstallchef Mauro Gianetti in Zukunft das kollektive Bergspiel spielen will, wenn die Helfer länger im Rennen bleiben. Gut möglich, dass er dabei nicht dem Muster von Ineos, Jumbo und Bahrain folgt.
Beim letzten Top-Star, den er hatte, den mit sehr krassem Doping aufgeflogenen Riccardo Ricco, war das Team vor allem als Wohlfühlblase für den jungen Leader eingesetzt, der dann als "Kobra", so sein Spitzname, wie aus dem Nichts herausgeschossen kam. Der Charakteristik des neuen Sterns Pogacar würde eine solche Philosophie auch entsprechen. Er ist zwar weniger explosiv als Ricco, sucht aber auch gern als Solist die Entscheidung.
Die große Frage für die kommende Saison ist jedoch: Als was wird sich Ineos neu erfinden? Ist es der gleiche Phoenix, der aus der Asche des September 2020 neu entsteht oder gibt es, auch angesichts so außergewöhnlicher Klettertalente wie Bernal, Ivan Sosa und Pavel Sivakov, nicht eher eine Annäherung an das Gianetti-Konzept? Dann hätten wir auf der einen Seite die - modifizierten - Ineos-Klone Jumbo - Visma und Bahrain - McLaren, und auf der anderen die eher im Sinne einer Partisanentaktik agierenden UAE - Team Emirates und Ineos 2.0.
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