Fragen und Antworten zum Tour-Zeitfahren

Planche des Belles Filles entscheidet über Gelb, Gepunktet & Grün

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Das Einzelzeitfahren der 107. Tour de France endet an der Planche des Belles Filles. | Foto: Cor Vos

19.09.2020  |  (rsn) - Am heutigen Samstag steht das alles entscheidende Einzelzeitfahren der 107. Tour de France auf dem Programm. 36,2 Kilometer müssen zwischen Lure und der Bergankunft an der Planche des Belles Filles zurückgelegt werden. Aufgrund des 5,9 Kilometer langen und im Schnitt 8,5 Prozent steilen Schlussanstiegs kann es im einzigen Zeitfahren der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt noch zu einigen Veränderungen im Klassement kommen. radsport-news.com beantwortet die wichtigsten Fragen zur letzten Schlüsseletappe der Tour.

Fährt Pogacar seinen Landsmann Roglic noch aus dem Gelben Trikot?
Dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich. Zwar sind die beiden Slowenen nur durch 57 Sekunden voneinander getrennt. Doch an den letzten Tagen hinterließ der Kapitän von Jumbo - Visma den etwas stärkeren Eindruck. Der Kurs mit dem relativ flachen Beginn und dann der Schlusssteigung dürfte beiden gleichermaßen in die Karten spielen. Bei den Slowenischen Zeitfahrmeisterschaften, die ebenfalls auf einem bergigen Kurs ausgetragen worden waren, setzte sich Pogacar mit neun Sekunden gegenüber Roglic durch. Es war übrigens das einzige Zeitfahren, das die beiden in diesem Jahr bestritten. Ähnlich geringe Abstände sind auch am Samstag zu erwarten. Nur ein Defekt oder Sturz könnte für größere Abstände sorgen. Pogacar richtete dennoch eine Kampfansage an Roglic. "Es ist noch alles möglich", sagte der 21-Jährige.

Wer sind die Favoriten auf den Tagessieg?
Da es für Roglic und Pogacar noch um alles geht, sind die beiden auch die ersten Anwärter auf den Sieg an der Planche des Belles Filles. Zum Favoritenkreis gehören aber auch Roglics Teamkollegen Wout Van Aert und Tom Dumoulins. Beide kündigten bereits an, am Samstag Vollgas geben zu wollen. "Es wäre schön, einen vor mir gestarteten Fahrer einholen zu können und im Gesamtklassement werde ich natürlich lieber Siebter als Neunter", sagte der Gesamtneunte Dumoulin, der nur 1:29 Minuten hinter dem im Zeitfahren deutlich schwächer einzuschätzenden SiebtenSimon Yates (Mitchelton - Scott) liegt.

Kann Porte noch Lopez vom Podium verdrängen?
Den Australier trennen 1:39 Minuten vom Tour-Podium. Bei nun 15 GrandTour-Starts wäre es das erste Mal, dass Porte nach drei Wochen auf dem Podium stünde - und wohl auch das letzte Mal. Denn für 2021 kündigte bereits an, Trek - Segafredo zu verlassen und in seinem neuen Team - Ineos Grenadiers? - wieder in die Rolle des Helfers zu schlüpfen. Entsprechend groß dürfte die Motivation beim Tasmanier sein. Doch auch für Lopez geht es um viel. Nachdem er bei Giro und Vuelta schon jeweils Dritter geworden war, will er diese Position nun auch erstmals bei der Tour erringen. Sollte hingegen der Kolumbianer seinen Podiumsplatz verteidigen, dann würden mit ihm und Pogacar gleich zwei Debütanten in Paris auf dem Treppchen stehen.

Ist Pogacar noch eine Gefahr für das Bergtrikot von Carapaz?
Mit 74 Zählern hat Richard Carapaz in der Sonderwertung gerade einmal zwei Pünktchen Vorsprung auf Pogacar (und sieben auf Roglic). Da es am Schlussanstieg für den Sieger noch einmal zehn Punkte gibt, muss sich der Ecuadorianer s mächtig strecken. Zu Caparaz‘ Vorteil könnte sich auswirken, dass für die Bergwertung nur die Fahrzeit am Schlussanstieg zählt. Wer die letzten 5,9 Kilometer am schnellsten hochfährt, der bekommt die zehn Punkte.

So kann es der Ineos-Profi, der im Gesamtklassement keine Rolle spielt, auf den ersten knapp 30 Kilometern entspannt angehen lassen und sich dann auf den letzten Kilometern bergauf völlig verausgaben. Pogacar und Roglic müssen dagegen schon von Beginn an all-in gehen. Am Ende könnten dann die nötigen Körner für die Bestzeit bergauf fehlen. "Ich kann es mir nicht erlauben, dem Bergtrikot irgend eine Priorität einzuräumen", erklärte Pogacar zudem. Carapaz könnte es sich sogar erlauben, das komplette Zeitfahren auf dem Straßenrad zu absolvieren.

Werden vor dem Schlussanstieg die Räder gewechselt?
Es ist erlaubt und für einige Fahrer zumindest eine Option, von der Zeitfahrmaschine auf ein herkömmliches Straßenrad zu wechseln. In die Karten schauen lassen wollte sich am Freitag aber keiner der Favoriten. Dumoulin etwa antwortete auf die Frage eines Journalisten. "Das verrate ich nicht." Roglic sagte dazu: "Das entscheiden wir im letzten Moment, vielleicht machen wir es auch vom Wetter abhängig." Und auch Pogacar äußerte sich ähnlich: "Ich werde es nicht verraten, sonst weiß ja schon jeder Bescheid", sagte der Gesamtzweite.

Könnte Sam Bennett noch aus der Karenzzeit fallen?
Peter Sagan (Bora - hansgrohe) wird in diesem Jahr das Grüne Trikot nicht gewinnen. Es sei denn, Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) schafft das Zeitlimit nicht. Der Ire darf für den Parcours maximal 25 Prozent mehr benötigen als der Etappensieger. Bei einer zu erwartenden Bestzeit von knapp unter einer Stunde könnte sich Bennett eine Verspätung von 12 bis 14 Minuten erlauben, um im Rennen zu bleiben und das Grüne Trikot morgen nach Paris zu tragen.

Was machen die Deutschen?
Sowohl für Lennard Kämna als auch für Max Schachmann könnte ein Top-Ten-Resultat herausspringen. Beide sind exzellente Zeitfahrer, auch wenn es bergauf geht. Die Frage ist nur: Reichen die Kraftreserven noch für ein Spitzenergebnis unter den besten 15? Nikias Arndt kündigte an, sich vor dem WM-Zeitfahren am kommenden Freitag nochmals testen zu wollen. So wird er die ersten 30 Kilometer Vollgas fahren, um es dann bergauf locker angehen zu lassen. Eine gute Leistung ist auch Simon Geschke (CCC) zeigen. Er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass ihm schwere Zeitfahren liegen. Dagegen wird es der viermalige Zeitfahrweltmeister Tony Martin ruhig angehen lassen- und das nicht nur wegen des schweren Schlussanstiegs. Der 35-Jährige hat seine Aufgaben für Roglic längst erfüllt.

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