Kragh Andersen sorgt für dritten Etappensieg

Sunweb nimmt die Konkurrenz wieder in den Schwitzkasten

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Sören Kragh Andersen holte am Freitag für Sunweb den dritten Etappensieg bei dieser Tour | Foto: Cor Vos

18.09.2020  |  (rsn) - Mit seiner offensiven Fahrweise hat das Team Sunweb die Konkurrenz wieder in den Schwitzkasten genommen und sich mit dem bereits dritten Tagessieg bei dieser Tour de France belohnt. Genauso wie auf den letzten Kilometern der 8. Etappe in Lyon konnte sich Sören Kragh Andersen (Sunweb) mit einem beeindruckenden Solo-Finish auf der 19. Etappe der Tour de France in Champagnole vor Luka Mezgec (Mitchelton - Scott) und Jasper Stuyven (Trek - Segafredo) durchsetzen. Der Däne griff 15 Kilometer vor dem Ziel aus einer zwölfköpfigen Spitzengruppe an und war danach nicht mehr einzuholen.

Kurz zuvor hatte Matteo Trentin (CCC) ähnliches versucht: Der Italiener griff an einer kleinen Welle an, wurde allerdings schnell wieder von Peter Sagan (Boha - hansgrohe) und Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) gestellt. Es folgte Kragh Andersens Meisterstück: “Trentin hat recht hart attackiert, ich war am Limit, wusste aber, dass jetzt der Moment gekommen war. Ich wusste, dass ich es probieren muss, eine kleine Lücke zu öffnen. Das war mein Glück. Diese Tour werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Das sind Erinnerungen für die Ewigkeit!“, beschrieb der Däne kurz nach dem Rennen euphorisch seinen zweiten Etappensieg.

Als Sechster sorgteTeamkollege Nikias Arndt für das beste Ergebnis eines deutschen Profis. Der 28-jährige hätte allerdings auch Zweiter werden und somit für einen Doppelsieg für Sunweb sorgen können. Er pokerte und eröffnete den Schlusssprint der Verfolger zu früh: “Ich wusste ja, dass alle sprintschnell sind. Daher dachte ich, ich mache es mit einem Überraschungsangriff 500 Meter vor dem Ziel. Aber die anderen waren direkt am Rad und es hat nicht funktioniert. Auf der anderen Seite, hätte ich gewartet und mit denen gesprintet, hätte es auch sein können, dass ich nur Dritter, Vierter oder Fünfter werde. Ich wollte ein bisschen pokern, weil wir den Sieg schon sicher hatten, aber das hat halt leider nicht funktioniert. Doppelsieg wäre schön gewesen, aber wir werden trotzdem feiern“, resümierte Arndt entspannt.

Nach den Alpenetappen der vergangenen Tage konnte der Führende in der Gesamtwertung, Primoz Roglic (Jumbo - Visma), heute zumindest etwas durchatmen. Die letzte Hürde zum ersten Gesamtsieg wartet mit dem morgigen Einzelzeitfahren an der sagenumwobenen Planche des Belles Filles. Roglic ist vorbereitet, weiß aber noch nicht genau, ob er mit der Zeitfahrmaschine auch den Schlussanstieg in Angriff nehmen wird: “Ich habe mir den Kurs vorher angeschaut und weiß, dass der letzte Teil sehr schwer ist. Das einzige, was ich machen kann, ist mein Bestes zu geben. Ich weiß noch nicht, ob ich vor dem Anstieg mein Rad wechseln werde. Das entscheiden wir im letzten Moment, vielleicht auch abhängig vom Wetter", kündigte der Slowene an.

Entscheidung um das Gelbe und Gepunktete Trikot fällt morgen

Roglic geht mit 57 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) und 1:27 Minuten vor dem drittplatzierten Miguel Angel Lopez (Astana) in das Zeitfahren In der Sprintwertung führt Bennett nun schon mit 55 Punkten gegenüber Sagan. Im Kampf um das Bergtrikot beträgt der Vorsprung von Richard Carapaz (Ineos) auf Pogacar dagegen nur zwei Punkte und auf Roglic sieben. Die Entscheidungen in der Gesamt- und Bergwertung werden beide morgen an der Planche des Belles Filles fallen. Dagegen hat Pogacar das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers so gut wie sicher.

So lief das Rennen:

Gleich nach dem Start versuchte eine Handvoll Fahrer aus dem Peloton auszureißen. Letztendlich schaffte es mit Rémi Cavagna (Deceuninck - Quick – Step) allerdings nur ein Akteur, sich davonzustehlen. Besonders bitter: Schon nach den ersten Rennkilometern musste Lukas Pöstlberger (Bora - hansgrohe) aus dem Rennen aussteigen. Ein Wespenstich im Mund bewirkte einen allergischen Schock und setzte den Österreicher kurz vor Paris außer Gefecht.

Während sein Team auf den folgenden Kilometern die Führungsarbeit im Hauptfeld übernahm, wuchs Cavagnas Vorsprung auf fast drei Minuten an. An der einzigen Bergwertung des Tages an der Côte de Château-Chalon (4. Kat.) holte sich der Franzose den einzigen Bergpunkt. Cavagnas Solofahrt hielt anschließend auch bis zum Zwischensprint in Mournans an, wo sich Cavagna nach 117,5 Kilometern 20 Punkte sichern konnte.

Im Kampf der Sprintstars setzte sich einmal mehr Bennett vor Sagan durch. Kurz zuvor hatten sich Luke Rowe (Ineos Grenadiers), Benoit Cosnefroy (Ag2R La Mondiale) und Pierre Rolland (B&B Hotels - Vital Concept) auf die Verfolgung gemacht, und als die Dreiergruppe den führenden Cavagna gestellt hjatte, fuhren weitere zehn Fahrer hinterher. Doch es war vergebene Mühe: 35 Kilometer vor dem Ziel holte das Peloton die nun 14-köpfige Führungsgruppe wieder ein.

Kragh Andersen macht es wie in Lyon

Doch einige angriffslustigen Fahrer hatten immer noch nicht genug: Wenig später waren es schon wieder zwölf Fahrer an der Spitze, die diesmal mit Sagan, Bennett, Trentin, Greg Van Avermaet, Nikias Arndt und dessen Teamkollegen Kragh Andersen prominent besetzt war. Der Vorsprung wuchs rasch auf über zwei Minuten an. 15 Kilometer vor dem Ziel dann die entscheidende Szene für die Vergabe des Etappensieges: Kragh Andersen beschleunigte in einer überhöhten Rechtskurve, Trentin schaute sich nach seinem Effort zuvor verdutzt um. Niemand reagierte. Einmal losgelassen, war der Däne nicht mehr einzuholen.

1,8 Kilometer vor dem Ziel schrie der sichtlich angespannte Kragh Andersen zwar noch einmal “Time?!“ in Richtung des Kameramotorrads, doch der Sieg war ihm nicht mehr zu nehmen: Mit fast einer Minute Vorsprung machte sich Kragh Andersen auf den letzten Kilometer des Tages. Mezgec und Stuyven setzten sich 53 Sekunden später im Zielsprint gegen drei weitere Fahrer durch und sicherten sich die Podestplätze. Dahinter konnte sich einmal mehr Bennett vor Sagan und Trentin durchsetzen. Sie belegten die Plätze acht bis zehn.

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