Interview mit dem Deutschen Meister

Wohin geht´s, Max Schachmann? “Ich spreche auch mit Bora“

Foto zu dem Text "Wohin geht´s, Max Schachmann? “Ich spreche auch mit Bora“"
Maximilian Schachmann im Trainingslager von Bora - hansgrohe im Ötztal| Foto: Bora - hansgrohe

19.06.2020  |  (rsn) - Der Sieg bei Paris-Nizza hat Maximilian Schachmann noch mehr in den Fokus der Teams gerückt. Die ersten Gespräche laufen, wie der Deutsche Meister, dessen Vertrag bei Bora - hansgrohe zum Saisonende ausläuft, in der Video-Konferenz von Bora – hansgrohe im Ötztaler Trainingslager verriet. Doch  ist ihm zuvorderst wichtig, welche Richtung seine Karriere nehmen wird. Quo Vadis, Max Schachmann?

Sie waren zu Saisonbeginn nicht für die Tour de France eingeplant, nun sind Sie dabei. War das Ihre Entscheidung?
Schachmann: Ja, es war auch meine Entscheidung. Man kann nicht die ursprünglich geplante Saison mit der neuen vergleichen. So viele Rennen überschneiden sich. Ich bin froh, dass ich die Freiheit hatte, zu entscheiden. Ich denke, ich habe einen der bestmöglichen Pläne.

Warum wollten Sie unbedingt die Tour fahren?
Schachmann: Weil es das Rennen ist, das am wahrscheinlichsten stattfinden wird. Aber es gab auch kaum Alternativen. Wenn ich den Giro fahren würde, könnte ich keinen Klassiker bestreiten. Parallel zur Tour finden kaum Rennen statt. Um noch ein möglichst breites Programm fahren zu können, muss man die Tour bestreiten.

Welche Rolle werden Sie bei der Tour haben?
Schachmann: Sie wird vergleichbar sein mit der vom letzten Jahr. Ich war dabei, um Emu (Buchmann) zu unterstützen, um auf Etappensiege zu fahren, und um mich selbst in einem dreiwöchigen Rennen zu testen. Wir wollten sehen, wie mein Körper auf diese Belastung reagiert. Das ging aber nur knapp 14 Tage gut, dann stürzte ich unglücklich und musste aufgeben. Diesmal wollen wir alles wiederholen, um zu sehen, wie mein Körper auf die drei Wochen reagiert.

Belastet Sie der Sturz während der 13. Tour-Etappe, wo Sie sich die Mittelhand brachen, noch in irgendeiner Form?
Schachmann: Stürze gehören zum Sport und zum Radfahren dazu. Sie können passieren. Ich versuche, Rennen zu gewinnen. Ich möchte erfolgreich sein, deshalb fahre ich immer am Limit. Unglücklicherweise stürzte ich, aber das gehört zur Entwicklung dazu. Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber auch nicht wirklich alt. Ich lerne noch und probiere aus. Ich denke, das war eine gute Unterrichtsstunde, aber daran denken tue ich nicht mehr wirklich.

Vor der langen Unterbrechung durch die Corona-Pandemie waren Sie in einer sehr guten Verfassung. Hat das Ihre Ziele vor den nun kommenden Rennen verändert?
Schachmann: Nicht wirklich, weil wir ja einen veränderten Rennkalender haben. Die Ziele sind gleich. Ich will Rennen erfolgreich bestreiten.

Glauben Sie, dass Sie in Zukunft in einer GrandTour auf Gesamtwertung fahren können?
Schachmann: Meiner Meinung nach, und ich glaube, das Team denkt auch so, ist es das, was wir in der nahen Zukunft herausfinden müssen. Ich habe meine Möglichkeiten in verschiedenen Situationen gezeigt. Jetzt muss ich meine Kletterkünste testen. Aber das wichtigste ist, welche Leistung man über drei Wochen abliefern kann. Das kann man nicht wirklich vorhersagen. Das muss man herausfinden, indem man es tut.

Sie fuhren letztes Jahr sehr stark bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo Sie Platz drei belegten. Was ist mit der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix?
Schachmann: Ich finde, beide Rennen sind ein wenig unterschiedlich. Für einen Fahrer wie mich ist es leichter, Flandern zu fahren mit all den kleinen Bergen und dem harten Pflaster. Der Fokus liegt aber nicht auf den Pflastersteinen. Paris-Roubaix ist eine ziemlich große Herausforderung. Der kommende Rennkalender macht es möglich, das für mich zu testen. Ich werde es versuchen. Wenn es geht, dann geht’s. Wenn nicht, dann nicht.

Das Team stellt Ihnen große Herausforderungen. Das bedeutet, dass Sie eine sehr hohe Stellung einnehmen. Hat der Erfolg bei Paris-Nizza ihre Stellung verbessert?
Schachmann: Ja, ich habe bewiesen, dass ich verschiedenartige Rennen gewinnen kann. Und ich bin froh, dass das Team hinter mir steht, wenn ich versuche, so große Rennen zu gewinnen. Aber ja, die Gelegenheiten haben sich nun verändert. Aber der Rest fühlt sich an wie letztes Jahr.

Ihr Vertrag läuft Ende des Jahres aus. Wie ist Ihre Situation?
Schachmann: Die sieht wegen der (unterbrochenen) Saison für alle nicht gut aus. Ich bin aber froh, dass ich schon einen guten Auftakt hatte. Jetzt habe ich gute Gespräche mit verschiedenen Teams.

Wo sehen Sie sich nächstes Jahr? Eher bei Bora – hansgrohe oder sind Sie da völlig offen?
Schachmann: Ich möchte mich dazu gar nicht äußern, (antwortet er und lacht ein wenig verlegen dabei). Weil ich in Gesprächen bin.

Mit Bora?
Schachmann: Ja, ich spreche auch mit Bora. Wir fahren alle noch ein paar Rennen. Alle mal ein wenig geduldig bleiben.

Gibt es Prioritäten, was das Team betrifft und gibt es eine Deadline für die Vertragsgespräche?
Schachmann: Es ist für alle eine neue Situation. Auch in Bezug auf ein Zeitlimit, wir fahren noch Rennen bis Ende oder Mitte November. Deshalb will ich erst einmal ins Renngeschehen zurückkehren und dort versuchen, mein Bestes zu geben. Dann werden wir sehen. Ich verspreche ihnen, ich werde auch nächstes Jahr Rad fahren.

Wer gewinnt die Tour, wenn Sie auf den Sieger setzen müssten?
Schachmann (lachend): Dann setze ich auf Emu – solidarisch!

Und wer wird Zweiter?
Schachmann: Einer von Ineos! Ehrlich kann man aber gar nichts vorhersagen. Dazu hat man bisher zu wenig gesehen.

Weitere Radsportnachrichten

10.05.2024Fällt der Stelvio beim Giro dem Schnee zum Opfer?

(rsn) – Die Überfahrt über das Stilfser Joch zu Beginn der 16. Etappe des Giro d´Italia am 21. Mai wackelt gewaltig. Das legt die italienische Nachrichtenagentur ANSA nahe, derzufolge es die aktu

10.05.2024Kette bremste O´Connor im Kampf gegen die Uhr aus

(rsn) – Platz elf im ersten Einzelzeitfahren des 107. Giro d´Italia: Auf dem Papier sah das für Kletterspezialist Ben O´Connor (Decathlon – AG2R) am Freitag zwischen Foligno und Perugia gar nic

10.05.2024Richtungsweisende Bergankunft im Apennin

(rsn / ProCycling) – In den vergangenen sieben Tagen blieb das Klettern, abgesehen von der 2. Etappe nach Oropa, bei jeder Etappe auf weniger als 2.000 Höhenmeter beschränkt. Am zweiten Samstag wi

10.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

10.05.2024Schachmann im “Schongang“ zum Spitzenergebnis

(rsn) - Schneller als Mikkel Bjerg, schneller als Antonio Tiberi oder Luke Plapp und auch schneller als Geraint Thomas – am Ende stand der fünfte Platz. Maximilian Schachmann (Bora – hangrohe) er

10.05.2024Fleche du Sud: Vorarlberg und Hrinkow bergauf bärenstark

(rsn) - Auch wenn auf der Königsetappe des Fleche du Sud (2.2) mit der 3,4 Kilometer langen und im Schnitt 7,2 Prozent steilen Bergankunft in Bourscheid kein Kraut gegen den Solosieger Pim Ronhaar (

10.05.2024Thomas: “Ich konnte es heute nicht ganz bringen“

(rsn) – Tadej Pogacar demonstrierte im ersten Zeitfahren seine herausragende Stellung bei diesem Giro d’Italia. Der Slowene holte am Schlussanstieg des Zeitfahrens zwischen Foligno und Perugia ein

10.05.2024Highlight-Video der 7. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat mit einem weiteren grandiosen Auftritt das erste der beiden Einzelzeitfahren des 107. Giro d’Italia (2.UWT) für sich entschieden. Der Träger des Ros

10.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 7. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

10.05.2024Pogacar gewöhnt sich ans Rad und zündet am Berg die Rakete

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat auf der 7. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Italien-Rundfahrt gefeiert. Im 40,6 Kilometer langen Einzelzei

10.05.2024Nys schnappt Buchmann ersten Saisonsieg vor der Nase weg

(rsn) – Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) hat auf der Königsetappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro) denkbar knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der Deutsche Meister kam nach 182,7 Kilometer

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)