Plötzlicher WM-K.o. 12 km vor dem Ziel

“Mathieu van der Poel ist auch nur ein Mensch“

Foto zu dem Text "“Mathieu van der Poel ist auch nur ein Mensch“"
Erschöpft, enttäuscht und frierend im Ziel: Mathieu van der Poel | Foto: Cor Vos

29.09.2019  |  (rsn) - Bis zwölf Kilometer vor dem Ziel schien klar: Favorit Mathieu van der Poel wird sich in Harrogate zum Straßen-Weltmeister küren. Bis dahin lag der niederländische Überflieger mit vier weiteren Fahrern an der Spitze des Rennens, die den Sieg schließlich nach 260 brutal harten Kilometern unter sich ausmachten. Doch urplötzlich stand van der Poel förmlich, musste zu Beginn der Schlussrunde seine vier Begleiter ziehen lassen und kam am Ende mit über zehn Minuten Rückstand auf Sieger Mads Pedersen ins Ziel.

"Mir gingen die Lichter aus", gestand der 24-Jährige nach dem Rennen gegenüber NOS. Er gab zu Protokoll, im Rennverlauf keinen Fehler gemacht und  auch genügend gegessen und getrunken zu haben. "Ich denke, die Kälte hat sicher etwas damit zu tun. Ich fühlte mich eigentlich ziemlich gut, doch dann war ich auf einmal völlig leer. Es ist wirklich Mist, dass das passiert ist. Aber ich kann mir keine Vorwürfe machen. Schließlich war ich ja in der Gruppe, in der ich sein musste", ergänzte der Niederländer.

Auch wenn nach seinem Einbruch die erhoffte Medaille in unerreichbare Ferne verschwand, so war es dem WM-Debütanten wichtig, das von Regen, Kälte und Wind gekennzeichnete Rennen zu Ende zu fahren. "Es waren noch einige Kilometer, die ich alleine fahren musste, aber ich wollte unbedingt bei meiner ersten Profi-WM das Ziel erreichen."

Keine Vorwürfe machten van der Poel seinen Teamkollegen. "Natürlich war das alle für uns ein Tiefschlag, vor allem für Mathieu. Aber heute ist jeder bei diesem Rennen durch die Hölle gegangen. Ich selbst hatte auch auf der letzten Runde einen Einbruch. Isst und trinkt man nicht genug, dann kommt irgendwann der Mann mit dem Hammer", sagte der erfahrene Niki Terpstra zu NOS.

Während van der Poel selbst den Hungerast bei sich ausschloss, könnte Teamkollege Mike Teunissen mit seiner Vermutung recht behalten. "Als ich im Finale an Mathieu vorbei gefahren bin, sagte er mir, dass ihm kalt sei. Vielleicht hat er seine Regenbekleidung zu früh ausgezogen", orakelte Teunissen ebenfalls gegenüber NOS.

Auch der Nationaltrainer der Niederländer, Koos Moerenhout, zeigte sich genüber NOS mitfühlend mit seinem jungen Kapitän. "Wir haben ein klasse Rennen gezeigt. Unser Kapitän hat ein großartiges Finale gezeigt. Es sah wirklich super aus bis zu dem Moment, als nichts mehr bei ihm ging. Dann ist vom einen auf den anderen Moment alles vorbei und das war natürlich bitter für uns", schloss der Bondscoach.

Während die Niederländer ob der verpassten Gold-Chance enttäuscht waren, machte sich bei allen anderen eine Erkenntnis breit: "Mathieu van der Poel ist auch nur ein Mensch", schrieb der Journalist Thijs Zonneveld auf Twitter stellvertrend für viele anderen. Und für van der Poel ein schwacher Trost: Schon vor ihm waren viele der Favoriten dem Wetter zum Opfer gefallen und waren entnervt vom Rad gestiegen.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.10.2019Eekhoff klagt vor CAS gegen aberkannten WM-Sieg

(rsn) - Es war die bitterste Stunde seiner noch jungen Karriere. Wenige Minuten nach dem Triumph im WM-Straßenrennen der U23 wurde Nils Eekhoff wegen unerlaubten Windschattenfahrens hinter einem Begl

08.10.2019Die Form reicht nicht mehr: Alaphilippe beendet Saison

(rsn) - Bei den kanadischen Eintagesrennen in Quebec (7.) und Montreal (13.) zeigte sich Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) noch in vielversprechender Verfassung, auch wenn es zu keinem Sieg

08.10.2019Pedersen: “Ich will mein Jahr als Weltmeister genießen“

(rsn) - Nach seinem sensationellen Triumph im WM-Straßenrennen von Harrogate, in dem er als erster Däne der Radsportgeschichte das Regenbogentrikot eroberte, wird Mads Pedersen (Trek - Segafredo) di

03.10.2019Degenkolb versteigert sein WM-Trikot für Les Amis de Paris-Roubaix

(rsn) - Nach seiner Spendensammelaktion für das Nachwuchsrennen von Paris-Roubaix im Februar hat sich John Degenkolb nun etwas neues ausgedacht, um seiner Rolle als Botschafter der ´Amis de Paris-Ro

01.10.2019Trentin: “Ich bin stolz auf mich und mein Team“

(rsn) - Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends eilten die Italiener bei Straßenweltmeisterschaften von Erfolg zu Erfolg. Vier Goldmedaillen sammelten damals die Fahrer in den azurblauen Trikots, daz

01.10.2019Podcast: Rückblick auf die Straßen-WM

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportradio.de blickt Malte Asmus gemeinsam mit Eric Gutglück und Marc Winninghoff auf die 86. UCI-Straßenweltmeisterschaften zurück, die

01.10.2019Sagan verspielt Chance auf 4. WM-Gold mit taktischem Fehler

(rsn) - Auf den letzten fünf Kilometern gab Peter Sagan nochmal Vollgas. Der dreifache Weltmeister wollte nicht aus Yorkshire abreisen, ohne wenigstens nochmal alles aus seinem Körper herausgeholt u

30.09.2019Nur Gilbert hatte starke Beine - doch der stürzte

(rsn) - Ein achter Platz von Greg Van Avermaet war es letztlich, der für das hochgehandelte belgische Team am Ende des WM-Straßenrennens von Yorkshire zu Buche stand. 70 Sekunden hinter Goldmedaill

30.09.2019Valverde: “Ich war komplett erfroren“

(rsn) – Schon beim Blick auf den Wetterbericht, allerspätestens am Morgen beim Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen dürfte Alejandro Valverde klar geworden sein, dass es nichts mit einer Verte

30.09.2019Politt mit dem richtigen Riecher, aber von Trentin überrascht

(rsn) - Zu den heißesten Anwärtern auf die Medaillen hatten die deutschen Starter im WM-Straßenrennen von Harrogate von vorne herein nicht gezählt. Am ehesten hätte wohl Maximilian Schachmann fü

29.09.2019Großschartner: “Am Ende ist es nicht so aufgegangen für uns“

(rsn) - Lange Zeit sah es gut aus für das österreichische Nationalteam im Rennen der Eliteherren in Yorkshire. Denn mit Lukas Pöstlberger, Felix Großschartner, Patrick Konrad, Hermann Pernsteiner

29.09.2019Pedersens Überlebenskampf wird mit WM-Gold belohnt

(rsn) - Es war das angekündigte Sauwetter. Dauerregen, Wind und ungemütliche 12 Grad sorgten im Straßenrennen der Männer bei den Weltmeisterschaften in Yorkshire für extrem schwere Bedingungen, d

Weitere Radsportnachrichten

22.11.2025Krahl mit Schürfwunden zum Weltcup-Auftakt in Tabor

(rsn) – Im tschechischen Tabor findet am Sonntag der Auftakt des Cross-Weltcups statt. Mit dabei ist auch eine deutsche Delegation, deren bekanntester Name der von Judith Krahl (Rose Racing Circle)

22.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

22.11.2025Mit einer späten Zündung in die Geschichte

(rsn) - Sensation, Coup, Paukenschlag – geschieht in der Welt des Sports ein unerwartetes Ereignis, gibt es vielerlei Begriffe, um es ihn Worte zu fassen. In ein solches Rampenlicht rückte Mathieu

22.11.2025Total-Chaos: Bernaudeau bleibt doch Manager

(rsn) – Vor zwei Tagen meldete die französische Zeitung Ouest-France, dass sich Jean-René Bernaudeau am Ende der Saison nach 26 Jahren als Teammanager des französischen Zweitdivisionärs TotalE

22.11.2025Müller verstärkt Unibets Sprintergruppe

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

22.11.2025Im zweiten U23-Jahr ging es rein ins Scheinwerferlicht

(rsn) – Nachdem er 2024 neben Nillas Behrens und Tim Torn Teutenberg der Jüngste von drei Deutschen im Nachwuchsteam von Lidl – Trek gewesen war, blieb Louis Leidert 2025 als einziger aus dem T

22.11.2025Kittel heuert in neuer Rolle bei Unibet an

(rsn) – Kurz nachdem sich Rose Bikes dem in Frankreich registrierten Unibet als Namenssponsor angeschlossen hatte, präsentierte die Mannschaft mit Jannis Peter (Vorarlberg) auch einen ersten deutsc

21.11.2025Neuer AIOCC-Chef Guillén rechnet nicht mehr mit Protesten

(rsn) – Nach der Umbenennung und Neuausrichtung des bisherigen Teams Israel – Premier Tech ist Vuelta-Direktor Javier Guillén zuversichtlich, dass es bei der kommenden Austragung der Spanien-Rund

21.11.2025Mehr als ein Feuerwehrmann: Kluge auch mit 39 noch gefragt

(rsn) - Rembe - rad-net kann auch in der Saison 2026 auf seinen routiniertesten und namhaftesten Fahrer setzen. Wie das deutsche Kontinental-Team meldete, wurde der Vertrag mit Roger Kluge um ein wei

21.11.2025Konstante Entwicklung zu einem vielseitigen Fahrer

(rsn) - In der Saison 2025 entwickelte sich Ben Felix Jochum kontinuierlich weiter. Der 21-Jährige vom Team Lotto – Kern-Haus – PSD Bank zeigte sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn stabil

21.11.2025300 Euro Geldstrafe für pro-palästinensischen Protestierer

(rsn) – Der pro-palästinensische Demonstrant, der in Toulouse auf der Zielgeraden der 11. Etappe der Tour de France beim Kampf um den Tagessieg zwischen dem schließlich siegreichen Jonas Abrahamse

21.11.2025“Zu alt für den Zirkus?“: Wenn der Körper streikt

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs is

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)