Vuelta: Bennett bleibt erneut nur Rang zwei

Roglic erlebt Schrecksekunde, Cavagna nutzt seine letzte Chance

Foto zu dem Text "Roglic erlebt Schrecksekunde, Cavagna nutzt seine letzte Chance"
Remi Cavagna (Deceuninck - Quick-Step) hat die 19. Vuelta-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.09.2019  |  (rsn) - Auf der 17. Vuelta-Etappe zog Sam Bennett gegen Philippe Gilbert den Kürzeren. In Guadalajara fing der Belgier bei seinem zweiten Tagessieg den Irischen Meister wenige hundert Meter vor dem Ziel noch ab. Bennett blieb nur der zweite Platz. Auch am Freitag musste der Sprinter des deutschen Teams Bora - hansgrohe einem Deceuninck-Quick-Step-Profi den Vortritt lassen.

Auf turbulenten 165 Kilometer der 19. Etappe von Avila nach Toledo feierte Gilberts französischer Teamkollege Rémi Cavagna einen in souveräner Manier herausgefahrenen Ausreißersieg, nachdem er zunächst in der Gruppe des Tages dabei gewesen war und dann 25 Kilometer vor dem Ziel seine Begleiter, darunter auch der Deutsche Nikias Arndt (Sunweb), mit einem trockenen Antritt stehenließ.

“Es war meine letzte Chance in dieser Vuelta. Ich bin sehr glücklich, weil es mein erster Sieg bei einer Grand Tour ist. Ich habe den ganzen Tag gekämpft. Meine Teamleiter waren hinter mir, damit ich in der Fluchtgruppe ruhig bleiben und Kräfte sparen konnte. Ich habe auf den letzten Kilometern sehr gelitten“, sagte der 24-jährige Cavagna zu seinem bisher größten Karriereerfolg, der zugleich der vierte Tagessieg seines Teams bei dieser Vuelta war.

Ebenfalls völlig abgekämpft, aber sichtlich weniger zufrieden kommentierte Bennett seinen zweiten Platz, den er sich mit fünf Sekunden auf den Tagessieger vor Cavagnas Mannschaftskollegen Zdenek Stybar und Philippe Gilbert sicherte. “Es ist uns nicht gelungen, das Rennen richtig zu kontrollieren. Das lag wohl auch an den Teams der Klassementfahrer. Ich weiß nicht, was ich heute von meinen Beinen halten soll. Sie haben richtig weh getan“, sagte der 28-Jährige, der knapp seinen dritten Etappensieg bei dieser Vuelta verpasste.

An der Spitze der Gesamtwertung kam es erwartungsgemäß zu keinen Änderungen. Allerdings hatten Spitzenreiter Primoz Roglic (Jumbo - Visma) und der Gesamtvierte Miguel Angel Lopez (Astana) einen Schreckmoment zu überstehen, als sie bei einem Sturz im Feld 60 Kilometer vor dem Ziel zu Boden gingen. Sowohl der Slowene als auch der Kolumbianer kamen mit leichteren Blessuren davon, dagegen musste Roglics Helfer Tony Martin das Rennen aufgeben.

"Direkt vor uns war einer gestürzt. Wir waren nicht in der Lage auszuweichen und sind voll gegen die Wand gefahren. Ich brauchte ein neues Rad. Danach sind wir Vollgas gefahren, um zurückzukommen“, sagte der Träger des Roten Trikots, der die Gesamtwertung weiter mit 2:50 Minuten vor Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) anführt, dessen Team die Kritik auf sich zog, weil es nach dem Sturz im Feld das Tempo anzog. "Ich war nicht in den Sturz verwickelt. Es lagen wohl 100 Fahrer auf der Straße", schildert John Degenkolb (Trek - Segafredo) den Unfall, um dann die spanische Equipe zu kritisieren: "Was Movistar danach veranstaltete, war nicht die feine Art. Sie haben auch Protest bekommen und niemand hat sich beteiligt." Nach zehn Kilometern stellte Valverdes Mannschaft die Tempoarbeit ein und die Gestürzten konnten wieder aufschließen.

Auf den ersten 20 Positionen der Gesamtwertung gab es keine Änderungen.

So lief das Rennen:

Die Gruppe des Tages bildete sich auf dem Weg zum Alto de la Paramera, dem einzogen kategorisierten Anstieg des Tages. Zuvor hatten sich Silvan Dillier (AG2R)), Domen Novak (Bahrain - Merida), Rémi Cavagna (Deceuninck - Quick Step), Lawson Craddock (EF Education First), Bruno Armirail (Groupama - FDJ), Tsgabu Grmay (Mitchelton - Scott), Ben O’Connor (Dimension Data), David de la Cruz (Ineos), Nikias Arndt (Sunweb) und Peter Stetina (Trek - Segafredo) aus dem Feld gelöst. Den Bergpreis nach 13 Kilometern holte sich Armirail, ehe sich die Gruppe bei einsetzendem Regen auf dem Weg nach Toledo, wo zum neunten Mal eine Etappe endete, einen Maximalvorsprung von rund drei Minuten erarbeitete.

Der sank schnell um die Hälfte, vor allem dank der Tempoarbeit von Bora - hansgrohe, CCC und Katusha - Alpecin, wogegen sich Roglics Helfer zurückhalten konnten. Für größte Aufregung sorgte dann ein Sturz im Feld auf einer bergabführenden schmalen Passage rund 65 Kilometer vor dem Ziel, bei dem das Rote Trikot und mehrere seiner Helfer darunter auch Tony Martin, der kurz darauf das Rennen aufgeben musste - sowie Miguel Angel Lopez (Astana) zu Boden gingen.

Movistar nutzte die Möglichkeit und erhöhte nach einem Moment des Zögerns das Tempo im ersten Feld, während die Gruppe Roglic-Lopez einen Rückstand von mehr als einer Minute aufzuholen hatte. Das gelang nach einer kurzen Aufholjagd, vor allem aber auch deshalb, weil sich Valverdes und Quintanas Helfer sich unvermutet und wohl auf Initiative des Weltmeisters aus der Spitze wieder zurückzogen. So waren die meisten der abgehängten Fahrer 50 Kilometer vor dem Ziel wieder im Feld.

Davon profitierte zunächst wieder die Fluchtgruppe, die ihren Vorsprung, der zwischenzeitlich auf unter eine Minute zurückgegangen war, auf 1:40 Minuten ausbauen konnte. Doch der schrumpfte dann schnell wieder, da auf einer Windkante Deceunick - Quick-Step und Bora - hansgrohe das Tempo forcierten, was zu einer erneuten Teilung des Feldes sorgte.

25 Kilometer vor dem Ziel attackierte Cavagna seine Begleiter und hielt in der Folge einen Vorsprung von mehr als einer Minute auf das Feld und 20 Sekunden auf seine ehemaligen Begleiter. Arndt und Craddock sowie kurz Armirail machten sich auf den letzten sechs Kilometer in einem nicht kategorisierten kürzeren Anstieg auf die Verfolgung des Franzosen, wurden aber auf den letzten zwei Kilometern vom Feld wieder eingefangen.

An Cavagna dagegen bissen sich die Verfolger die Zähne aus. Auf dem ansteigenden, teils über Kopfsteinpflaster führenden Schlusskilometer durch die Altstadt von Toledo behauptete der Ausreißer seinen knappen Vorsprung. Er kämpfte sich über die letzte steile Rampe mit letzter Kraft ins Ziel. Bennett erwies sich ein weiteres Mal als der beste Sprinter dieser Vuelta. Mit seinem Antritt auf den letzten Metern blieb ihm aber wie schon in Guadalajara nur Rang zwei.

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.11.2019Uran sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) – Ein Vierteljahr nach seinem schweren Sturz bei der Vuelta a Espana hat Rigoberto Uran (EF Education First) wieder mit dem Straßentraining begonnen. Am Samstag stellte der Kolumbianer auf Tw

19.09.2019Evenepoel ist für Lefevere ein Medaillenkandidat

(rsn) - Im WM-Zeitfahren der Männer tritt das belgische Team mit Stundenweltrekorder Victor Campenaerts (Lotto Soudal) und Europameister Remco Evenepoel an. Deceuninck-Team-Manager Patrick Lefevere t

18.09.2019Sieht wohl schlimmer aus, als es ist: Martin sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) - Tony Martin will am Sonntag in der neuen Mixed Staffel die erste WM-Medaille für Deutschland bei den Titelkämpfen von Yorkshire erringen. Davon wird ihn auch sein Sturz am Freitag, dem 13. S

17.09.2019Podcast: Das Vuelta-Fazit

Auch die dritte Grand Tour des Radsportjahres ist vorüber. Und Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat es endlich geschafft. Nachdem er schon beim Giro lange vorne mitmischte, sich am Ende auch selbst etwa

16.09.2019Kann Jumbo - Visma bei der Tour Team Ineos schlagen?

(rsn) - Gibt es nach fünf Siegen in Folge bei der Tour de France endlich einen ernsthaften Konkurrenten für das Team Ineos? Die Briten nahmen seit 2012 insgesamt sieben Mal das oberste Treppchen auf

15.09.2019Highlight-Video der Vuelta-Schlussetappe

(rsn) - Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der 74. Vuelta a Espana seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Niederländische Meister entschied die 21. Etappe über 106 Kilometer

15.09.2019Roglic und Jakobsen feiern die größten Siege ihrer Karrieren

(rsn) - Nachdem er die Ziellinie in Madrid erreicht hatte, konnte Primoz Roglic (Jumbo Visma) befreit lachen. Nachdem er bei der Vuelta a Espana drei Wochen lang sehr konzentriert und ernst gewirkt ha

15.09.2019Jakobsen gewinnt Schlussetappe, Roglic feiert Gesamtsieg

(rsn) - Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der 74. Vuelta a Espana seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Niederländische Meister entschied die 21. Etappe über 106 Kilometer

15.09.2019Valverde wird auch ohne Mann im Ohr Gesamtzweiter

(rsn) - Auch wenn es nicht zum zweiten Gesamtsieg nach 2009 reichen wird, so kann Alejandro Valverde (Movistar) mit dem Ausgang der 74. Vuelta a Espana zufrieden sein. Erstmals seit 2014 wird der Span

15.09.2019106 Kilometer fehlen Roglic noch zu seinem größten Triumph

(rsn) - Es ist fast geschafft: Auch auf der letzten Bergetappe der 74. Vuelta a Espana hat Primoz Roglic (Jumbo - Visma) souverän sein Rotes Trikot verteidigt und steht damit vor dem größten Triump

15.09.2019Bouchard nutzt die Planänderung bei AG2R

(rsn) - Bei der 74. Vuelta a Espana haben die GrandTour-Debütanten groß aufgetrumpft. Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) beendete die letzte dreiwöchige Landesrundfahrt des Jahres nach gleich drei

15.09.2019Abwechslungsreiches Finale im Herzen Spaniens

(rsn) - 21 Etappen über insgesamt 3272,2 Kilometer warten von 24. August bis 15. September bei der 74. Vuelta a Espana auf die Fahrer. Sechs flache Etappen, vier hügelige Tagesabschnitte, neun Berg

Weitere Radsportnachrichten

01.12.2025Alle Etappen im Detail: Die Strecke des Giro d´Italia 2026

(rsn) – Der 109. Giro d´Italia (2.UWT) wird im Mai 2026 über 21 Etappen und 3.459 Kilometer mit 49.150 Höhenmetern führen. Vom Grande Partenza in Bulgarien führen die ersten drei Teilstücke du

01.12.2025Finestre und Nevegal-Bergzeitfahren sollen Frauen-Giro 2026 entscheiden

(rsn) – Der 37. Giro d´Italia Women (2.WWT) wird über neun Etappen mit 1.153,7 Kilometer sowie 12.500 Höhenmetern führen und als Highlight den Colle delle Finestre bereithalten. Die Italien-Rund

01.12.2025Frühe Freiheiten und dann den Kapitänen ein verlässlicher Helfer

(rsn) – Sein zweites Dienstjahr bei Lidl – Trek begann für Patrick Konrad mit starken Ergebnissen bei den ersten Rennen sehr gut, ehe der Niederösterreicher in die Helferrolle wechselte und auc

01.12.2025Drei Jahre nach Unfalltod: Gedenkstein für Rebellin enthüllt

(rsn) – Am 30. November 2022 kam Davide Rebellin bei einer Trainingsausfahrt ums Leben. Der 51-jährige Italiener, der erst kurz zuvor seine Karriere beendet hatte, war in Montebello Vicentino von e

01.12.2025Girmay: Mit “großartigem Teamgeist die größten Rennen gewinnen“

(rsn) – Der künftig mit einer Schweizer Lizenz ausgestattete Zweitdivisionär NSN kann den ersten Top-Transfer vermelden. Wie der Nachfolger von Israel – Premier Tech mitteilte, hat Biniam Girmay

01.12.2025Sauerland-Rundfahrt plant für 2026 schweren Parcours und Zeitfahren

(rsn) – Mit dem Aufstieg des Bundesliga-Klassikers Sauerland-Rundfahrt zum mehrtägigen UCI-Event hat Deutschland im kommenden Jahr neben der Lidl Deutschland Tour (2.Pro) endlich wieder ein zweites

01.12.2025Auch ohne Risiko eine Saison mit vielen positiven Momenten

(rsn) - Oliver Mattheis (Bike Aid) kann auf eine Saison zurückblicken, die für ihn viele positive Momente bereithielt. Von Ruanda im Februar bis zur Europameisterschaft im Oktober präsentierte er

01.12.2025Van Aerts Cross-Programm: Acht Rennen, keine WM

(rsn) – Wenige Tage, nachdem Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sein Cross-Programm dieses Winters präsentiert hat, veröffentlichte Visma - Lease a Bike auch den Terminkalender von Wou

01.12.2025Girmay wechselt zum Israel-Nachfolger NSN

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

01.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

01.12.2025U23-Champions, Bahnasse und eine Skilangläuferin

(rsn) – 56 Frauen haben mit dem neuen, für beide Geschlechter einheitlichen Punktesystem den Sprung in die RSN-Jahresrangliste 2025 geschafft. Wir stellen sie alle in den letzten Wochen des Jahres

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)