Transfer-Analyse

Degenkolb-Wechsel macht alle Parteien glücklich

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John Degenkolb, ab 2020 im Trikot von Lotto Soudal | Foto: Cor Vos

22.08.2019  |  (rsn) - Seit dem 1. August ist der Transfermarkt im Radsport geöffnet und einige große Wechsel wurden bereits bekannt gegeben. Wir schauen uns besonders prominente Transfers näher an und bewerten diese aus Sicht des Fahrers sowie der beteiligten Teams. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?

Teil 12: John Degenkolb (von Trek - Segafredo zu Lotto Soudal)
Sowohl John Degenkolb als auch Trek - Segafredo hatten sich im Vorfeld des dreijährigen Engagements des Oberurselerssicherlich mehr erhofft. Der 30-Jährige erfüllte sich 2018 zwar seinen Traum vom Tour-Etappensieg, bei den Frühjahrsklassikern konnte er aber nicht an seine Traumsaison von 2015 anknüpfen, als er sowohl Mailand - San Remo als auch Paris - Roubaix gewann.

Dass die Teamleitung nicht mehr bedingungslos hinter Degenkolb steht, zeigte sich im Sommer, als diese ihn nicht für die Tour de France nominiert. Zu diesem Zeitpunkt war aber auch schon abzusehen, dass man sich am Ende des Jahres trennen würde.

Mit Edward Theuns, Jasper Stuyven und Mads Pedersen verfügt Trek - Segafredo über drei Fahrer, die in den letzten Jahren vergleichbare Leistungen gebracht haben, im Unterhalt aber deutlich günstiger sein dürften. Mit mehr Freiraum wird das jüngere Trio die Lücke von Degenkolb - in der Form der letzten drei Jahre - einigermaßen kompensieren können. Und durch das freigewordene Budget konnte die Teamleitung dem Hauptsponsor Segafredo den Wunsch einer Verpflichtung von Vincenzo Nibali erfüllen.

Für Lotto Soudal macht eine Verpflichtung von Degenkolb durchaus Sinn. Als belgisches Team stand die Mannschaft von Marc Sergeant häufig im Schatten der nationalen Konkurrenz von Deceuninck - Quick-Step. Dies soll sich durch das Engagement von Degenkolb und Philippe Gilbert nun ändern. Die beiden sollen bei den Klassikern ein starkes Duo bilden, das von Mailand - San Remo bis - Eschborn - Frankfurt um die Siege mitfahren kann.

Mit Sprinter Caleb Ewan und Hügelspezialist Tim Wellens kommen noch zwei starke Fahrer dazu, so dass Lotto Soudal künftig bei allen Eintagesrennen einen absoluten Siegkandidaten an den Start schicken kann. Der Abgang von Tiesj Benoot (zu Sunweb) dürfte somit mehr als nur kompensiert sein. Nur der Verlust des nach Sturz bei der Polen-Rundfahrt gestorbenen Hoffnungsträgers Bjorg Lambrecht wiegt menschlich und sportlich schwer. Mit ihm hätte Lotto Soudal zum großen Dominator der Frühjahrsklassiker aufsteigen können.

Mit Ewan verfügt Lotto Soudal schon über einen starken Sprinter, der bei der Tour de France drei Etappen gewann. Aufgrund des mehrgleisigen Rennprogramms werden sich der Australier und Degenkolb aber wohl nicht in die Quere kommen - außer vielleicht bei Mailand - San Remo, das beiden am Herzen liegt. Dazu sind Degenkolbs Tour-Chancen intakt, denn Lotto Soudal wird aus Ermangelung an Klassementfahrern alles auf Etappensiege setzen. Da kann Degenkolb im Sprintzug helfen oder als Ausreißer seine Chance suchen.

Für Degenkolb könnte der Wechsel zu Lotto Soudal auch eine Art Neuanfgang darstellen. Bei Trek - Segafredo war er als Nachfolger von Fabian Cancellara verpflichtet worden. Die Erwartungshaltung war entsprechend groß. Bei Lotto Soudal war man in den letzten Jahren hingegen bei den Frühjahrsklassikern nicht gerade von Erfolgen verwöhnt, zudem wird sich die Last wie bereits erwähnt auf mehrere Schultern verteilen. Das wird Degenkolb Druck nehmen - und Lotto Soudal kann mehrere Karten spielen, was größere taktische Möglichkeiten bringen wird. Letztlich werden alle Parteien zum aktuellen Stand mit dem Transfer zufrieden sein.

 

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