Die Aufgebote der Tour-Teams

Movistar: Aus den Fehlern mit dem Dreizack gelernt?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Movistar: Aus den Fehlern mit dem Dreizack gelernt?"
Nairo Quintana (Movistar) | Foto: Cor Vos

02.07.2019  |  (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.

Movistar Team

Rückblick 2018: Mit Nairo Quintana, Mikel Landa und Alejandro Valverde schickte Movistar gleich drei Kandidaten auf den Gesamtsieg zur Tour. Was auf dem Papier nach verheißungsvoller Offensive klang, entpuppte sich in der Realität eher als Rohrkrepierer. Keiner aus dem Trio zeigte während der Tour die nötige Konstanz, außerdem agierte die spanische Equipe taktisch viel zu zaghaft und vorhersehbar. Am Ende erzielte Landa als Siebter das beste Resultat, Quintana und Valverde erreichten die Plätze zehn und 14. Zumindest gelang Quintana in Saint-Lary-Soulan ein Etappensieg, einen Tag später brachte ihn ein Sturz jedoch um ein besseres Resultat in der Gesamtwertung. Allen in allen blieb es ein enttäuschender Tour-Auftritt.

Aufgebot 2019: Andrey Amador, Imanol Erviti, Mikel Landa, Nelson Oliveira, Nairo Quintana, Marc Soler, Alejandro Valverde, Carlos Verona

Aussichten: Movistar schickt zwar erneut ein Team um Landa, Quintana und Valverde an den Start. Die Rollenverteilung dürfte aber eine andere zu sein: Durch den Giro-Start von Landa (Platz vier in der Gesamtwertung) scheint es zunächst naheliegend, dass Quintana die Tour als Kapitän angeht. Das Team äußerte sich zur Hierarchie allerdings nicht. Nur Weltmeister Valverde stellt sich nach eigener Aussage dieses Mal in den Dienst seiner beiden Kollegen. 

Quintanas Auftritt beim Critérium du Dauphiné Mitte Juni gab allerdings nur wenig Zuversicht für seinen Tour-Auftritt. Der Kolumbianer war bei der Tour-Generalprobe deutlich von seiner Bestform entfernt, verlor auf den Bergetappen den Kontakt zur Konkurrenz und landete am Ende auf einem enttäuschenden neunten Gesamtrang. Derzeit scheint der 29-Jährige nicht an sein früheres Niveau anknüpfen zu können, als er bei der Tour 2013 und 2015 Platz zwei erreichte und 2014 und 2016 jeweils den Giro d’Italia und die Vuelta a Espana gewann. Zudem wirkt Quintana zunehmend konservativer in seiner Fahrweise. Dass ihm öffentlich keine Kapitänsrolle zugesprochen wird, zeugt außerdem nicht unbedingt von riesigem Vertrauen von Seiten der Teamleitung. Möglicherweise ist es sogar seine letzte Tour für Movistar, sein Vertrag läuft aus und derzeit gibt kaum Anzeichen für eine Verlängerung.

Bei Landa müssen die Belastungen aus dem Giro d’Italia berücksichtigt werden, zumindest bewies der Spanier mit Platz vier bei der Tour 2017, dass er auch nach einem Giro-Start vorne mitmischen kann. Landa ist allerdings auch immer ein Kandidat für einen schlechten Tag.

Die beste Form in der Vorbereitung zeigte Valverde, der sich in seiner Heimatstadt Murcia zum spanischen Straßenmeister kürte und eine Etappe sowie die Gesamtwertung der La Route d'Occitanie in Frankreich gewann. Ein ernsthafter Anwärter auf eine Spitzenplatzierung bei der Tour kann der 39-Jährige aber eigentlich nicht mehr sein.

Dabei ist das Movistar-Aufgebot mit loyalen und bewährten Helfern optimal für Grand-Tour-Ambitionen zusammengestellt. Da wären Andrey Amador und Carlos Verona als erfahrene Kräfte für bergiges Terrain, Amador gehörte zuletzt beim Giro d’Italia zum siegreichen Team um Richard Carapaz. Nelson Oliveira ist vor allem aufgrund seiner guten Zeitfahrqualitäten regelmäßig in den Grand-Tour-Aufgeboten von Movistar vertreten und Marc Soler verbindet als idealer Helfer für eine dreiwöchige Landesrundfahrt gute Zeitfahrqualitäten mit Kletterfähigkeiten. Bei der Tour de Suisse zeigte sich Soler mit Platz zwölf in ordentlicher Verfassung für die anstehende Tour. Das Aufgebot rundet der 35-jährige Imanol Erviti ab, der als verlängerter Arm der Teamleitung unterwegs als Capitaine de Route fungiert.

Fazit: Movistar ist in seiner Ausrichtung noch ein Rätsel. Das Aufgebot ist stark besetzt, ausgerechnet die Kapitäne aber geben Grund zum Zweifel. In der Form zwischen 2013 und 2016 wäre Quintana sicherlich einer der großen Favoriten gewesen, aktuell kommt er für diesen Status allerdings nicht infrage. Landa fehlt hingegen oft die Konstanz, Valverde dürfte mittlerweile tatsächlich zu alt sein. Fraglich ist ohnehin, ob Movistar in seiner Strategie und Taktik aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hat.

Eckdaten:
Land: Spanien
Hauptsponsor: Movistar
Branche: Mobilfunkanbieter
Teamchef: Eusebio Unzue
Radausrüster: Canyon

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.07.2019Team Ineos: Topfavorit mit kleinen Abstrichen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019AG2R La Mondiale: Alle Kräfte für Bardet

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Arkea - Samsic: Barguil als Hoffnungsträger

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019EF Education First: Erwischt Uran wieder ein gutes Jahr?

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Bahrain - Merida: Rätselraten um Nibalis Ambitionen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Dimension Data: Mit Erfahrung zum Erfolg?

Team Dimension Data Rückblick 2018: Für die Mannschaft von Teamchef Douglas Ryder war es eine Tour zum Vergessen. Sprinter Mark Cavendish zeigte sich außer Form und beendete nur eine Etappe unter d

03.07.2019CCC Team: Nichts zu verlieren

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Total Direct Energie: Alle für einen, einer für alle

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Bora - hansgrohe: Bereit für weitere Großtaten

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Mitchelton - Scott: Besser gerüstet als im Vorjahr

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Trek - Segafredo: Bedenken um Hoffnungsträger Porte

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

04.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

04.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

04.05.2024Uijtdebroeks: Jetzt muss er sich beweisen, oder doch nicht?

(rsn) – Selten dürfte der Auftritt eines jungen Belgiers bei seinem Giro-Debüt von den deutschen Fans so interessiert verfolgt werden, wie in diesem Jahr der  von Cian Uijtdebroeks. Klar, als Rem

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)