Die Aufgebote der Tour-Teams

EF Education First: Erwischt Uran wieder ein gutes Jahr?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "EF Education First: Erwischt Uran wieder ein gutes Jahr? "
Das Team EF Education First um Rigoberto Uran (vorne) | Foto: Cor Vos

03.07.2019  |  (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.

EF Education First

Rückblick 2018: 2017 beendete Rigoberto Uran die Tour de France sensationell auf Platz zwei, eine Bestätigung des Ergebnisse gelang dem Kolumbianer ein Jahr später allerdings nicht: Uran kam zunächst während der Etappe über Kopfsteinpflaster nach Roubaix zu Fall und musste aufgrund der anhaltenden Schmerzen drei Tage später in den Alpen das Rennen aufgeben. Ohne ihren Kapitän war von der Mannschaft, abgesehen von ein paar erfolglosen Fluchtbeteiligungen, nicht mehr viel zu sehen. Pierre Rolland erreichte als bestplatzierter Fahrer Rang 27 in Paris. Für Schlagzeilen sorgte vor allem Lawson Craddock, der sich nach schwerem Sturz auf der 1. Etappe drei Wochen lang mit gebrochener Schulter durch Frankreich quälte. Die Publicity für diese Leistung kann man durchaus als fragwürdig ansehen.

Aufgebot 2019: Alberto Bettiol, Simon Clarke, Tejay van Garderen, Tanel Kangert, Sebastian Langeveld Tom Scully, Rigoberto Uran, Michael Woods

Aussichten: Der mittlerweile 32-jährige Uran führt auch diesmal das Aufgebot des Teams an, das insgesamt aber deutlich stärker und breiter aufgestellt ist. Mit Tejay van Garderen und Michael Woods finden sich zwei weitere gute Klassementfahrer als Unterstützung oder Alternative im Kader. Zumal Uran oft eine Wundertüte ist: Gute und schwache Auftritte bei Grand Tours wechseln sich bei ihm regelmäßig ab – der Serie nach wäre für diese Tour wieder ein gutes Ergebnis an der Reihe. Im aktuellen Kalenderjahr kommt der Kolumbianer nach einem Schlüsselbeinbruch im März allerdings erst auf 19 Renntage. Etwas überraschend schickte ihn die Teamleitung daher kurz vor der Tour zur kürzeren und mäßig besetzten La Route d'Occitanie statt zum Critérium du Dauphiné oder der Tour de Suisse. Den letzten Härtetest vor der Frankreich-Rundfahrt beendete Uran immerhin als Gesamtdritter.

Deutlich besser in der Vorbereitung präsentierte sich van Garderen, der beim Critérium du Dauphiné einen guten Eindruck hinterließ und die Rundfahrt auf Gesamtrang zwei beendete. Der US-Amerikaner gilt als starker Zeitfahrer und erreichte bereits zweimal Platz fünf bei der Tour (2012, 2014). In den Folgejahren haderte er aber immer wieder mit dem Pech und fehlender Konstanz bei dreiwöchigen Landesrundfahrten. Vor der Tour bekundete er daher mehrmals, er sei vor allem als Unterstützer für Uran dabei. Insgesamt dürfte dem Kolumbianer die bergige Route besser liegen als van Garderen. Allerdings zählen beide zu den konservativen und weniger explosiven Fahrertypen und könnten bei regelmäßigen Angriffen auf Bergetappen Probleme bekommen. Möglicherweise lässt EF Education First Uran und van Garderen zunächst als gleichwertige Optionen für die Gesamtwertung antreten. Im Optimalfall liegen beide nach dem Zeitfahren in Pau (13. Etappe) noch weit vorne im Klassement.

Für Woods ist es die Premiere in Frankreich. Dem Kanadier kommt eher die Rolle des Etappenjägers zu. Beim Critérium du Dauphiné zeigte sich Woods bereits in Fluchtgruppen aktiv, möglicherweise ein Indikator für seinen Auftritt bei der Tour. Seine Eignung für schwere Bergetappen bewies der WM-Dritte von Innsbruck mit einem Etappensieg und Gesamtrang sieben bei der Vuelta a Espana.

Der Rest des Teams ist auf die Ambitionen mit Uran, van Garderen und Woods zugeschnitten. Tanel Kangert ist als Helfer für das Hochgebirge vorgesehen und kommt direkt aus einer Rennpause nach dem Giro d’Italia (Platz 18 in der Gesamtwertung) zur Tour. Alberto Bettiol, im Frühjahr Sensationssieger bei der Flandern-Rundfahrt, und Sebastian Langeveld sind auf welligem Terrain als Unterstützer gefragt, Simon Clarke gilt als verlängerter Arm der Sportlichen Leitung und erfahrender Capitaine de Route. Bei den vielen potenziellen Teilstücken für Fluchtgruppen sind Bettiol und Langeveld auch auf Etappen mit Klassikerprofil zu beachten.

Den letzten freien Platz im Aufgebot bekam der Australier Tom Scully, der als kräftiger und robuster Fahrer die Kapitäne Uran und van Garderen aus den Schwierigkeiten der ersten Woche heraushalten soll. Entscheidend für seine Nominierung waren aber wahrscheinlich seine guten Zeitfahrqualitäten. Zuletzt landete Scully auf Platz vier im 19,2 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr bei der Tour de Suisse. So verrät EF Education First auch seine Ambitionen für das Mannschaftszeitfahren der 2. Etappe in Brüssel: Mit Scully und van Garderen als Anführer für diesen Tag sowie Uran und Bettiol als weitere passable Zeitfahrer ist das Team ein ernsthafter Anwärter für die vorderen Plätze.

Fazit: EF Education First geht mit klarem Fokus auf die Gesamtwertung in die Tour. Allerdings waren Uran und van Garderen in der Vergangenheit häufig Wackelkandidaten. Erreichen beide bei der Tour aber die nötige Konstanz und Form, ist eine Top-fünf-Platzierung drin. Aus Fluchtgruppen heraus wird Woods die Tour beleben und in die eine oder andere aussichtsreiche Situation um einen Etappensieg kommen. Auch Bettiol und Langeveld sind in der Hinsicht zu beachten. Insgesamt ist das Aufgebot sinnvoll zusammengestellt und vor allem im Mannschaftszeitfahren zu beachten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.07.2019Team Ineos: Topfavorit mit kleinen Abstrichen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019AG2R La Mondiale: Alle Kräfte für Bardet

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Arkea - Samsic: Barguil als Hoffnungsträger

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Bahrain - Merida: Rätselraten um Nibalis Ambitionen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Dimension Data: Mit Erfahrung zum Erfolg?

Team Dimension Data Rückblick 2018: Für die Mannschaft von Teamchef Douglas Ryder war es eine Tour zum Vergessen. Sprinter Mark Cavendish zeigte sich außer Form und beendete nur eine Etappe unter d

03.07.2019CCC Team: Nichts zu verlieren

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Total Direct Energie: Alle für einen, einer für alle

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Bora - hansgrohe: Bereit für weitere Großtaten

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Mitchelton - Scott: Besser gerüstet als im Vorjahr

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Trek - Segafredo: Bedenken um Hoffnungsträger Porte

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Movistar: Aus den Fehlern mit dem Dreizack gelernt?

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.2024Lutsenko und Cattaneo in der Romandie ausgestiegen

(rsn) – Ohne Alexej Lutsenko (Astana Qazaqstan) wird am Donnerstag die  77. Tour de Romandie fortgesetzt. Wie sein Team mitteilte, ist der Kasachische Meister, der zuletzt den Giro d´Abruzzo gewan

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Synchroner Jubel auf Platz eins und zwei, dahinter kollektiver Ärger: Decathlon – AG2R La Mondiale hat durch Dorian Godon und Andrea Vendrame auf der 1. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Bahn WM 2025 zum zweiten Mal nach Südamerika vergeben

(rsn) - Wie der Weltradsportverband UCI am Mittwoch bekanntgab, werden die Bahnweltmeisterschaften vom 15. bis zum 19. Oktober im Velódromo Peñalolén in Santiago de Chile stattfinden. Zunächst hat

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge mit Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten. Außerdem gab der deutsche WorldTo

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)