Giro: Nibali jetzt Zweiter hinter Carapaz

Ciccone zittert sich in Ponte di Legno zum Sieg

Foto zu dem Text "Ciccone zittert sich in Ponte di Legno zum Sieg"
Giulio Ciccone (Trek - Segafredo) bejubelt seinen Sieg auf der 16. Etappe des Giro d’Italia. | Foto: Cor Vos

28.05.2019  |  (rsn) - Mit einer famosen Leistung hat Giulio Ciccone (Trek - Segafredo) auf der 16. Etappe des Giro d’Italia nicht nur seine Führung in der Bergwertung weiter ausgebaut, sondern sich auch seinen zweiten Tagessieg nach 2016 geholt. Schlotternd vor Kälte und Nässe rang der 24-Jährige über 194 Kilometer von Lovere nach Ponte di Legno im Sprint zweier Ausreißer den Tschechen Jan Hirt (Astana) nieder. Dritter wurde mit 1:20 Minuten sein Landsmann Fausto Masnada (Androni - Sidermec), der ebenfalls in der großen Gruppe des Tages dabei war, die sich schon früh vom Feld abgesetzt hatte.

"Ich habe jetzt zwei Jahre auf diesen Sieg gewartet. Ich habe meine Freude auf der Ziellinie herausgeschrien, weil es mit der Kälte und dem Regen ein komplizierter Tag war. Jan Hirt wollte nicht kooperieren, deshalb war es im Finale etwas nervös zwischen uns. Aber am Ende bin ich mit allem zufrieden“, kommentierte Ciccone seinen Coup, den er zudem noch mit 58 weiteren Bergpunkten anreicherte.

Vergeblich war dagegen die Aufholjagd der Favoriten. 1:41 Minuten hinter Ciccone sicherte sich Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) den vierten Platz vor Hugh Carthy (EF Education First) und Richard Carapaz (Movistar), souverän sein Rosa Trikot behauptete. Einen weiteren Rückschlag im Kampf um den Gesamtsieg hinnehmen musste dagegen Primoz Roglic (Jumbo Visma), der am Mortirolo einer Attacke von Nibali nicht folgen konnte und letztlich mit 3:03 Minuten Rückstand auf den Etappengewinner als Fünfzehnter hinter den zeitgleichen Bauke Mollema (Trek - Segafredo), Mikel Nieve und Simon Yates (beide Mitchelton - Scott) das Ziel erreichte.

Wichtiger war aber der Rückstand auf die Carapaz-Nibali-Gruppe, der schließlich 1:23 Minuten betrug. Damit fiel Roglic vom zweiten auf den dritten Platz der Gesamtwertung zurück und hat mittlerweile 2:09 Minuten Rückstand auf Carapaz, der wiederum unverändert 1:47 Minuten vor Nibali liegt. "Es war ein schwieriger Tag, aber mit Blick auf die Zeit, die wir im Klassement gutgemacht haben, auch ein guter Tag", sagte der 25-jährige Carapaz, der erneut keine Schwäche zeigte.

In Topform präsentierte sich auch der 34-jährige Nibali. Am Mortirolo sorgte er mit seinem Helfer Domenico Pozzovivo dafür, dass Roglic, Rafal Majka (Bora - hansgrohe), Mollema und Yates zurückfielen. “Heute sind wir gegen Roglic gefahren, das hat gut geklappt. Morgen ist Movistar dran“, kündigte Pozzovivo im Ziel gegenüber radsport-news.com weitere Attacken an.

So lief das Rennen:

In der 21 Fahrer starken Spitzengruppe, die sich bereits nach wenigen Kilometern formierte, hatten die Teams aller Favoriten mindestens einen Helfer entsandt. Astana war mit Pello Bilbao, Jan Hirt und Davide Villella sogar dreifach vertreten. Dazu kamen Damiano Caruso, Antonio Nibali (beide Bahrain - Merida), Andrej Amador (Movistar), Koen Bouwman (Jumbo - Visma), Michael Schwarzmann (Bora - hansgrohe), Nate Brown, Joe Dombrowski (EF Education First), Christopher Juul Jensen, Mikel Nieve (Mitchelton - Scott), Fausto Masnada, Mattia Cattaneo (beide Androni - Sidermec), Francois Bidard (AG2R La Mondiale), Diego Ulissi (UAE Team Emirates), Jai Hindley (Sunweb), Lukasz Owsian, Francisco Ventoso (CCC Team), Mikkel Honoré (Deceuninck - Quick-Step) sowie Ciccone.

Der Italiener holte sich im Blauen Trikot dann auch nach 89 Kilometern in Cevo den ersten der drei Bergpreise des Tages. Der 10,6 Kilometer lange und im Schnitt sechs Prozent steile Anstieg war anstelle des verschneiten Gaviapasses erstmals ins Programm genommen worden. Die ersten beiden Anstiege der über insgesamt 4.800 Höhenmeter führenden Etappe - Passo della Pesonala und Croce di Salven - waren dagegen nicht kategorisiert.

In der Anfahrt zur zweiten Bergwertung des Tages konnten die Ausreißer ihren Vorsprung auf das von Movistar angeführte Feld auf rund 5:30 Minuten ausbauen. In Aprica gewann Ciccone auch den nächsten Bergpreis, ehe in der Abfahrt Ventoso eine Attacke fuhr, die aber noch vor dem Mortirolo vereitelt war. Den zwölf Kilometer langen und elf Prozent steilen Scharfrichter des Tages nahm die Spitze sogar fast sechs Minuten vor dem Feld in Angriff. Bereits im unteren, steilen Teil der Steigung verkleinerte sich die große Gruppe auf Ciccone, Caruso, Hirt, Nieve und Masnada, wobei der Italiener kurz darauf den Anschluss verlor.

Dahinter kontrollierte zunächst Movistar im einsetzenden Regen das Geschehen, ehe Pozzovivo mit Nibali am Hinterrad das Tempo erhöhte, wodurch sich die Verfolgergruppe schnell verkleinerte. 34 Kilometer vor dem Ziel griff der zweimalige Giro-Sieger schließlich an und riss eine Lücke. Nur Hugh Carthy (EF Education First) konnte folgen, wogegen bei den Verfolgern Roglic und Mollema zurückfielen. Drei Kilometer vor dem Gipfel fingen nach einer Tempobeschleunigung Lopez, Landa, Carapaz sowie deren Helfer Hector Carretero den Sizilianer wieder ein.

Nibali attackiert am Mortirolo

Auf 1.854 Metern Höhe holte sich knapp 28 Kilometer vor dem Ziel Ciccone auch die letzte Bergwertung und damit 40 Punkte vor Hirt, seinem letzten Begleiter. Lopez zog kurz vor Bergwertung in der Verfolgergruppe an die Spitze und nahm die Abfahrt am Hinterrad von Bilbao mit kleinem Vorsprung in Angriff, gefolgt von Carapaz, Landa und Nibali, die sich im Gegensatz zu Ciccone am Gipfel Regenjacken überzogen. Der Bergkönig hatte die ihm kurz zuvor überreichte Jacke aus den Händen verloren und nahm die Abfahrt bereits vor Kälte schlotternd in Angriff.

An deren Ende übernahm Lopez-Helfer Hirt zunächst aber keine Tempoarbeit mehr, was Ciccone trotz des Vorsprungs von noch gut vier Minuten erzürnte. Bilbao und Lopez erreichten das Tal noch gut 20 Sekunden vor Nibali, Carapaz, Landa, Carthy sowie Amador und Caruso, die ihre Teamkollegen in den Schlepptau nahmen. Die Gruppe um Roglic und Yates wiederum hatte in der Abfahrt etwas Boden auf das Rosa Trikot gut gemacht.

Acht Kilometer vor dem Ziel stellte die Carapaz-Gruppe auf wieder leicht ansteigendem Terrain Lopez und Bilbao, doch das Spitzenduo war bereits zu weit enteilt. Mittlerweile beteiligte sich Hirt wieder an der Führungsarbeit, nachdem er von der Teamleitung offenbar freie Fahrer erhalten hatte. Die wusste der 28-Jährige aber nicht zu nutzen, stattdessen holte sich der bibbernde Ciccone in einer letzten Kraftanstrengung im Sprint seinen zweiten Giro-Etappensieg nach 2016.

Knapp vor der Carapaz-Gruppe erreichte noch Masnada das Ziel, ehe im Sprint der Verfolger sich Nibali den dritten Platz vor Carthy, Carapaz und Landa sicherte. Im Finale büßte Lopez noch 22 Sekunden auf die Favoritengruppe ein, noch härter traf es Roglic, Yates und Mollema, deren Rückstand auf den letzten Kilometern wieder etwas angewachsen war und schließlich 1:23 Minuten auf das Rosa Trikot betrug.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhen-Camp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt im Mai nicht mit seinem Team Visma – Lease a Bike im Höhentr

06.05.2024Pogacar stellt wie im kindlichen Spiel historische Episoden nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert beim 107. Giro d´Italia große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskie

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)