Aufholjagd von Roglics Missgeschick begünstigt

Schnappt Nibali wieder in der letzten Giro-Woche zu?

Foto zu dem Text "Schnappt Nibali wieder in der letzten Giro-Woche zu?"
Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) in der letzten Abfahrt des gestrigen Giro-Tages. | Foto: Cor Vos

27.05.2019  |  (rsn) - Haialarm bei Jumbo - Visma. Erneut wurde beim Giro d'Italia einer ihrer Fahrer Opfer einer Attacke von Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida). Die Bilder vom gestürzten Primoz Roglic auf der 15. Etappe nach Como erinnerten an jene vor drei Jahren, als sich auf der damaligen 19. Etappe der Niederländer Steven Kruijswijk in der Abfahrt vom Colle dell'Agnello sich spektakulär in eine Schneewand verabschiedete.

Während Kruiswijk, der damals das Maglia Rosa trug, seine Hoffnungen auf den Gesamtsieg abschreiben musste, ging für den neuen Leader der niederländischen Equipe die Sache glimpflicher aus. Der leicht im gesicht verletzte Roglic verlor lediglich 40 Sekunden auf die Gruppe mit Nibali und Richard Carapaz (Movistar,  aber einfacher wird seine Ausgangsposition dadurch nicht. 2016 holte sich Nibali den Gesamtsieg und er durfte sich auch nach der gestrigen Etappe als Gewinner fühlen.

Das Finalte führte am Sonntag über Passagen der Lombardei-Rundfahrt, ein Rennen, das Nibali schon zweimal für sich entscheiden konnte. Eine Attacke  war daher erwartet worden, da ihm besonders die engen, verwinkelten Straßen und schmalen Abfahrten entgegenkamen. Zehn Kilometer vor dem Ziel, in der letzten Steigung nach Civiglio, trat Nibali schließlich an und riss erstmals bei diesem Giro eine Lücke zu Roglic.

Carapaz als größter Widersacher?

Von den Problemen seines Kontrahenten, der nach einem Defekt auf das Ersatzrad seines Teamkollegen Antwan Tolhoek wechseln musste und dann in der letzten Abfahrt noch zu Sturz kam, bekam Nibali aber nichts mit: “Ich hatte keine Informationen über Roglic, da ich meine Ohrstöpsel im Finale rausgegeben hatte. Meine vollste Konzentration galt meiner Attacke auf den letzten zehn Kilometer. Es sollte mich keiner Ablenken und so wusste ich nichts von seinen Problemen und erfuhr erst im Zielbereich davon", sagte er.

Auf den drei bisherigen Bergetappen hatte der 34-Jährige nur vier Sekunden auf den Slowenen aufgeholt, in Como waren es – auch bedingt durch den Sturz – mit einem Schlag 40 Sekunden. Gemeinmsan mit Carapaz und Simon Yates (Mitchelton - Scott) erreichte der Sizilianer das Ziel als Sechster, elf Sekunden hinter Sieger Dario Cataldo (Astana).

"Es ist gut", lautete Nibalis schmales Fazit im Ziel: "Die erste Woche war sehr flach und es ging nur darum, Unfälle zu vermeiden. In der zweiten Woche begannen die Anstiege und Roglic zeigte sich sehr solide, ebenso Carapaz. Aber jetzt geht es in die dritte Woche." Im Gesamtklassement liegt er am zweiten Ruhetag auf Platz drei genau eine Minute hinter Roglic, der Rückstand auf Carapaz beträgt unverändert 1:47 Minuten.

Der Ecuadorianer aus dem Team Movistar könnte sogar Nibalis größter Gegenspieler werden – und als lachender Dritter aus der Fehde zwischen Nibali und Roglic bei diesem Giro hervorgehen. Bei der Attacke von Nibali nach Civiglio blieb Carapaz spielend an dessen Hinterrad und ließ sich selbst in der kurzen, technischen Abfahrt zum Zielort nicht abhängen.

Der Mann der letzten Woche?

"Auch Carapaz hat das Zeug für den Gesamtsieg. Das war natürlich auch mein Fehler, wobei ihm natürlich Roglic so viel Platz gegeben hat. Er hat das Amateur-Spiel begonnen, gebremst und die Lücke gelassen. Die anderen sind nachgefahren, dann meinte er ich müsste alleine das Tempo machen. Ich weiß, dass er das Zeitfahren auf seiner Seite hat, aber wenn er meint, dass er den Giro nur gegen mich fahren muss, dann bringen wir wieder mehr Fahrer ins Gespräch“, äußerte sich Nibali nochmals zur Situation auf der 13. Etappe hinauf zum Lago Serru. Danach hatte er die defensive Fahrweise von Roglic kritisiert.

Für einen dritten Gesamtsieg bei der Italien-Rundfahrt wird er auf den verbleibenden Etappen Wege finden müssen, um Carapaz und Roglic in den Bergen deutlich zu distanzieren. Ein Trumpf dabei könnte seine Erfahrung sein, ein anderer die Gewissheit, in der Vergangenheit den Giro jeweils in der letzten Woche entschieden zu haben.

2016 gewann er die Rundfahrt trotz eines Rückstands von 4:43 Minuten vor den letzten beiden Bergetappen, 2013, bei seinem ersten Gesamtsieg, fuhr er mit zwei Etappensiegen in der letzten Woche ebenfalls in einer eigenen Liga. Vier Bergetappen bleiben dem Sizilianer noch, um den Giro erneut zu seinen Gunsten zu wenden.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

20.10.2025Budde, Herrmann und Degenkolb belegen Podiumsplätze

(rsn) – Während im belgischen Ruddervoorde mit der Superprestige die erste der drei großen Serien gestartet wurde, bestritten die deutschen Cross-Athleten ihre Wettkämpfe in Tschechien und Schw

19.10.2025Ausreißer Loland gewinnt Veneto Classic

Zum zweiten Mal in Folge gewann ein Fahrer von Uno-X - Mobility die Veneto Classic (1.Pro). Nach Magnus Cort 2024 siegte dieses Jahr Sakarias Loland. Der 24-jährige Norweger setzte sich im Bergaufspr

19.10.2025Uno-X steigt rechnerisch in die WorldTour auf

(rsn) – Mit 167,42 Punkten Vorsprung auf Cofidis ging Uno-X Mobility in den Schlusstag des Kampfes um den letzten Platz in der WorldTour. Mit dem Sieg von Sakarias Loland sowie Rang sieben von Fred

19.10.2025Tarling holt zweiten Sieg beim Chrono des Nations

(rsn) – Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hat das Chrono des Nations (1.1) im französischen Les Herbiers für sich entschieden. Der 21-Jährige, der bereits 2023 das Rennen gewonnen hatte, bewälti

19.10.2025Glanzvoller Schlusspunkt für van Dijk beim Chrono des Nations

(rsn) – Ellen van Dijk (Lidl – Trek) hat ihre Karriere als Straßenfahrerin mit einem Sieg beendet. Die dreifache Weltmeisterin im Einzelzeitfahren hatte beim Chrono des Nations im französischen

19.10.2025Vanthourenhout sprintet in Ruddervoorde schneller als Nieuwenhuis

(rsn) - Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Altez) hat beim Superprestige-Auftakt in Ruddervoorde einen Heimsieg gefeiert. Im Sprint war er schneller als Joris Nieuwenhuis (Ridley), der lange a

19.10.2025Van Poppel mit “verrücktem Move“ zum Sieg

(rsn) – Danny van Poppel hat zum Abschluss der Tour of Holland (2.1) das Niederländische Meistertrikot nochmal bestmöglich zur Schau gestellt und die 5. Etappe gewonnen. Der 32-Jährige sprang elf

19.10.2025Norbert Riberolle gewinnt Superprestige-Auftakt in Ruddervoorde

(rsn) – Crelan – Corendon hat den Auftakt zur Superprestige dominiert. Marion Norbert Riberolle fuhr in der Vorschlussrunde aus einer Achtergruppe davon, hinter der Belgischen Meisterin wurde dere

19.10.2025Magnier beißt sich durch schweren Tag und holt 5. Etappensieg

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat sich am Schlusstag der Tour of Guangxi (2.UWT) seinen fünften Etappensieg gesichert. Der 21-jährige Franzose kämpfte sich im Etappenverlauf über

19.10.2025Uno-X vs. Cofidis: Finale im Sonntagskrimi ums WorldTour-Ticket

(rsn) – Der Sonntagnachmittag wird zum Relegationskrimi in der WorldTour der Männer werden. Nachdem Uno-X Mobility die Woche auf Rang 19 des UCI-Dreijahresrankings mit 336,42 Punkten Vorsprung auf

19.10.2025Ausblick auf die Cross-Saison 2025/2026

(rsn) – Während zwei der drei deutschen Cyclocross-Rennen der Saison bereits ausgefahren wurden, hat der Cross-Winter noch richtig begonnen. Stars wie Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Alt

19.10.2025Gravel-Sektoren auf Schlussetappe gestrichen

(rsn) - Streckenänderung auf der Schlussetappe der Tour of Holland (2.1). War für den Schlusstag rund um Arnheim ursprünglich ein zehn Mal zu fahrender Rundkurs geplant, der je Umlauf einen knapp z

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine