Tour: Van Avermaet verteidigt clever sein Gelbes Trikot

Alaphilippe schlägt in den Alpen zurück und erlöst die Franzosen

Foto zu dem Text "Alaphilippe schlägt in den Alpen zurück und erlöst die Franzosen "
Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) feiert den Tagessieg auf der 10. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

17.07.2018  |  (rsn) - Bereits vier Kilometer vor dem Ziel reckte Julian Alaphilippe den erhobenen Daumen in die Kameras der Begleitmotorräder und zeigte offen seine Freude. Der Vorsprung war groß genug, der Sieg auf der 10. Etappe der 105. Tour de France zwischen Annecy und Le Grand-Bornand war ihm nicht mehr zu nehmen.

Der Quick-Step-Profi setzte sich auf der ersten Alpenetappe dieser Tour nach insgesamt 158,5 Kilometern überlegen aus einer Spitzengruppe vor Ion Izagirre (Bahrain-Merida / +1:34) und Rein Taaramäe (Direct Energie /+1:40) durch. Es war zugleich der erste französische Erfolg bei dieser Frankreich-Rundfahrt.

Zur Fluchtgruppe gehörte ebenfalls Greg Van Avermaet (BMC), der als Tagesvierter (+1:44) nicht nur das Gelbe Trikot verteidigte, sondern seine Führung in der Gesamtwertung überraschend ausbauen konnte. Die Favoriten um den Gesamtsieg hielten sich nach dem Ruhetag größtenteils zurück. Einige Verlierer gab es dennoch.

"Es gibt eine Menge Emotionen, denn ein Sieg bei der Tour ist nicht einfach. Bei meiner ersten Tour vor zwei Jahren war ich nah dran. Und auf diese Weise zu gewinnen, ist unerwartet. Ich habe keine Worte dafür", sagte Alaphilippe im Ziel zu seinem ersten Tour-Erfolg. Dabei lagen ihm einige Etappen der ersten Tour-Woche vom Papier her besser, doch da "waren die Beine nicht gut genug", fügte der 26-Jährige an. "Ich war nach der Mûr-de-Bretagne enttäuscht, die Ankunft lag mir. Dort habe ich aber gegen stärkere Fahrer verloren. So einfach ist das. Dieser Sieg ist jedoch die beste Art, um zurückzuschlagen", sagte Alaphilippe. Mit 41 Punkten übernahm er zudem die Führung in der Bergwertung.

Van Avermaet mit Gelb-Coup

Auch seine Fluchtgefährten erkannten die Überlegenheit von Alaphilippe an diesem Tag an. "Wir waren zu zweit in der Gruppe und haben uns natürlich mehr erhofft, aber Alaphilippe war in der Abfahrt zu stark. Wir hatten keine Chance", fasste der Etappendritte Taaramäe, der gemeinsam mit seinem Teamkollegen Lilian Calmejane auf Tagessieg fuhr, die Etappe aus seiner Sicht zusammen.

Der andere große Gewinner des Tages war Van Avermaet. Der Belgier sprang in die Gruppe des Tages und verteidigte damit unerwartet einmal mehr sein Gelbes Trikot. "Als wir sieben Minuten Vorsprung hatten, da wusste ich, dass es wieder ein guter Tag für mich werden würde. Ich habe nicht unbedingt daran gedacht, das Gelbe Trikot zu verteidigen, aber man muss die Rennsituationen richtig lesen – das habe ich getan. Ich habe bis zum richtigen Moment gewartet und mich der richtigen Gruppe angeschlossen. So konnte ich mein Trikot einen weiteren Tag verteidigen", sagte Van Avermaet im Ziel.

Im Klassement baute der 33-Jährige seine Gesamtführung durch den Coup auf 2:22 Minuten gegenüber Geraint Thomas (Sky) aus, Alejandro Valverde (Movistar / +3:10) ist neuer Dritter, knapp gefolgt von Jakob Fuglsang (Astana/+3:12), Bob Jungels (Quick-Step Floors / +3:20), sowie den zeitgleichen Chris Froome (Sky), Adam Yates (Mitchelton-Scott) und Mikel Landa (Movistar / alle +3:21)./ Aussichtsreich liegt auch Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida/+3:27) auf Rang neun.

Froomes Sky-Team dominierte im Feld den Großteil der Etappe, die meisten Klassementfahrer rollten 3:23 Minuten hinter dem Tagessieger ins Ziel. Nicht zur Gruppe gehörten dagegen Ilnur Zakarin (Katusha-Alpecin), Rafal Majka (Bora-hansgrohe), Jungels und Bauke Mollema (Trek-Segafredo), die 51 Sekunden später das Etappenziel erreichten. Rigoberto Uran (EF Drapac), Zweiter der vergangenen Tour, beendete den Tag sogar mit 5:59 Minuten Rückstand auf Alaphilippe.

So lief die Etappe...

Nach rund 20 Kilometern und der ersten kleinen Hürde über den Col de Bluffy (4. Kategorie) fanden sich 21 Fahrer in der Fluchtgruppe zusammen, darunter unter anderen Spitzenreiter Van Avermaet, Peter Sagan und Lukas Pöstlberger (Bora-hansgrohe), Robert Gesink (LottoNL-Jumbo), Calmejane sowie Philippe Gilbert und der spätere Sieger Alaphilppe (beide Quick-Step Floors). Sagan sicherte sich den Zwischensprint des Tages und baute damit seine Führung in der Punktewertung aus, kurz darauf im Anstieg zum Col de la Croix-Fry ließ sich der Weltmeister mit seinem Helfer Pöstlberger jedoch zurückfallen.

Rudy Molard (Groupama-FDJ) gewann die Bergwertung am Col de la Croix-Fry (1. Kategorie), Alaphilippe sicherte sich zur Rennhälfte die 20 Punkte als Erster am Plateau des Glières (HC-Kategorie). Nachdem die Gruppe in den Anstiegen auseinandergefallen war, rollten 18 Fahrer in der folgenden Abfahrt und dem Flachstück wieder zusammen. Der Vorsprung pendelte sich bei rund sieben Minuten ein.

Das Finale läutete 32 Kilometer vor dem Ziel der Anstieg zum Col de Romme (1. Kategorie) ein. Die Gruppe zerfiel im vorletzten Berg des Tages erneut. Vorne setzten sich Alaphilippe und Taaramäe ab. Erneut sicherte sich der Franzose am Gipfel die zehn Punkte und schüttelte in der folgenden kurzen Abfahrt zum Col de la Colombière (1. Kategorie) seinen Begleiter ab. Alaphilippe meisterte als Solist die letzte Steigung sowie die abschließende 14 Kilometer lange Abfahrt nach Le Grand-Bornand und fuhr einen ungefährdeten Sieg ein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofftem “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

12.05.2024Buchmann erneut kurz vorm Ziel abgefangen - diesmal von Poels

(rsn) – Wie schon an der ersten Bergankunft beeindruckte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) auch auf der alles entscheidenden 5. Etappe der 45. Tour de Hongrie (2.Pro). Er musste auf den letzten

12.05.2024Highlight-Video der 9. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat auf der 9. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen ersten Tagessieg bei einer Grand Tour gefeiert. Der 22-jährige Niederländer entschied nach 214 Kil

12.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 9. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)