Kommentar

Armstrongs Geschichte ist nicht zu löschen

Von David Geisbüsch

Foto zu dem Text "Armstrongs Geschichte ist nicht zu löschen"
Lance Armstrong - aus der Geschichte des Radsports verschwunden? | Foto: ROTH

22.10.2012  |  (rsn) - Lance Armstrong hat Geschichte geschrieben. Der US-Amerikaner besiegte den Krebs und danach sieben Mal in Folge seine Kontrahenten bei der Tour de France.

Doch seit gestern ist Lance Armstrong nur noch Geschichte – zumindest für den Radsport-Weltverband UCI und die offiziellen Geschichtsbücher des schwersten Rad-Rennens der Welt.

Mit der Aberkennung seiner sieben Tour-Siege verschwindet der Texaner aus den Annalen des Radsports. So sieht es Pat McQuaid. „Armstrong verdient es, vergessen zu werden“, sagte der UCI-Chef  im Rahmen der Pressekonferenz in Genf mit ernstem Blick.

Sicher: Armstrongs Schuld scheint eindeutig, erdrückend und kaum zu leugnen – auch wenn der US-Amerikaner weiterhin darauf pocht, nie positiv getestet und verurteilt worden zu sein.

Natürlich trägt Armstrong nach den neuesten Erkenntnissen und Aussagen der Kronzeugen einen Löwenanteil Mitschuld an der Entwicklung des Welt-Radsports und der Doping-Problematik.

Aber Armstrong ist nicht der Alleinschuldige. Und der einstige Saubermann war in den Jahren seiner Siege gewiss nicht besser „vorbereitet“ als seine Konkurrenten. Eine Tour de France gewinnt man nicht im Hinterzimmer der UCI, nicht durch einen Eintrag auf der Ehrentafel, sondern einzig und allein auf der Straße.

Und dort sind – wie Armstrong zuletzt betonte – alle die identischen Berge mit identischen Steigungsgraden hinaufgeklettert. Auch für Armstrong gab es keine Abkürzungen.

Kurzum: In der Ära Armstrong herrschte " Waffengleichheit" – wenn auch mit krimineller Energie auf allen Seiten. Armstrong aus den Geschichtsbüchern zu streichen, mag den eitlen und unnahbaren Texaner schmerzen, seine heroischen Siege geraten aber nicht in Vergessenheit.

Zu einprägend waren die Erlebnisse für Millionen von Fans. Zu vielen Menschen gab Armstrong Hoffnung – auch durch seine Krebsstiftung „Livestrong“. Dass die Märchengeschichte nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, war längst abzusehen.

Auch UCI-Präsident McQuaid wird akzeptieren müssen, dass Geschichte nicht im Nachhinein verändert werden kann, sondern in der Gegenwart gemacht wird.

Und dieses Pfund kann Armstrong kein Gericht der Welt nehmen.

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