RSNplusWorldTeams 2024: Bora - hansgrohe

Mit Roglic zum Toursieg?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Mit Roglic zum Toursieg?"
Bora - hansgrohe im Trainingslager auf Mallorca | Foto: Matthis Waetzel

12.01.2024  |  (rsn) – Vor zwei Jahren verpflichtete Bora – hansgrohe Jai Hindley, Aleksandr Vlasov und Sergio Higuita. Team-Manager Ralph Denk hatte seinem Rennstall einen Richtungswechsel hin zu den großen Rundfahrten verordnet. Der Plan ging prompt auf: Hindley gewann den Giro d’Italia, Vlasov wurde Fünfter der Tour und Sieger der Tour de Romandie (2.UWT), Higuita entschied die Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) für sich.

Doch in der Saison 2023 blieben die ganz großen Erfolge aus. Hindley beendete nach starkem Beginn und einem Etappensieg die Tour auf Rang sieben, Vlasov wurde bei der Vuelta a Espana ebenfalls Siebter. Bora – hansgrohe gelang zudem kein Gesamtsieg bei einem WorldTour-Rennen. Für 2024 musste sich etwas ändern.

Licht aus, Spot an! Die Bühne betrat: Primoz Roglic. Der Slowene soll neuen Schwung ins deutsche Vorzeigeteam bringen und mit ihm scheint der Erfolg vorprogrammiert. Seit 2019 hat Roglic nur in einem Jahr keine Grand Tour für sich entschieden, dafür stand er in jener Saison bei zwei anderen WorldTour-Rundfahrten auf dem obersten Podest. Seit er 2017 in die Weltspitze vorgestoßen ist, leistete Roglic sich kein einziges schwaches Jahr.

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Neben Peter Sagan, der von 2017 bis 2021 für die Raublinger antrat, ist Roglic zweifellos der größte Star, den Bora – hansgrohe je in seinen Reihen hatte. Doch der mittlerweile 34-Jährige ist nicht die einzige Verstärkung für die Rundfahrerfraktion, mit Daniel Felipe Martinez stieß ein weiterer starker Kletterer zur Mannschaft. Der Kolumbianer soll beim Giro d’Italia die Lücke füllen, die der plötzliche Abgang von Cian Uijtdebroeks hinterlassen hat.

Der junge Belgier sorgte für die größte Soap dieser Transferperiode, war bei Bora - hansgrohe aber nicht der einzige sportlich schmerzhafte Abgang. Mit Nils Politt (UAE Team Emirates) packte der Klassikerkapitän der vergangenen Jahre seine Sachen. Ersatz für diese Position wurde nicht gesucht. Dagegen soll der Australier Sam Welsford die Rolle als neuer Sprintkapitän übernehmen, die zuvor der zu Decathlon – AG2R La Mondiale abgewanderte Sam Bennett innehatte.

Sergio Higuita (links), Aleksandr Vlasov und Jai Hindley (rechts) kamen 2022 gemeinsam zu Bora - hansgrohe und rutschen nach der Verpflichtung von Primoz Roglic in die zweite Reihe. | Foto: Cor Vos

Es wird weiterhin Deutsch gesprochen

Mit Routinier Patrick Konrad (Lidl – Trek) verlässt ein weiterer deutschsprachiger Fahre das Team. Das Kontingent der Österreicher wurde durch Neo-Profi Alexander Hajek aufgefüllt. Nach einem U23-Jahr bei Hagens Bermans kehrt der ehemalige Junioren-Weltmeister Emil Herzog zurück ins Bora-System. Die langfristigen Erwartungen an das Toptalent sind hoch. Die deutschen Hoffnungen ruhen inzwischen auch auf Florian Lipowitz, der in seinem ersten Jahr als Berufsradfahrer überzeugte und seine ersten beiden UCI-Siege feierte.

Doch die deutschen Stars sind andere. Lennard Kämna darf nach seinem neunten Platz im Vorjahr beim Giro an der Seite von Martinez einen zweiten Anlauf auf eine Topplatzierung bei einer Grand Tour wagen. Nach zwei von Verletzungen und Krankheiten geprägten Saisons hofft auch Maximilian Schachmann den Weg zurück in die Weltelite zu finden. Der 30-Jährige könnte bei den Ardennenklassikern eine wichtige Rolle einnehmen.

Der Top-Transfer 2024:
Roglic kam, sah und wurde gleich zum uneingeschränkten Kapitän seines neuen Arbeitgebers. Mit ihm will Bora – hansgrohe die Tour de France gewinnen. In diesem Ziel liegt allerdings auch ein großes Risiko, denn zuletzt war er Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und seinem ehemaligen Teamkollegen Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) nicht mehr gewachsen. Dass der ehemalige Skispringer nach seinem Abgang vom besten Rundfahrerteam der Welt zum Weltranglistenzehnten aus Deutschland noch mal einen Sprung nach vorn macht und seine jüngeren Konkurrenten 2024 schlagen kann, scheint eher unwahrscheinlich.

In der Vergangenheit zeichnete sich Roglic dadurch aus, dass er auch bei einwöchigen Rundfahrten abräumte. Sollte er die Tour de Suisse noch gewinnen können, wäre er der erste Radprofi, der die sieben WorldTour-Rundfahrten für sich entscheiden konnte. Dies strebt er zumindest für 2024 nicht an. Doch ein oder am liebsten mehrere Siege bei einwöchigen Mehretappenrennen wären wichtig, um Druck von sich selbst und seiner Mannschaft zu nehmen.

Roglic gegen Uijtdebroeks: Bora – hansgrohe hat im Endeffekt ungewollt mit Visma – Lease a Bike ein Tauschgeschäft vollzogen. Ein Wechsel auf die Zukunft waren diese beiden Transfers für die Raublinger sicher nicht.

Nico Denz feiert seinen zweiten Giro-Etappensieg in Cassano Magnago.

Im Fokus:
Nico Denz kam 2023 neu zum Team und war als Helfer vorgesehen. Doch der Deutsche überraschte bei der Italien-Rundfahrt im Mai, als er die 12. Etappe als Ausreißer gewann. Das war nicht sensationell, denn schon 2018 war er einmal Etappenzweiter beim Giro. Doch als er zwei Tage nach seinem ersten Triumph erneut als Erster über den Zielstrich fuhr, war klar, dass der erste Erfolg des 29-Jährigen keine Eintagsfliege gewesen war.

Seine starke Verfassung unterstrich Denz Platz zwei bei den Deutschen Straßenmeisterschaften und seinem dritten Saisonsieg bei der Türkei-Rundfahrt (2.1). Auf der Schlussetappe der Vuelta a Espana kam er als Tagesdritter in einer Ausreißergruppe mit Stars wie Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck), Filippo Ganna (Ineos Grenadiers), Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) vor dem jagenden Feld ins Ziel.

Kein Zweifel: Denz hat gezeigt, was in ihm steckt. In der teaminternen Hierarchie ist er nach oben geklettert und nach dem Abgang von Politt bieten sich dem Baden-Württemberger in dieser Saison Chancen bei den Klassikern. Auf seinem Spezialgebiet wird Denz künftig eine ungewohnte Position einnehmen, wie er beim Bora-Medientag verriet. In seinem zehnten Jahr als Berufsradfahrer wird Denz nicht nur als Helfer und Ausreißer, sondern erstmals auch in einer Freien Rolle bei den Frühjahrsklassikern zu sehen sein.

Das Aufgebot:
Roger Adria (Spanien / 25), Giovanni Aleotti (Italien / 24), Cesare Benedetti (Polen / 36), Emanuel Buchmann (Deutschland / 31), Nico Denz (Deutschland / 29), Patrick Gamper (Österreich / 26), Alexander Hajek (Österreich / 20), Marco Haller (Österreich / 32), Emil Herzog (Deutschland / 19), Sergio Higuita (Kolumbien / 26) , Jai Hindley (Australien / 27), Bob Jungels (Luxemburg / 31), Lennard Kämna (Deutschland / 27), Jonas Koch (Deutschland / 30), Florian Lipowitz (Deutschland / 23), Luis-Joe Lührs (Deutschland / 20) , Filip Maciejuk (Polen / 24), Daniel Felipe Martinez (Kolumbien / 27), Jordi Meeus (Belgien / 25), Ryan Mullen (Irland / 29), Anton Palzer (Deutschland / 30), Primoz Roglic (Slowenien / 34), Maximilian Schachmann (Deutschland / 30), Matteo Sobrero (Italien / 26). Danny van Poppel (Niederlande / 30), Aleksandr Vlasov (Russland / 27), Frederik Wandahl (Dänemark / 22), Sam Welsford (Australien / 27), Ben Zwiehoff (Deutschland / 29)

Davon Neuzugänge:
Primoz Roglic (Jumbo - Visma), Daniel Felipe Martinez (Ineos Grenadiers), Matteo Sobrero (Astana Qazaqstan), Sam Welsford (DSM - firmenich), Roger Adria (Kern Pharma), Filip Maciejuk (Bahrain Victorious), Alexander Hajek (Tirol – KTM), Emil Herzog (Hagens Berman)

Teamleitung:
Manager: Ralph Denk
Sportdirektor: Rolf Aldag
Sportliche Leiter: Bernhard Eisel, Enrico Gasparotto, Christian Schrot, Christian Pömer, Sylwester Szmyd, Hendrik Werner, Patxi Vila, Heinrich Haussler, Shane Archbold, John Wakefield, Paolo Artuso

Material:
Rahmenhersteller: Specialized
Gruppe: Sram
Laufräder: Roval
Reifen: Specialized
Trikot: Sportful
Helm: Specialized

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