Vorschau 33. Giro d´Italia Donne

Auch im Schatten der Tour noch ein Prestige-Objekt

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Auch im Schatten der Tour noch ein Prestige-Objekt"
Annemiek van Vleuten ist Top-Favoritin auf den Giro d´Italia-Sieg. Sie gewann das Rosa Trikot bereits 2018 und 2019 für Mitchelton-Scott. Jetzt will sie das auch für Movistar schaffen und danach mit der Tour de France Femmes das Double anvisieren. | Foto: Cor Vos

30.06.2022  |  (rsn) – Ehe in Kopenhagen am Freitag der Startschuss zur 109. Tour de France fällt, geht es beim 33. Giro d'Italia Donne bereits am heutigen Donnerstag rund. Auch auf Sardinien wartet zunächst ein Auftaktzeitfahren auf die Fahrerinnen. Elf Tage dauert der Frauen-Giro in diesem Jahr. Weil die Rundfahrt auf Sardinien beginnt und nach drei Tagen auf der Insel anschließend an der Adria fortgesetzt wird, beinhaltet das Rennen über zehn Teilstücke diesmal zusätzlich einen frühen Ruhetag.

Insgesamt steht der Giro Donne etwas im Schatten der zwei Wochen nach Giro-Ende beginnenden Tour de France Femmes. Durch deren Rückkehr in den Frauenkalender ist die Italien-Rundfahrt plötzlich nur noch das zweitwichtigste Etappenrennen und einige der großen Stars lassen sie aus, um sich ideal auf Frankreich vorbereiten zu können. Dennoch stehen viele große Namen am Start, der Parcours in Italien ist vielleicht sogar etwas härter als der in Frankreich, die die Top-Favoritin istfür beide Rennen allerdings dieselbe: Annemiek van Vleuten (Movistar).

Die 39-jährige Niederländerin, die am Mittwoch bekanntgegeben hat, Ende 2023 ihre Karriere beenden zu wollen, bestreitet mit dem 4,7 Kilometer langen Prolog von Cagliari am heutigen Donnerstag ihr erstes Rennen seit ihrem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich am 24. April und einer anschließend zugezogenen Handgelenksfraktur. Dennoch ist davon auszugehen, dass van Vleuten in Top-Form am Start steht und die Frau sein wird, die es zu schlagen gilt.

FDJ will Van Vleuten mit Bestbesetzung auf den Zahn fühlen

Ihre größten Herausfordererinnen sind die beiden Italienerinnen Marta Cavalli (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) und Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo), die beide auch starke Teams an ihrer Seite haben und für den ersten Giro-Sieg einer Italienerin seit Fabiana Luperini 2008 sorgen wollen.

Longo Borghinis Co-Kapitänin ist Lucinda Brand und Cavallis FDJ-Team ist sogar mit dem besten Aufgebot nach Sardinien gereist, das der französische Rennstall überhaupt aufbieten kann: Neben Cavalli stehen auch Evita Muzic, Brodie Chapman und Cecilie Uttrup Ludwig am Start der Italien-Rundfahrt. Für die bergigen Tage ist das der wohl stärkste Kader im Rennen.

Ihre stärksten Rundfahrerinnen daheim gelassen haben dagegen SD Worx und Canyon – SRAM: Demi Vollering und Ashleigh Moolman-Pasio fehlen genauso wie Katarzyna Niewiadoma und Pauliena Rooijakkers. Beim niederländischen Nummer-1-Team SD Worx setzt man in Italien stattdessen auf den Nachwuchs mit Niamh Fisher-Black und Kata Blanka VasAnna Shackley kann wegen eines positiven Coronatests nicht starten und wurde durch die routinierte Helferin Christine Majerus ersetzt. Canyon – SRAM bietet der Italienerin Soraya Paladin in Abwesenheit von Niewiadoma und Rooijakkers die Chance zu glänzen. An ihrer Seite fährt außerdem Elise Chabbey.

Koppenburg größte deutsche Hoffnungsträgerin

Doppelspitzen haben zudem BikeExchange – Jayco mit Amanda Spratt und Kristen Faulkner oder auch UAE Team ADQ mit Mavi Garcia und Sofia Bertizzolo dabei. Außerdem gehören zum Kreis der Top-10-Kandidatinnen die Französin Juliette Labous (Team DSM), die Nordamerikanerinnen Krista Doebel-Hickok (EF Education – Tibco – SVB) und Olivia Baril (Valcar – Travel & Service) sowie auch das deutsche Kletter-Ass Clara Koppenburg (Cofidis).

Letzterer ist auf dem schweren Parcours mit drei schweren Bergetappen in Lombardei und Trentino sogar der Sprung in die Top 5 zuzutrauen. Voraussetzung: Koppenburg kommt sturzfrei durchs Rennen und bleibt vom Pech verschont, das sie in den vergangenen Jahren immer wieder einholte. Dass die Form stimmt, bewies sie im Juni gleich mehrmals – unter anderem mit Rang zwei bei der Mont Ventoux Challenge hinter Cavalli.

Lippert, Bauernfeind, Brennauer und Klein fehlen

Während Koppenburg Giro und Tour bestreitet, wird die neue Deutsche Meisterin Liane Lippert (Canyon – SRAM) in Italien fehlen und sich genau wie Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) auf Frankreich konzentrieren. Nicht dabei sind außerdem auch die anderen drei aus dem Kletter-Quintett vom DM-Wochenende im Sauerland, weil ihre Teams Canyon – SRAM Generation (Ricarda Bauernfeind und Antonia Niedermaier) und Sopela (Nadine Gill) nicht zum Giro eingeladen wurden. Lisa Klein (Canyon – SRAM) wurde nicht nominiert.

Die deutsche Fahne halten neben Koppenburg noch sieben weitere Frauen in Italien hoch: Die DM-Sechste Aileen Schweikart (Bizkaia – Durango), Kathrin Hammes (EF Education – Tibco – SVB), Franziska Koch (Team DSM), Romy Kasper (Jumbo – Visma) und Hannah Ludwig (Uno-X) sowie das Ceratizit-WNT-Duo Franziska Brauße und Lea Lin Teutenberg. Österreicherinen steht auf Sardinien keine am Start, die Schweiz vertreten neben der bereits genannten Chabbey noch die neue Landesmeisterin Caroline Baur, Aline Seitz und Petra Stiasny (alle Roland Cogeas Edelweiß Squad).

Bis auf Wiebes alle Spitzen-Sprinterinnen am Start

Spannend wird es im Kampf um die voraussichtlich im Massensprint entschiedenen Flachetappen. Vier davon stehen auf dem Programm und die Siegkandidatinnen sind prominent: Bis auf Lorena Wiebes (DSM) sind die besten Sprinterinnen der Welt in Italien alle mit von der Partie. Weltmeisterin und Lokalmatadorin Elisa Balsamo (Trek – Segafredo) wird sich mit Emma Norsgaard (Movistar), Lotte Kopecky (SD Worx) und Marianne Vos (Jumbo – Visma) auseinandersetzen müssen.

Doch auch Rachele Barbieri und Tereza Neumanova (beide Liv Racing Xstra), Chiara Consonni (Valcar – Travel & Service), Martina Fidanza (Ceratizit – WNT), Sarah Roy (Canyon – SRAM) und Charlotte Kool (Team DSM) sind für Spitzenergebnisse gut – genau wie Lonneke Uneken, die bei SD Worx aber eigentlich als Kopeckys Anfahrerin agieren dürfte.

Zeitfahren, Flachetappen und schwere Berge – alles drin

Beginnen wird der Giro am Donnerstag mit einem 4,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren auf einem Wendepunktkurs am Strand im Südosten der Hafenstadt Cagliari. Am Freitag und Samstag folgen auf Sardinien zwei Flachetappen nach Tortoli und Olbia, bevor dann bereits am Sonntag ein Ruhetag wartet. Diesen nutzt der Giro-Tross für die Reise von der Insel aufs Festland und an die Adria, wo es anschließend hügelig weitergeht.

Rund um Cesena wartet eine schwere Hügeletappe an Renntag vier, bevor die Ankunft in Reggio Emilia auf der 5. Etappe nochmal etwas für die Sprinterinnen ist. Etappe 6 endet in Bergamo, wo weniger als fünf Kilometer vor Schluss noch eine steile Rampe über etwas mehr als einen Kilometer zu bewältigen ist.

Drei schwere Bergetappen entscheiden die Rundfahrt

Die Entscheidung in der Gesamtwertung wird auf den Etappen 7, 8 und 9 fallen, wenn es in der Lombardei und dem Trentino ins Gebirge geht: zur Bergankunft am Passo Maniva (10 km bei 8,1%) auf der 7. Etappe, über den Passo Bordala (14,8 km bei 6,9%) und den Lago di Cei (9,5 km bei 7,3%) sowie in einer technisch schwierigen Abfahrt nach Aldeno auf der 8. Etappe und über eine Trentino-Achterbahn an Renntag neun.

Das wohl alles entscheidende Teilstück beinhaltet drei schwere Pässe – darunter rund 30 Kilometer vor Schluss der brutal steile Passo Daone (6,3 km bei 10,2%) und endet nach welligem Finale auch noch mit einer kurzen 2,5-Kilometer-Schlussrampe in San Lorenzo Dorsino. Nachdem dort endgültig feststehen sollte, wer das Rosa Trikot mit nach Hause nehmen darf, kommen am Schlusstag in Padua noch einmal die Sprinterinnen zum Zug.

Der Etappenplan:
1. Etappe, 30.6.: Cagliari – Cagliari (4,7 km)
2. Etappe, 1.7.: Villasimius – Tortoli (106,5 km)
3. Etappe, 2.7.: Cala Gonone – Olbia (113,4 km)
4. Etappe, 4.7.: Cesena – Cesena (120,9 km)
5. Etappe, 5.7.: Carpi – Reggio Emilia (126,1 km)
6. Etappe, 6.7.: Sarnico – Bergamo (114,7 km)
7. Etappe, 7.7.: Prevalle – Passo del Maniva (112,9 km)
8. Etappe, 8.7.: Rovereto – Aldeno (104,7 km)
9. Etappe, 9.7.: San Michele All'Adige – San Lorenzo Dorsino (112,8 km)
10. Etappe, 10.7.: Abano Terme – Padova (90,5 km)

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

12.05.2024Narvaez: “Manchmal klappt es und manchmal nicht“

(rsn) – Rund 30 Meter fehlten Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) im Finale der 9. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) – stattdessen ging der Sieg an Olav Kooij (Visma – Lease a Bike). Die letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)