Interview mit dem Deutschen Meister der U23

Heiduk: “Ich habe gezeigt was in mir steckt“

Von Christoph Adamietz

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Kim Heiduk (Lotto - Kern Haus) ist neuer Deutscher Meister der U23 | Foto: Team Lotto - Kern Haus

25.05.2021  |  (rsn) - Kim Heiduk (Lotto - Kern Haus) hat sich am Pfingstmontag auf dem Sachsenring den Deutschen Meistertitel der U23 gesichert und damit eine bisher starke Saison gekrönt. Im Interview mit radsport-news.com sprach der 21-Jährige über seinen Erfolg, seine Ziele für die weitere Saison und den erhofften Sprung zu den Profis.

Sie sind am Pfingstsonntag auf dem Sachsenring Deutscher Meister der U23 geworden. Was bedeutet Ihnen der Sieg?

Heiduk: Der Deutsche Meistertitel bei der U23 bedeutet mir sehr viel. Es war schon immer ein Traum, ein Ziel von mir, mal ein Deutsches Meistertrikot zu tragen, egal in welcher Kategorie. Darauf arbeitet jeder Sportler hin. Und Meisterschaften sind in jeder Saison ein Highlight.

Im Zweiersprint haben Sie Michel Heßmann von Jumbo - Visma Development besiegt. Wie lief das Finale aus Ihrer Sicht

Heiduk: Wir sind in der letzten Runde nur noch zu Zweit gewesen, nachdem Jakob Geßner das Tempo nicht mehr mitgehen konnte.  Auseinandergeflogen ist unsere fünf Fahrer starke Spitzengruppe letztlich aber dadurch, dass hinten im Feld das Tempo verschärft wurde. Da wussten wir, dass wir noch mal einen Zahn zulegen mussten. Am Ende waren nur noch Michel und ich übrig. In der Zielkurve hat Michel versucht, mich abzuhängen, was ihm nicht gelungen ist. Da war aber klar, dass er den Sprint von vorne eröffnen würde und ich hatte die besseren Beine. Es war ein sehr fairer Sprint, mit dem besseren Ende für mich.

Waren Sie sich sicher, dass Sie den Sprint gewinnen würden?

Heiduk: Ich war mir nicht zu 100 Prozent sicher, dass ich ihn schlagen kann. Es war ein sehr hartes Rennen auch mit der Distanz. Für ein U23-Rennen sind 170 Kilometer schon recht lang. Ich bin das ja schon gewohnt durch die UCI-Rennen, die wir fahren. Aber es war eben ein hartes Rennen, da gewinnt am Ende oft der, der mehr Kraft hat.

Die hatten in diesem Fall Sie. Was ging Ihnen beim Überqueren des Zielstrichs durch den Kopf?

Heiduk: Als ich über den Zielstrich gefahren bin, war es ein befreiendes Gefühl. Ich denke, ich habe gleich realisiert, was ich da geschafft habe. Ich bin einfach nur super happy, dass es geklappt hat. Die Emotionen sind auch gleich hochgekommen.

Sie zählten vor dem Rennen zu den Topfavoriten. Wie sind Sie mit dem Druck umgegangen?

Heiduk: Es war von Anfang an klar, dass ich einer der Mitfavoriten sein würde. Aber eine DM hat ihre eigenen Gesetze, wo alles passieren kann. Deswegen habe ich jetzt gar keinen Druck vor dem Rennen verspürt und mir auch keinen Druck gemacht. Klar war es das Ziel, das Rennen zu gewinnen. Aber bei einer DM gewinnt auch nicht immer der Stärkste. Dass es ein hartes Rennen war, hat mir in die Karte gespielt. 

Mit Ihrem Sieg haben Sie auch Teamchef Florian Monreal glücklich gemacht...

Heiduk: Als erstes, als ich über die Ziellinie fuhr, habe ich meinem Teamchef Florian Monreal gesagt "Alles Gute zum Geburtstag", da er am Tag vor der Meisterschaft Geburtstag hatte. Über mein nachträgliches Geschenk hat er sich sicher sehr gefreut.

Den Sieg haben Sie aber nicht alleine eingefahren...

Heiduk: Meine Teamkollegen hatten großen Anteil am Sieg. Sie sind großartig gefahren. Jeder einzelne hat sich übertroffen. Wir sind in diesem Jahr als ganzes Team super erfolgreich. Deshalb konnte gestern auch jeder noch mal ein Stückchen über sich hinauswachsen. Es waren alle super stark, im Finale war dann Alex Tarlton noch an meiner Seite in der Spitzengruppe und hat viel Arbeit geleistet. Ich freue mich für ihn, dass er noch Vierter wurde, auch wenn das Podium noch schöner gewesen wäre.

Sie haben in dieser Saison schon vor der DM groß aufgetrumpft, auf Rhodos und in Frankreich bei UCI-Rennen. Hätten Sie damit gerechnet?

Heiduk: Die Saison ist bisher unbeschreiblich. Ich denke, ich konnte mich kontinuierlich steigen und die Saison hatte ja auf Rhodos schon sehr gut begonnen. Und ich bin dann immer besser in Schwung gekommen. Die Leistungen geben einem auch immer mehr Selbstvertrauen. Letzte Woche der Sieg in Frankreich hat noch mal richtig gepusht. Dass es so gut läuft, hätte ich nicht gedacht. Aber ein wenig Hoffnung auf einen Sieg in diesem Jahr habe ich mir schon gemacht.

Was bedeutet Ihnen mehr: Der DM-Titel oder Ihr erster UCI-Sieg, den Sie letzte Woche in Frankreich einfuhren?

Heiduk: Ich würde die beiden Siege als gleichwertig ansehen. Der UCI-Sieg in Frankreich war gegen internationale Konkurrenz. Bei der DM waren auch viele starke Fahrer am Start, und ich habe die Ehre, jetzt ein Jahr lang das Trikot bei U23-Rennen zu tragen.  Beide Siege machen mich super happy.

Was sind Ihre weiteren Ziele für die Saison?

Heiduk: Die weiteren Ziele sind am Wochenende der Nationscup in Polen, dann eventuell noch das Profirennen in Gippingen, die Oberösterreich-Rundfahrt und dann meine Quasi-Heim-DM in Stuttgart. Ich habe jetzt nicht eines dieser Rennen im Speziellen herausgepickt. Aber ich bin im Moment in einer super Verfassung, kann so lange die Form anhält, überall gute Ergebnisse einfahren. Ich freue mich auf alle Rennen. Als großes Abschlussziel habe ich die WM in Flandern, die mir sehr entgegenkommen würde. Es ist zwar noch eine lange Zeit bis dahin, aber ich habe es im Hinterkopf.

Und im nächsten Jahr geht es dann zu den Profis?

Heiduk: Mein Ziel ist es, mit dieser Saison den Sprung zu den Profis zu schaffen. Ich habe gezeigt, was in mir steckt. Nicht nur bei einem Rennen. Deshalb hoffe ich, dass es dieses Jahr klappt. Falls nicht würde ich noch ein U23-Jahr dranhängen. Ich fühle mich aber für den Sprung zu den Profis bereit.

Wie würden Sie sich als Fahrer charakterisieren. Wo sehen Sie Ihre Stärken, wo die Schwächen?

Heiduk: Ich bin ein guter Sprinter, kann Massensprints gewinnen, aber auch nach langen, schweren Rennen habe ich noch einen guten Punch. Ein reiner Sprinter bin ich nicht, aber ich bin dieses Jahr sehr, sehr schnell. Da habe ich eine gute Entwicklung genommen. Final kann ich mich aber noch nicht in eine Kategorie Fahrer einordnen. Wenn ich muss, dann würde ich mich eher als Klassikerfahrer sehen, wobei mir auch hügelige, leicht bergige Rennen liegen. Aber in diesem Jahr habe ich mich auch bei längeren Anstiegen verbessert. Woran ich am meisten arbeiten muss, ist das Zeitfahren. Das ist meine größte Schwäche.

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