Interview zur Vertragsunterschrift bei Sunweb

Brenner: “Ich bin jemand, der mit Druck sehr gut umgehen kann“

Von Felix Mattis

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Marco Brenner holte in Yorkshire 2019 Bronze im WM-Zeitfahren der Junioren. | Foto: Cor Vos

03.06.2020  |  (rsn) - Dieser Transfer lässt aufhorchen. Sunweb verpflichtet Marco Brenner direkt aus der Junioren-Mannschaft Autohaus Eder Bayern von Bora - hansgrohe für sein WorldTour-Team. radsport-news.com sprach mit dem Bronzemedaillengewinner im Zeitfahren der Junioren-WM von 2019.

Herr Brenner, mit 17 Jahren einen WorldTour-Vertrag zu unterschreiben - ich weiß nicht, ob das überhaupt schon jemand vor Ihnen getan hat. Beziehungsweise: Ist es überhaupt richtig, zu sagen, dass Sie selbst unterschrieben haben?
Marco Brenner (lacht): "Ja, ich habe schon selbst unterschrieben. Aber mein Papa hat auch unterschrieben. Weil ich noch nicht 18 bin, musste ein Erziehungsberechtigter noch mitunterschreiben."

Sie haben in der U17 schon starke Ergebnisse erzielt und im ersten Junioren-Jahr 2019 dann zahlreiche Siege eingefahren - sowie Bronze bei den Weltmeisterschaften von Yorkshire im Zeitfahren. Wann kamen die ersten Angebote aus der WorldTour?
Brenner: "Die kamen schon im Laufe der Saison. Aber bis zum Saisonende habe ich mich damit nicht beschäftigt. Erst dann habe ich mich mit Ken und Joao (Ken Sommer und Joao Correia von der Fahrer-Agentur Corso sind Brenners Manager, Anm. d. Red.) zusammengesetzt, um zu schauen, mit welchen der Teams wir ins Gespräch gehen. Da waren Sunweb und Bora - hansgrohe dabei, und mit denen haben wir dann auch zu verhandeln begonnen."

Sie fahren aktuell noch für das Team Auto Eder, den bayerischen Junioren-Rennstall, der Bora - hansgrohe-Teamchef Ralph Denk gehört. Für viele Außenstehende war deshalb klar, dass Sie dort landen würden...
Brenner: "Klar, ich kenne dort viele und diesbezüglich stand ich fast ein bisschen unter Druck, dort auch zu unterschreiben. Aber ich habe versucht, es objektiv zu betrachten und abgewogen, welche Gründe für beide Teams sprechen. Dabei habe ich gemerkt, dass der Hauptgrund für Bora gewesen wäre, dass viele Leute mich gerne dort gesehen hätten. Nur sollte bei solch einer Entscheidung nicht ausschlaggebend sein, was andere erwarten. Bora ist ein tolles Team, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mit Sunweb sportlich weiter kommen kann."

Wieso fiel die Entscheidung auf Sunweb?
Brenner: "Sie haben schon in der Vergangenheit gezeigt, dass sie junge Fahrer gut aufbauen können - und sie haben einen sehr jungen Kader. Letztes Jahr habe ich außerdem bei den Talent-Tagen des Teams in St. Anton schon einige Eindrücke bekommen und Kontakt mit Trainern und Ernährungsberatern und allen möglichen Experten vom Team gehabt. Das hat mich überzeugt."

Welche Rolle spielt Geld bei einer solchen Entscheidung als 17-Jähriger?
Brenner: "Dadurch, dass man so jung ist, ist Geld natürlich schon ein Faktor. Man weiß ja nie, wie lange die Karriere gehen kann und inwiefern es bei mir überhaupt klappt. Insofern war das schon ein Faktor, aber letztendlich nicht ausschlaggebend dafür, dorthin oder dorthin zu gehen. Meine Entscheidung habe ich sportlich getroffen."

Sie gehen direkt in die WorldTour - dabei hat Sunweb sogar ein Development-Team für U23-Fahrer. War das kein Thema?
Brenner: "Das Team hat mir angeboten, dass ich selbst entscheiden kann, was ich mache. Und sowohl das Team als auch ich sind uns bewusst, dass das ein großer Schritt ist. Aber wir sind auch beide der Meinung, dass ich es schaffen kann. Sie hätten es mir sonst ja nicht angeboten - und ich weiß, dass ich es kann. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, unterzugehen."

Im vergangenen Jahr haben viele junge Fahrer in der WorldTour aufgetrumpft. Ist Remco Evenepoel, der auch direkt von den Junioren in die erste Liga kam, eine Art Vorbild?
Brenner: "Nicht unbedingt ein Vorbild, aber es ermutigt einen natürlich schon: Man sieht an ihm, dass es geht und wagt den Schritt deshalb vielleicht auch eher. Letztendlich habe ich meine Entscheidung aber nicht deshalb getroffen, sondern weil ich im ersten Juniorenjahr gemerkt habe, wie gut ich bin, und weil ich einfach die Herausforderung liebe. Deshalb wollte ich es direkt oben probieren."

Bislang waren Sie neben der Straße auch im Cross unterwegs. Bleibt es dabei?
Brenner: "Gerade in jungen Jahren hat mir das Crossen sehr geholfen - vor allem fahrtechnisch. Aber in Zukunft werde ich für eine richtige Cross-Saison wohl keine Zeit mehr haben. Ich muss den Winter nutzen, um mich für die längeren Profi-Straßenrennen vorzubereiten. Da kann ich höchstens vielleicht nochmal zum Spaß eins, zwei Mal pro Woche ins Gelände."

Was werden bei Sunweb Ihre ersten Ziele sein?
Brenner: "Unser gemeinsames Ziel ist ein langfristiger Aufbau und, dass ich irgendwann eine Grand Tour vorne beenden oder vielleicht sogar gewinnen kann. Das wäre das Hauptziel für die nächsten Jahre. Aber das dauert noch. Für den Anfang ist mein Ziel erstmal, gut anzukommen im Team, die Rennen nächstes Jahr gut zu überstehen und ganz vielleicht ein Rennen zu gewinnen. Das wäre eine coole Sache."

Ein Grand Tour-Sieg als langfristiges Ziel - das ist selbstbewusst! Haben Sie keine Angst vor der Erwartungshaltung der deutschen Öffentlichkeit? Ist Ihnen bewusst, was da auf Sie zukommen kann?
Brenner: "Ich bin jemand, der mit Druck sehr gut umgehen kann. Aber ich denke, dass es für Deutschland sehr wichtig wäre, auch mal wieder einen Grand-Tour-Sieger zu haben. Emanuel Buchmann probiert es und vielleicht schafft er es, vielleicht aber auch nicht - wer weiß. Ich will es auf jeden Fall auch versuchen."

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