San Juan: Überlegener Zeitfahr-Triumph

Evenepoel entkommt dem Sturm und rauscht zum Sieg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Evenepoel entkommt dem Sturm und rauscht zum Sieg"
Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) auf dem Weg zum Zeitfahrsieg bei der Vuelta a San Juan. | Foto: Maximiliano Blanco / Getty Images

29.01.2020  |  (rsn) - Düster wurde es am Punta Negra-Staudamm, als Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) sich seines Sieges schließlich sicher sein durfte: Die Zeit des Zeitfahr-Europameisters von 19:16 Minuten über 15,2 Kilometer - gefahren auf einem normalen Straßenrad - sollte nicht mehr unterboten werden können. Das aufziehende Gewitter am Stausee des Rio San Juan, nach dem die ganze Region benannt ist, in der die einwöchige Vuelta a San Juan ausgetragen wird, machte es den an den ersten beiden Renntagen erfolgreichen Sprintern unmöglich, in die Zeitfahr-Entscheidung einzugreifen.

Doch auch ohne das Unwetter hätte wohl niemand Evenepoel nah kommen können. Selbst das italienische Zeitfahr-Ass Filippo Ganna (Nationalteam, sonst Ineos) musste sich bei starkem Wind um 32 Sekunden geschlagen geben. Der spanische Routinier und Vuelta a Espana-Gesamtzweite von 2001, Oscar Sevilla (Medellin), wurde mit 1:08 Minuten Rückstand Dritter.

"Ich bin auf Sieg gefahren, und es zu schaffen macht mich glücklich. Ich habe heute im Flachen Zeit herausgeholt, wo ich eine starke Pace halten konnte - aber auch im Anstieg, wo ich nochmal beschleunigt habe. Das heißt, dass ich gute Beine hatte, was so früh in der Saison ein schönes Gefühl ist", sagte Evenepoel nach seinem überlegenen Auftritt.

Evenepoel nun auch Top-Favorit auf Gesamtsieg?

Der Belgier führt die Gesamtwertung der siebentägigen Rundfahrt nun mit eben jenen 32 Sekunden Vorsprung auf Ganna und 1:08 Minuten vor dem 43-jährigen Sevilla an. Vierter ist der Portugiese Nelson Oliveira (Movistar / + 1:25) vor dem 21-jährigen US-Amerikaner Brandon McNulty (UAE Team Emirates / + 1:26).

"Es ist schön an der Spitze des Klassements zu stehen, aber wir dürfen jetzt nicht den Fokus verlieren, weil es noch vier weitere Etappen gibt. Ich denke nicht an den Gesamtsieg, sondern schaue von Tag zu Tag", behauptete der 20-jährige Evenepoel, der am Punta Negra-Staudamm nicht als Sieger geehrt werden konnte, da wegen des aufziehenden Gewitters alle Zeremonien abgesagt werden mussten. Entschieden wird der Kampf um den Gesamtsieg in San Juan voraussichtlich am Freitag mit der Bergankunft am 2.624 Meter hohen Alto Colorado (18,9 km bei 4,4 %).

Keine Zeitfahrräder erlaubt

Sein Sieg bedeutete den bereits zehnten Tageserfolg von Deceuninck - Quick-Step in vier Jahren San-Juan-Rundfahrt - ein brauchbares Trostpflaster nach dem Ausstieg von Kapitän Julian Alaphilippe am Vortag. Der Franzose leidet unter einer Magen-Darm-Infektion.

Das Einzelzeitfahren in San Juan beinhaltete erstmals auch einen Anstieg - jene 1,2 Kilometer lange Steigung von 7,5 Prozent, die auch auf der 1. Etappe bereits mehrfach erklommen werden musste, und an deren Ende oben am Staudamm die ersten drei Bergwertungen der Rundfahrt ausgefahren wurden. Eine Besonderheit war, dass der Kampf gegen die Uhr auf herkömmlichen Straßenrädern ohne Zeitfahrlenker ausgetragen wurde, um die Chancengleichheit zwischen reichen Top-Teams und eher armen lokalen Rennställen zu wahren - und um für die aus Übersee angereisten Mannschaften die Reisekosten gering zu halten.

So lief das Rennen:

Eine frühe Bestzeit setzte der Schweizer Tom Bohli (UAE Team Emirates) in 21:43 Minuten. Doch er sollte nicht lange auf dem Hot Seat Platz nehmen, da er bald von Lokalmatador Leonardo Cobarrubia vom Team SEP de San Juan (21:09) abgelöst wurde. Der Argentinier führte das Rennen 45 Minuten lang an, doch dann fuhr Gavin Mannion (Rally Cycling) aus den USA nochmal zehn Sekunden schneller.

Nun ging es Schlag auf Schlag mit weiteren Bestzeiten von Maciej Bodnar (Bora - hansgrohe / 20:43) und Nelson Oliveira (Movistar / 20:41) sowie schließlich Sevilla (20:24). Dann aber rollte Evenepoel von der Startrampe und zeigte von Beginn an, dass er der Mann sein würde, an dem kein Weg vorbeiführen würde.. Schon an der Zwischenzeit nach etwa halber Distanz war er 36 Sekunden schneller als der dort noch führende Bodnar sowie 40 Sekunden als Sevilla. Am Ende blieb er als bis dato einziger Fahrer unter 20 Minuten - in 19:16 Minuten.

Einzig Ganna knackte die 20-Minuten-Marke anschließend noch, doch ihm fehlten dennoch 32 Sekunden zur Bestzeit. Danach kam niemand mehr nah an die beiden Schnellsten heran, einzig der US-Youngster Brandon McNulty (UAE Team Emirates) blieb mit 1:26 Minuten noch unter anderthalb Minuten Rückstand.

Gegen Rennende zog dann ein Gewitter auf, dessen Ausläufer auch die zuletzt gestarteten Fahrer noch erwischte, so dass die Sprinter sehr viel Zeit einüßten. Auftaktsieger Rudy Barbier (Israel Start-Up Nation) wurde mit 6:08 Minuten Rückstand auf Evenepoel 162., Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) kam als Sieger der 2. Etappe nun mit 5:28 Minuten Rückstand auf Rang 153. Am langsamsten fuhr der als Gesamtsechster ins Zeitfahren gestartete Italiener Marco Benfatto (Bardiani - CSF - Faizanè), der 8:08 Minuten länger für die 15,2 Kilometer brauchte als Evenepoel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.02.2020Sagan: “Nach Olympia ist meine Saison vorbei“

(rsn) - Peter Sagan (Bora - hansgrohe) konnte bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Vuelta a San Juan zwar nicht den erhofften frühen ersten Saisonsieg einfahren. Mit seinem zweiten Platz hinter Fern

03.02.2020Higuita Kolumbianischer Meister, Bernal trotz Sturz Zweiter

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Kolumbia

03.02.2020Evenepoel und Gaviria gelingt perfekter Saisoneinstieg

(rsn) - Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) und Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) waren die großen Gewinner der gestern zu Ende gegangenen Vuelta a San Juan (2.Pro). Der 20-jährige Belgier

03.02.2020Das Finale der Schlussetappe der Vuelta a San Juan im Video

(rsn) - Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) hat zum Abschluss der Vuelta a San Juan seinen dritten Tagessieg eingefahren. Der 25-jährige Kolumbianer entschied die auf einem Rundkurs in San Juan ausg

02.02.2020Finale der 6. Etappe der Vuelta a San Juan im Video

(rsn) - Zdenek Stybar (Deceuninck - Quick-Step) ist bereit für die Frühjahrsklassiker. Mit einer Überraschungsattacke im Finale der 6. Etappe der Vuelta a San Juan überrumpelte der routinierte Tsc

01.02.2020Vuelta a San Juan: Stybar siegt mit später Attacke

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Vuelta a

01.02.2020Evenepoel: “Ich bin viel stärker als im vergangenen Jahr“

(rsn) - 20 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Vuelta a San Juan schien alles verloren. Nachdem er auf einer Windkante einen Anfängerfehler begangenen hatte, fand sich Remco Evenepoel (Deceu

01.02.2020Finale der Königsetappe der Vuelta a San Juan im Video

(rsn) - Nach dem Ruhetag ging es in Argentinien in die Berge, doch auch die 18,9 Kilometer lange Schlusssteigung zum Alto Colorado konnte nichts daran ändern, dass Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick

30.01.2020Sagan noch nicht auf Sieg-Niveau

(rsn) - Auch in der dritten Sprintentscheidung der diesjährigen Vuelta a San Juan (2.Pro) hat es für Peter Sagan (Bora - hansgrohe) nicht zum erhofften ersten Saisonsieg gereicht. Nach 185,8 Kilomet

30.01.2020Gaviria jubelt nach einem makellosen Sprint

(rsn) - Fernando Gaviria (UAE Team Emirates) präsentiert sich bei der Vuelta a San Juan (2.Pro) in respektabler Frühform und stellte bereits zum zweiten Mal seine Konkurrenten in den Schatten. Der 2

30.01.2020Finale der 4. Etappe der Vuelta a San Juan im Video

(rsn) - Nach perfekter Vorarbeit seiner Anfahrer beim UAE Team Emirates hat sich Fernando Gaviria in Villa San Agustin auf der 4. Etappe der Vuelta a San Juan seinen zweiten Tagessieg gesichert. Der K

29.01.2020Gaviria feiert nach perfekter Vorarbeit den zweiten Tagessieg

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Vuelta a

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2025TotalEnergies ab 2027 neuer Co-Namenssponsor bei Ineos?

(rsn) – In den vergangenen Monaten wurde bereits über einen bevorstehenden Einstieg von TotalEnergies bei Ineos Grenadiers berichtet. Wie cyclingnews.com nun berichtete, wird der französische Mine

14.11.2025Evenepoel: Zwei Pläne rund um das Highlight Tour de France

(rsn) – Nach seinem Wechsel zu Red Bull – Bora – hansgrohe wird über Remco Evenepoels Rennprogramm spekuliert. Der Belgier war bereits beim ersten Teamtreffen im Oktober im österreichischen Fu

14.11.2025Tour of the Alps 2026: Kletterspektakel mit Bonussprints

(rsn) – Die 49. Ausgabe der Tour of the Alps (2.Pro) führt vom 20. bis zum 24. April 2026 über 760 Kilometer von Innsbruck nach Bozen und wartet dabei mit 14.620 Höhenmetern sowie einer Neuigkeit

14.11.2025Rembe – rad-net verpflichtet drei deutsche U19-Talente

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2025Auch Sevilla mit 50 noch auf dem Rad unterwegs

(rsn – Wie sein Landsmann Francisco Mancebo macht auch Óscar Sevilla im kommenden Jahr die “50“ voll. Während bei Mancebo alle Zeichen auf Fortsetzung der Karriere hindeuten, steht im Fall von

14.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

14.11.2025Ein Seuchenjahr mit versöhnlichem Finale

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Red Bull - Bora – hansgrohe entschied sich Patrick Gamper im vorigen Winter zu einem Teamwechsel und schloss sich der australischen Equipe Jayco – AlUla an. Doch

13.11.2025Offiziell bestätigt: Pinarello wird Titel- und Radsponsor bei Q36.5

(rsn) – Schon seit mehreren Wochen wurde darüber spekuliert, nun ist es offiziell bestätigt: Das Schweizer ProTeam Q36.5 wird in der kommenden Saison nicht mehr auf Scott- sondern auf Pinarello-R

13.11.2025Fränk Schleck neuer Sportlicher Leiter beim Lidl-Trek-Frauenteam

(rsn) – Neun Jahre nach seinem Karriereende als Aktiver kehrt Fränk Schleck zu Lidl – Trek zurück. Wie der Rennstall mitteilte, bei dem der 45-jährige Luxemburger seine letzten Profijahre fuhr,

13.11.2025Israel-Team ab 2026 mit Schweizer Lizenz?

(rsn) – Trotz des Rückzugs des Hauptsponsors Premier Tech plant der israelische Zweitdivisionär für die Saison 2026. Nachdem vor einigen Tagen der Radsportjournalist Daniel Benson über fortlaufe

13.11.2025Lange Reha statt einem weiteren Roubaix-Highlight

(rsn) – John Degenkolbs Saison war durch den schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt gezeichnet. Die komplette rechte Stützseite von der Hand bis hoch zur Schulter war mehrfach gebrochen. Trotz

13.11.2025Mancebo wohl auch mit 50 Jahren noch im Feld

(rsn) – Francisco Mancebo hat es sich möglicherweise anders überlegt. Nachdem der mittlerweile 49-jährige Spanier, Gesamtvierter der Tour de France 2005, angeblich nach der im Oktober stattgefund

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)