9 Fragen zum neuen Team-Sky-Sponsor

Warum steigt Ineos in den Radsport ein? (Teil 2)

Von Udo Seiwert-Fauti (Strassburg – Edinburg)

Foto zu dem Text "Warum steigt Ineos in den Radsport ein? (Teil 2)"
Udo Seiwert-Fauti (l.) im Gespräch mit ASO-Manager Claude Rach. Foto: Manfred Marr

26.04.2019  |  (rsn) - Der international erfahrene Wirtschafts- und Politik-Journalist Udo Seiwert-Fauti (u.a. ARD und BBC) hat den Sponsor-Wechsel von Sky zu Ineos ausführlich recherchiert. Radsport-news.com veröffentlicht seine Recherchen in einer dreiteiligen Serie.

Warum steigt Ineos in den Radsport ein?

Überraschend kam der Einstieg in den Profi- Radsport. Der 65 Jahre alte Ratcliffe weiß aber offensichtlich, worauf er sich einlässt. Im Jahr 2017 wartete er mit dieser Idee in seinem Konzern auf: Teams aus bis zu 20 Personen eines jeden deutschen Standorts sollten während der Tour de France deren Gesamtstrecke (3540 km) auf dem Rad zurücklegen. Als Belohnung versprach er jedem Team 1000 Pfund (1131 Euro). Das Ergebnis: Drei Teams von Ineos Gladbeck legten zeitgleich zur Tour mehr als 3540 Kilometer zurück und sammelten dadurch 4524 Euro für einen Kinderhospiz-Verein.

Ganz anders sieht Ratcliffes Großzügigkeit aus, wenn es um Europa und die EU geht. Auf diesem Gebiet hat sich Sir Jim zuletzt mehr Feinde als Freunde gemacht. Nach dem britischen EU-Referendum zum Brexit 2016 kündigte er an, er werde den Ineos-Konzertsitz wieder aus der Schweiz ins Vereinigte Königreich zurückverlegen, um dort dann eine Milliarde Pfund zu investieren. Dann wurde öffentlich, dass der erbitterte EU-Gegner und Hardline-Brexit-Fan seinen persönlichen Wohnsitz aber von London nach Monte Carlo verlegen wird. Damit spart er ca. 100 Mio. Pfund Steuern pro Jahr, errechneten britische Finanz-Experten. Diese Ankündigung kam im vom Brexit geschüttelten Königreich überhaupt nicht gut an.

Wie hoch wird der Etat des Teams?

Britische Radsport-Beobachter und Wirtschafts-Kommentatoren haben nach dem Ineos-Einstieg versucht, die mögliche zukunft des Profi-Radsports zu beschreiben. William Fotheringham kommentierte in der Londoner Zeitung Guardian: ”Team Skys Geldreserven ermöglichten ihnen, potentielle Konkurrenten zu Chris Froome und Geraint Thomas einfach mal so anzuheuern. Mikel Landa aus Spanien kann da als Beispiel genannt werden. So wird die Gegnerschaft reduziert, so kann ein 'super strength team' eingesetzt werden, das allen Anforderungen gewachsen ist. Das wird sich nun verstärkt fortsetzen, denn es ist klar, dass das Team-Budget erheblich anwachsen wird”.

Ein zukünftiges Team Ineos-Budget von bis zu 60 Mio. Euro ist durchaus denk- und erwartbar. Sir Jims Begründung für den Einstieg liest sich wie eine Bestätigung: Radsport ist eine tolle Ausdauersportart, die von Taktik geprägt ist, die rund um die Welt immer beliebter wird. Zugleich rückt Radfahren auch bei der breiten Masse in den Fokus, schließlich wird es als gut für die eigene Fitness und Gesundheit erachtet. Dazu werden Staus und Umweltverschmutzung in Städten reduziert. Ineos freut sich, die Verantwortung, ein solch professionelles Radteam zu führen, zu übernehmen.

Regiert Öl-Geld nun den Radsport?

Der Welt-Radsport, so britische Experten, könnte - wie schon der Fußball in der Vergangenheit/ Gegenwart - eine Art „Madridisierung“ vor sich haben. Motto: (Öl-)Geld spielt keine Rolle mehr. Hauptsache ein Team hat die besten Fahrer!

Aktuelle Entwicklungen: Vor dem Tour-de-France-Start 2018 in La Roche-sur-Yon (Vendée) verkündete der französische Total-Konzern die Komplettübernahme des Unternehmens Direct Energie. Rund 1,4 Mrd. Euro investierte Frankreichs drittgrößter Elektrizitätsversorger (zwei Mio. Kunden). Er wurde damit auch Haupt-Sponsor des Teams, das nach Brioches La Boulangère, Bonjour, Bouygues Télécom, Bbox Bouygues Telecom and Europcar jetzt Total - Direct Energie heißt. Das Budget beläuft sich 2019 auf rund zehn Mio. Euro. 2018 erwirtschaftete Total ein Einkommen von 288 Mrd. Euro.

Mit dem UAE Emirates Team ist eine weitere Öl-Mannschaft im Welt-Radsport unterwegs. Hinter ihr stehen offiziell die Fluggesellschaft Emirates und die First Abu Dhabi Bank. Emirates bildet den größten Teil des Mischkonzerns `The Emirates Group'. Chef ist Scheich Ahmad ibn Sa'id Al Maktum, der Onkel des aktuellen Emirs des Öl-Staates Dubai, Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum. Das Privatvermögen des Cambridge-Absolventen wird auf zwölf Mrd. Dollar geschätzt. Er besitzt für sein Weltgrößtes Pferde-Team "Godolphin" im Vereinigten Königreich ein riesiges Gestüt. Dort werden seine Araber-Pferde für die Galopprennen in Großbritannien und Europa (z.B. Baden-Baden -Iffezheim) trainiert.

 

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