Medizinische Ausnahmegenehmigungen

Thomas gegen TUE und eine zweite Chance für Doper

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Geraint Thomas (Sky) trug bei der Tour 2017 vier Tage lang das Gelbe Trikot. | Foto: Cor Vos

20.12.2017  |  (rsn) - Geraint Thomas hat sich in der Frage der heftig diskutierten Medizinischen Ausnahmegenehmigungen (Therapeutic Use Exemption, TUE) deutlich positioniert. "Warum schaffen wir nicht einfach alle TUEs und diese ganze Grauzone ab?“, fragte der Waliser am Rande des Teamtrainingslagers auf Mallorca in einem langen Gespräch mit cyclingnews.com. Damit befindet sich Thomas in Gesellschaft anderer Radprofis, die ebenfalls für die Abschaffung der TUE plädieren.

Das Interessante an seinen Äußerungen ist, dass der 31-Jährige bei Sky Teamkollege von Bradley Wiggins war und aktuell noch von Chris Froome ist. Die beiden Toursieger hatten nach Medienrecherchen zugegeben, dass sie in ihrer Karriere mehrfach TUE verwendet hatten - beide wegen Asthma, wie sie erklärten. Auch wenn Thomas nun differenziert zwischen dem Einsatz eines Asthmasprays und der Verwendung von Spritzen, so blieb er doch konsequent in seiner Forderung.

"Ein Inhalator ist eine Sache, aber wenn man intravenöse Injektionen anwendet, dann könnte es heilende Wirkung haben, aber wenn die Nebenwirkungen auch nützlich sind (zur Leistungssteigerung), dann denke ich, sollten wir alle TUE abschaffen“, sagte er. "Vielleicht fällt es mir leicht, das zu sagen, weil ich noch nie eine hatte.“

Sein Kapitän Froome hatte 2013 und 2014 TUE zur Asthmabehandlung erhalten, aber nach eigenen Angaben 2015 auf eine Ausnahmegenehmigung verzichtet. "Es hat sich aus moralischen Gründen nicht richtig angefühlt", sagte der Brite, der damals den zweiten seiner mittlerweile vier Tour-Siegen gefeiert hatte, im Interview mit der BBC. Während Froome, der nach seinem positiven Test auf Salbutamol - wofür keine TUE erforderlich ist - bei der diesjährigen Vuelta eine Sperre befürchten muss, strengere und genauere Regeln forderte, plädierte Thomas für ein konsequentes Verbot, auch um erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen.

"Sagen wir, ich wäre Gesamtführender bei der Tour, und dann würde ich krank werden. Ich könnte technisch gesehen eine TUE haben, aber […] wenn es rauskommt, werde ich als Betrüger betrachtet, obwohl ich einen echten Grund hatte“, erklärte der Sky-Profi, der nach seinem Auftaktsieg beim Grand Départ in Düsseldorf vier Tage das Gelbe Trikot trug, ehe es Froome übernahm.

Konsequent war Thomas auch in seiner Forderung, überführten Dopern keine zweite Chance mehr zu geben. "Es ist schwer. Ich muss einfach ich selbst sein. Wie oft stand Lance (Armstrong) auf und sprach darüber, wie viele Tests er hatte. Der Schaden, der dem Sport zugefügt wurde, war enorm und heutzutage werden dir manche Leute einfach nicht glauben. Also hat es keinen Sinn, aufzustehen und Reden zu halten", sagte der Allrounder. "Ich würde TUEs abschaffen und Leute wegen Blutdopings und EPO lebenslänglich sperren. Warum gibt man ihnen eine zweite Chance? Dieses Leben (als Radprofi) ist ein Luxus, und ich fühle, dass ich in einer privilegierten Position bin. Wenn also jemand den richtigen Weg verlässt, um die Regeln zu brechen, dann werden sie auch nicht gebraucht.“

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