WM: Niederländerin feiert ihren größten Sieg

Van Vleuten überrascht sich mit Zeitfahr-Gold in Bergen

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Annemiek van Vleuten strahlt nach ihrem WM-Sieg im Regenbogentrikot. | Foto: Cor Vos

19.09.2017  |  (rsn) - Nachdem Titelverteidigerin Amber Neben mit großem Rückstand ins Ziel gekommen war, gab es für Annemiek van Vleuten kein Halten mehr. Die neue Zeitfahrweltmeisterin übersprang freudestrahlend zwei Streckenbarrieren und sprintete zu ihrer auf der anderen Straßenseite wartenden Mutter Ria, um sie zu umarmen und den bisher größten Erfolg ihrer Karriere zu feiern.

Die 34-jährige Niederländerin hatte soeben das 21,1 Kilometer lange Einzelzeitfahren der Frauen gewonnen und dabei ihre Landsfrau Anna van der Breggen mit einem starken Finale noch vom "Hot Seat“ gestoßen, auf dem die als zweite der 54 Starterinnen ins Rennen gegangene Giro d’Italia-Gewinnerin früh Platz genommen hatte. Zwölf Sekunden betrug am Ende van Vleutens Vorsprung, den sie sich nach der zweiten Zwischenzeit am Birkelundsbakken, wo van der Breggen nach 9,6 Kilometern noch vier Sekunden schneller gewesen war, herausgefahren hatte. Wie bei der vergangenen WM in Doha sicherte sich die Australierin Katrin Garfoot mit 18 Sekunden Rückstand den letzten freien Podiumsplatz.

"Ich kann es noch nicht glauben. Ich überrasche mich in dieser Saison selbst mit meinen Leistungen“, sagte van Vleuten, die von ihren Gefühlen überwältigt wurde und in Freudentränen ausbrach. "Ich hatte bisher nie geglaubt, dass ich in der Lage sein würde, Weltmeisterin im Zeitfahren zu werden. Dieses Jahr habe ich erstmals daran geglaubt und es jetzt so zu vollenden, ist unglaublich“, so die Allrounderin, die ebenso wie van der Breggen bei trockenen Bedingungen unterwegs war. "Am Berg hörte ich, dass ich fast so schnell wie Anna sei und auf den letzten fünf Kilometern hörte ich, ich sei die Schnellste, danach habe ich alles gegeben.“

Es reichte, um sich deutlich gegen van der Breggen durchzusetzen, die sich wie schon 2015 in Richmond bereits mit Silber begnügen musste. Damals fehlten ihr nur zwei Sekunden zur Goldmedaille, die sich die diesmal sechstplatzierte Linda Villumsen holte. "Es ist der zweite Platz und deshalb habe ich gemischte Gefühle, aber ich bin mit meiner Vorstellung zufrieden. Es war mein bisher bestes Zeitfahren in dieser Saison“, sagte die 27-Jährige.

Ähnlich äußerte sich die 35-jährige Garfoot, die sich über ihre zweite Bronzemedaille in Folge freuen konnte. "Zuerst war ich es nicht, aber jetzt bin ich zufrieden mit meiner Leistung“, so die in München geborene Garfoot und zeigte sich als faire Verliererin. "Heute hat die beste Fahrerin gewonnen, sie hat es verdient und ich freue mich für sie", sagte sie über van Vleuten.

Die herausragende Vorstellung der Niederländerinnen komplettierte die letztjährige Silbermedaillengewinnerin Ellen van Dijk auf Platz fünf (+0:52). Vor der Teamweltmeisterin landete mit 38 Sekunden Rückstand noch die erst 20 Jahre alte US-Amerikanerin Chloe Dygert, die deutlich besser abschnitt als ihre mehr als doppelt so alte Landsfrau Neben, die als letzte Starterin ins Rennen gegangen war und ihr Rennen bei einsetzendem leichten Regen absolvieren musste. Daran lag es aber nicht, dass die 42-Jährige mit 1:42 Minuten nur als Elfte ins Ziel kam.

Damit war Neben aber noch einen Platz besser als Lisa Brennauer (+1:48), die ebenfalls im Regen unterwegs war. Die 29-jährige Kemptenerin war schon bei der ersten Zeitnahme bei Kilometer 3,2 hoffnungslos ins Hintertreffen geraten und belegte letztlich nur Rang zwölf belegte. Fünf Positionen hinter der Weltmeisterin von 2014 wurde die Deutsche Zeitfahrmeisterin Trixi Worrack Siebzehnte.

"Der Regen soll keine Entschuldigung sein für mein schwaches Abschneiden. Damit hatten andere auch zu kämpfen. Mein Problem war, dass ich während des ganzen Rennens kein Gefühl dafür hatte, wo ich stehe. Ich bin schon enttäuscht über das Ergebnis", sagte Brennauer nach ihrem Auftritt. Ähnlich äußerte sich Worrack, die zum 20. Mal an einer WM teilnimmt, sich über diese Bestmarke aber nicht freuen konnte. "Ich habe mich nicht gut gefühlt. Berghoch war ich einfach zu langsam. Auf der Flachen gings, aber wirklich Druck auf die Pedale habe ich nicht gekriegt“, erklärte die 35-Jährige.

Dagegen krönte van der Vleuten die bisher beste Saison ihrer Karriere, in der ihr schon vor dem Triumph von Bergen neun Siege und der Gesamterfolg bei der Women’s WorldTour gelungen waren. Der gewaltige Leistungssprung in dieser Saison folgte dem schlimmen Crash bei den Olympischen Spielen von Rio 2016, als van Vleuten im Straßenrennen in einer Abfahrt bei hohem Tempo gegen die Straßenbegrenzung krachte, was Schlimmes befürchten ließ. Doch sie erholte sich schnell und kam stärker als zuvor zurück. "Als Athlet erlebt man Aufs und Abs, und die Abs machen die Aufs umso schöner. Es wäre auch ohne den Sturz von Rio wirklich wunderbar, aber das macht die Geschichte wirklich speziell“, sagte van Vleuten dazu am Dienstag.

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