Ex-Weltmeister überragte als Tour-Helfer

Kwiatkowski: Froomes Ein-Mann-Schweizer-Garde aus Polen

Von Wolfgang Brylla

Foto zu dem Text "Kwiatkowski: Froomes Ein-Mann-Schweizer-Garde aus Polen"
Unzertrennlich bei der Tour: Chris Froome (li.) und Edelhelfer Michal Kwiatkowski | Foto: Cor Vos

26.07.2017  |  (rsn) - Seinen Mannschaftskollegen ist Chris Froome nach seinem vierten Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt etwas schuldig. Denn ohne seine Helfer wäre es für den 32-jährigen Briten sehr schwierig gewesen, den Titel zu verteidigen. Einer, dem Froome besonders viel zu verdanken hat, ist Michal Kwiatkowski.

Der Straßenweltmeister von 2014 hat einmal mehr gezeigt, dass er seine persönlichen Ambitionen in den Dienst des Mannschafskapitäns stellen kann. „Teamspirit“ hat für den Allrounder allerhöchste Priorität. Dabei eilt Kwiatkowski nicht nur seinen Teamkameraden zu Hilfe, sondern auch seinen Landsleuten wie auf der 9. Etappe, als er Rafal Majka (Bora-hansgrohe), der in der Abfahrt vom Col de la Bliche gestürzt war, quasi im Schlepptau ins Ziel chauffierte. Für diese faire Geste zollte man ihm viel Respekt.

Dass Froome in Kwiatkowski einen hervorragenden Edeldomestiken hat, das wusste er vor dem Start der 104. Auflage der Tour de France. Der 27-jährige Pole war für Froome eine Art Ein-Mann-Schweizergarde: immer zur Stelle, immer bereit, die Rennsituation zu kontrollieren und sich für das Maillot Jaune aufzuopfern. „Michal zeichnet die besondere Fähigkeit aus, immer dort zu sein, wo man ihn braucht. Er ist nicht nur schnell, er kann auch im Wind Tempo bolzen, auf der Schlussgeraden seine Kollegen in Position bringen“, sagte Dave Brailsford, Manager der britischen Mannschaft Sky.

Kwiatkowski gab Froome sein Hinterrad, als dieser auf der 15. Etappe technische Probleme hatte, lotste ihn im Finale der 14. Etappe ins Gelbe Trikot, indem er ihn über Funk über einen entstandenen Riss in der Führungsgruppe informierte, und zum stärkeren Antritt pushte. Ein wahres Kunststück vollbrachte Kwiatkowski auf der 18. Etappe am dem berühmten Anstieg zum Izoard, als er, wohl gemerkt kein Kletterer par excellance, Froome bis vier Kilometer vor dem Gipfel begleitete und danach am Straßenrand völlig erschöpft stehen blieb, um keinen Sturz auszulösen. Man of the Match – so bezeichnet man solche Sportler im Fußball.

„Wir hatten ein Ziel, auf das wir uns konzentriert hatten“, äußerte sich Kwiatkowski im Interview mit dem TV-Sender ITV. „Tag für Tag kämpften wir um das Gelbe Trikot. Etappensiege spielten für uns keine Rolle, dasselbe gilt für andere Wertungen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele einzelne Ziele zusätzlich mehr Druck bedeuten. In diesem Jahr habe ich mich einfach darüber gefreut, dass ich Chris helfen konnte“, ergänzte „Kwiat“ ziemlich bescheiden. .

Zum Tageserfolg fehlte allerdings dann doch nicht viel. Am vorletzten Tag, im Zeitfahren in Marseille, musste sich der diesjährige Strade Bianche- sowie Mailand-Sanremo-Gewinner nur seinem Landsmann Maciej Bodnar (Bora-hansgrohe) geschlagen geben, der eine Sekunde schneller war. Diesen Etappensieg gönnte Kwiatkowski seinem Freund „Bodi“, zumal bei den nationalen Straßenmeisterschaften die Reihenfolge anders aussah.

An diesem Wochenende nimmt Kwiatkowski an der Clasica San Sebastian teil, danach wird er wahrscheinlich bei der Tour of Britain an den Start gehen und sich für die Straßen-WM in Norwegen vorbereiten. In der Zwischenzeit dürfte er auch seinen Vertrag mit der Equipe Sky verlängern. Froome wird es freuen, denn 2018 will er in den Elitenkreis der fünfmaligen Tour-Sieger dazustoßen. Mit Kwiatkowski hat er’s einfacher.

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