Die Erklärung für Yates fragendes Gesicht

Begleit-Motorrad raubte Van Avermaets Siegchancen in San Sebastian

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Begleit-Motorrad raubte Van Avermaets Siegchancen in San Sebastian"
Greg Van Avermaet (BMC) oder Adam Yates (Orica-GreenEdge), wer hätte unter normalen Umständen gewonnen? | Foto: Cor Vos

01.08.2015  |  (rsn) - Es war das Bild des Tages: Adam Yates (Orica-GreenEdge) rollte in San Sebastian als Sieger über den Zielstrich, ohne zu wissen, dass er in Führung lag. Gut sieben Kilometer vor dem Ziel hatte der Brite attackiert und sich von den Favoriten abgesetzt. Doch Yates dachte zu diesem Zeitpunkt, er befände sich auf der Verfolgung eines anderen Ausreißers: Greg Van Avermaet (BMC).

Der Belgier hatte bereits vor Yates die Flucht ergriffen, wurde im steilen Anstieg von Bordako Tontorra dann aber als alleiniger Spitzenreiter von einem Begleitmotorrad umgefahren und musste anschließend als Zuschauer beobachten, wie die Konkurrenz vorbei- und davonzog.

“Es war steil und der Motorradfahrer zu nah. Er fuhr mir hinten ins Rad, mein Rahmen brach und auch mein Hinterrad. Also war mein Rennen in diesem Moment vorbei", erklärte Van Avermaet in einer Pressemitteilung des BMC-Teams.

Als Yates am Ende des Anstiegs attackierte, stand Van Avermaet also längst hinter ihm am Straßenrand. Trotzdem dachte der Brite, er würde ihn jagen und fuhr deshalb mit dem Gedanken, Zweiter zu sein, über die Ziellinie. Erst als sein Soigneur ihm andeutete, dass er gewonnen hatte, richtete sich der 22-Jährige zum Jubeln auf.

“Ich hatte ernsthaft geglaubt, dass noch ein Ausreißer vorne war", bestätigte Yates, der auf dem Schlusskilometer mehrfach vergeblich versucht hatte, seinen Sportlichen Leiter via Funk über die Rennsituation zu befragen. „Der Funk war zu leise, um ihn zu verstehen." Gut möglich aber, dass auch die GreenEdge-Teamleitung nicht wusste, was mit Van Avermaet passiert war und Yates daher gar keine genaue Auskunft hätten geben können.

Denn BMC-Sportdirektor Yvon Ledanois beschwerte sich auch über den Umgang mit dem Vorfall. „Es gab keine Informationen darüber auf Radio Tour. Wir wussten also noch nicht einmal, dass es passiert ist", sagte er. Da tröstete natürlich auch der zweite Platz von Philippe Gilbert nicht.

Der Vorfall um Van Avermaet war in der Live-Übertragung des Rennens und auch für die Zuschauer im Ziel nicht zu sehen, weil Probleme mit einem Übertragungs-Flugzeug dafür gesorgt hatten, dass bis zu Yates Angriff sieben Kilometer vor dem Ziel keine Live-Bilder zu sehen waren. Trotzdem gab es später Beweisbilder für den Vorfall (siehe Video unten).

„Das Blöde ist, dass ich glaube, dass ich hätte gewinnen können", sagte Van Avermaet. „Ich hatte einen großen Vorsprung. (Da täuscht er sich, wie das Video unten beweist, Anm. d. Red.) Vielleicht wäre Adam Yates noch zu mir vorgekommen, aber ich glaube ich hätte dann für den Sprint da sein können. Man gewinnt die Clasica San Sebastian nicht jedes Jahr. Deshalb ist das sehr enttäuschend."

Enttäuschend endete die Clasica San Sebastian auch für den deutschen Vertreter des BMC-Teams, Rick Zabel. Er wurde nach 80 Kilometern durch einen Defekt gestoppt und musste aufgeben, weil sein Reserverad nicht mit ins Baskenland gereist war. „Es ist in London, weil ich der erste Ersatzfahrer für das Rennen dort morgen bin", erklärte Zabel auf Twitter.

Van Avermaets Sturz im Video auf dem YouTube-Kanal von CyclingHub15 - Tours:

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhen-Camp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt im Mai nicht mit seinem Team Visma – Lease a Bike im Höhentr

06.05.2024Pogacar stellt wie im kindlichen Spiel historische Episoden nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert beim 107. Giro d´Italia große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskie

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)