Michael und Christoph Schweizer im Porträt

„Es geht nicht darum, wer der bessere Bruder ist"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "„Es geht nicht darum, wer der bessere Bruder ist
Christoph und Michael Schweizer fuhren 2014 gemeinsam beim Team Synergy Baku. | Foto: Roth

18.01.2015  |  (rsn) – Rudi und Willi Altig, Sven und Lars Teutenberg, Bert und Ralf Grabsch, Udo und Hartmut Bölts, Fabian und Christian Wegmann, Markus und Thomas Fothen, Dominic und Daniel Klemme - Radsport-Brüder haben in Deutschland eine lange Tradition.

Neben Philipp und Max Walsleben sind Michael und Christoph Schweizer das derzeit einzig aktive Brüderpaar hierzulande. Beide konnten auf der Straße bereits diverse Siege einfahren, waren zuletzt im Rahmen einer dreiwöchigen Kanadareise bei den Burnaby4days und der Milton International Challenge aber auch auf der Bahn erfolgreich.

In der vergangenen Saison fuhren der 31-jährige Michael und sein drei Jahre jüngerer Bruder Christoph beim aserbaidschanischen Team Synergy Baku sogar gemeinsam in einem Team. Eine Erfahrung, die für beide von Vorteil war. „Man kennt einander perfekt, kann am Gesichtsausdruck des anderen seinen Zustand ablesen. Und man braucht nicht viele Worte um miteinander zu kommunizieren“, erklärte Michael radsport-news.com, und Christoph fügte an: „So kann man dann relativ gut abschätzen, wem das jeweilige Rennen besser liegt und für wen die Körner geopfert werden. Zudem hat man immer im Hinterkopf, dass da jemand im Feld ist, auf den man sich verlassen kann.“

Zuletzt machten die Schweizers sich ihre brüderlichen Fähigkeiten auf der Bahn zu Nutze, als sie bei der Milton International Challenge in Kanada den Madison-Wettbewerb gewannen. „Gerade im Madison sieht und fühlt man, ob der andere noch Power hat, angriffslustig ist oder lieber eine ruhige Phase braucht. Das gibt uns gegenüber vielen anderen Teams Vorteile“, erläuterte Christoph Schweizer, der in Kanada auch das Punktefahren gewann und somit ein weiteres Mal die deutsche Nationalhymne erklingen ließ.

Zwar haben die beiden Brüder einen Großteil ihrer Karrieren in verschiedenen Teams bestritten, als Rivalen haben sie sich nie wirklich gesehen. „Auch wenn wir oft unterschiedliche Trikots tragen, fahren wir uns grundsätzlich nicht gegenseitig hinterher oder versuchen den anderen auszustechen, um „der bessere Bruder" zu sein“, gab Christoph zu Protokoll.

Und Michael legte Wert auf die Feststellung: „Über jeden Erfolg meines Bruders freue ich mich wie über meinen eigenen, und im Rennen probieren wir auch immer, soweit möglich für statt gegeneinander zu fahren. In unterschiedlichen Trikots ist das zwar nicht immer möglich, aber bisher ist uns das recht gut gelungen“, sagte der Sprinter, der 2015 für das australische Continental-Team African Wildlife Safaris fahren wird, während sein Bruder mittlerweile beim deutschen Drittdivisionär Bike Aid unter Vertrag steht.

„Es war anfangs nicht geplant, wieder bei unterschiedlichen Teams zu fahren“, gestand Michael Schweizer ein. Der Trennung konnte er aber auch etwas Positives abgewinnen. „So können wir zum Beispiel nicht mehr unsere Trikots verwechseln“, scherzte er.

Da Michael nun vor allem Rennen in Australien bestreiten wird und Christoph in Europa, aber auch in Asien und Afrika aktiv sein wird, werden die Treffen im kommenden Jahr wohl seltener werden.

Den Radsport entdeckten die Schweizer-Brüder, deren Vater in jungen Jahren selbst aktiver Rennradfahrer war, erst recht spät für sich. Zunächst hatte für beide der Fußball höchste Priorität. Michael wechselte schließlich 1998 mit 15 Jahren zum Radsport, nachdem er seine „Talentlosigkeit im Fußball eingesehen“ hatte. „Da es im Radsport direkt ziemlich gut lief, blieb ich dabei und habe damit denke ich auch Chris mit dem Virus infiziert“, meinte er.

Christoph Schweizer blieb dem Fußball zunächst noch einige Zeit treu, konzentrierte sich schließlich, nachdem er bei Alemannia Aachen nicht den Sprung in die A-Jugend geschafft, ebenfalls voll und ganz auf den Radsport und bestritt 2004 bei den Junioren sein erstes richtiges Radsportjahr. „Michael war in Sachen Radsport also das Zugpferd“, so der jüngere der beiden Schweizer-Brüder, der 2012 sein Bachelor-Studium zum Polizeikommissar abgeschlossen hat und derzeit auch in der Aachener Hundertschaft aktiv ist.

Nach wie vor ist Radsport in der Familie Schweizer auch Thema Nummer eins. „Wir reden über vieles, aber der Radsport ist doch immer wieder Gegenstand unserer Gespräche“, sagte Michael. Dabei können beide aus einem großen Fundus lustiger Anekdoten schöpfen.

„In China fuhren wir mal zusammen beim Training einen schier endlosen Berg hoch, um dann festzustellen, dass dieser Berg irgendwo in einer Entenfarm endete und auf einmal hunderte Enten um uns herum waren“, gab Michael Schweizer, der, wenn er nicht im Rennsattel sitzt, als Verwaltungsbeamter im Kreis Aachen tätig ist, gegenüber radsport-news.com eine zum Besten.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Vermeersch von Lotto - Dstny zum UAE Team Emirates?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

26.04.2024Van den Broek nach Sieg auf Königsetappe neuer Spitzenreiter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe hat Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) die Führung im Gesamtklassement der 59. Türkei Rundfahrt (2.Pro) übernommen. Der 23-jährige Nie

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

26.04.2024Türkei: Van Poppel zur Königsetappe nicht mehr angetreten

(rsn) – Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) ist nicht mehr zur Königsetappe der Türkei-Rundfahrt angetreten. Wie sein Team auf X meldete, haben sich der Niederländer am Morgen unwohl gefühlt.

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Evenepoel nach schwerem Sturz auf dem Weg zurück

(rsn) – Drei Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder im Freien trainiert. Wie der Zeitfahrweltmeister auf der Train

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)